Warum Küstenstädte über den "Weltuntergangsgletscher" besorgt sein sollten

Melting Glacier in a Global Warming Environment
Wissenschaftler vermuten, dass das beschleunigte Schmelzen des Thwaites-Gletschers in der Antarktis große Küstenstädte bedrohen könnte.

"Doomsday Gletscher" oder auch "Weltuntergansgletscher" sind die inoffiziellen Namen für den Thwaites-Gletscher, der sich in der Westantarktis befindet. Forscher vermuten, dass ihm diese Namen zurecht gegeben worden sein könnten.

Sollte der kolossale Gletscher, der die Größe des US-Bundesstaates Florida hat, zerfallen, könnte das den Meeresspiegel um bis zu 65 Zentimeter in die Höhe treiben. Der Inselstaat Kiribati, der sich an keinem Punkt mehr als zwei Meter über dem Meeresspiegel des Pazifischen Ozeans befindet, könnte in einigen Jahrzehnten unbewohnbar sein. 

Auch von Venedig sind schockierende Bilder bekannt, die Malediven sind ebenfalls vom Untergang bedroht. Ob große Küstenstädte wie London, New York oder Schanghai mit solchen Bedingungen umgehen könnten, ist noch unklar.

Zum ersten Mal sind Beweise dafür aufgetaucht, dass warmes Meerwasser unter den riesigen Thwaites-Gletscher gelangt ist. Das würde den Meeresspiegel weltweit ansteigen. "Die Sorge ist, dass wir die Geschwindigkeit unterschätzen, mit der sich der Gletscher verändert. Das hätte verheerende Folgen für die Küstengemeinden auf der ganzen Welt", sagt Dr. Christine Dow, Professorin an der Fakultät für Umwelt der University of Waterloo und Mitautorin der Studie "Thwaites is the most unstable place in the Antarctic", zur britischen Tageszeitung The Telegraph.

Anstieg des Meeresspiegels könnte für Küstenstädte verheerende Folgen haben

Der Klimawandel sorgt dafür, dass weltweit Temperaturen ansteigen und Gletscher und Polkappen schmelzen. Das geschmolzene Eis fließt direkt in die Weltmeere und treibt den Meeresspiegel in die Höhe. Der Thwaites-Gletscher ist 120 Kilometer breit und 1,2 Kilometer tief und schmilzt seit Jahrzehnten langsam. Jetzt hat ein internationales Forschungsteam von der University of California in Irvine hochauflösende Satellitendaten des Thwaites-Gletschers analysiert. 

Die Forschungen zeigten, dass warmes Meerwasser in das Eis des Gletschers eingedrungen ist. Das Wasser dringt an der Basis des Eisschildes ein, staut sich dort und verteilt sich durch natürliche Kanäle. Der Kontakt zwischen dem warmen Ozeanwasser und dem Gletscher führt laut dem Forschungsteam zu einem "kräftigen Schmelzen". Jeder plötzliche Anstieg könnte für Küstenstädte verheerende Folgen haben.

Dr. Rob Larter, der intensive Ermittlungen am Thwaites-Gletscher betrieben hat, meint, dass Untersuchungen des Polarkreises zur Vorhersage des Anstieges des Meeresspiegels eine sehr komplizierte Aufgabe sei. Es geht dabei darum, herauszufinden, was unter vielen hunderten (Kilo)Metern von Eis vor sich geht. Wissenschaftler glauben daher, dass gefährdete Nationen dringend in ihren Schutz investieren sollten.

Langfristig ist die Drosselung der CO₂-Emissionen der beste Weg nach vorne. Für den "Weltuntergangsgletscher" könnte es jedoch vielleicht schon zu spät sein. 

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