Warum die gesunkene "Titan" wohl bei der "Titanic" bleibt

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Das implodierte Tauchboot und seine Besatzung liegen auf dem Meeresboden. An Land hagelt es Kritik am Unternehmen – es drohen gewaltige Schadenersatzforderungen.

aus Washington Dirk Hautkapp

Sie haben es weder kommen sehen – noch gespürt. Der Tod im implodierten Tauchboot am Wrack der "Titanic" kam "in Milli-Sekunden", erklärten Militärärzte am Freitag. Die fünfköpfige Besatzung habe nicht gelitten. Für die Angehörigen der Opfer im Alter zwischen 19 und 77 Jahren ist die Expertise ein schwacher Trost.

Schon bevor die US-Küstenwache am Donnerstagnachmittag Ortszeit von gefundenen Trümmerteilen und einem "katastrophalen" Zwischenfall an Bord der Tauchkapsel berichtete, den niemand überlebt habe, gab es heftige Kritik am Betreiber OceanGate. Die Firma des "Titan"-Entwicklers Stockton Rush, der zu den Toten zählt, werde perspektivisch wohl mit "gewaltigen Schadensersatzforderungen" konfrontiert, erklärten Juristen in Washington. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass alle Teilnehmer des im Desaster geendeten Tiefsee-Abenteuers vorher Verzichtserklärungen unterzeichnen mussten, in denen die tödlichen Gefahren mehrfach aufgeführt waren.

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Warum die gesunkene "Titan" wohl bei der "Titanic" bleibt

Die US-Küstenwache suchte mehrere Tage nach dem U-Boot.

Rush hatte zuvor in Interviews eingeräumt, bei der Konstruktion des Tauchbootes "Regeln gebrochen" zu haben. 2021 und 2022 ging dies bei 46 wohlhabenden "Titanic"-Besuchern, die jeweils 250.000 Dollar für den Trip bezahlten, noch gut. In dieser Woche machte, nach der genauen Ursache für die Implosion wird noch gesucht, wohl das Material der Tauchkapsel dem Unternehmer einen fatalen Strich durch die Rechnung.

"Parallelen" zu "Titanic"

Zu den Kronzeugen der Kritik wurde der bekannte Hollywood-Regisseur James Cameron, der dem Untergang der "Titanic" in den 90er-Jahren ein preisgekröntes Film-Denkmal setzte und rund 30 Mal im U-Boot zum Wrack tauchte. Cameron sagte in US-Medien, es gebe "unheimliche Parallelen" zwischen der Tragödie und dem Sinken der "Titanic" 1912: Damals habe der Kapitän des Ozeandampfers Warnungen vor Packeis im Nordatlantik in den Wind geschlagen. Im Falle der "Titan" seien Warnungen ignoriert worden, dass das Tauchboot viel zu experimentell gebaut sei.

Unklar ist, wie es mit der Bergung der Überreste (und der Leichen), nur 500 Meter vom Titanic-Wrack entfernt, weitergeht. Der Chef der Küstenwache sprach von "unerbittlichen Bedingungen". US-Medien interpretierten: Die fünf Toten werden wohl in ihrem Seegrab belassen. Ebenfalls offen ist, ob OceanGate die Rechnung für den Rettungseinsatz präsentiert bekommt. Insider sprechen von zweistelligen Millionen-Summen.

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