Österreichs Gletscher schmelzen doppelt so schnell
Die großen Gletscher in Österreich sind doppelt so schnell abgeschmolzen wie im langjährigen Durchschnitt – das ergaben die Herbst-Messungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Laut diesen wies der größte Gletscher, die Pasterze, sogar eine bis zu vier Mal so hohe Schmelzrate auf. Es sei heuer das „Worst-Case-Szenario“ eingetreten, so ZAMG-Expertin Marion Greilinger.
Im Rahmen des Gletscherbeobachtungsprogramms werden mit der Universität für Bodenkultur Wien jedes Jahr im Frühling und Herbst die Gletscher am Hohen Sonnblick (Goldbergkees und Kleinfleißkees) und am Großglockner vermessen. „Die ersten Ergebnisse zeigen, dass es ein extremes Jahr war“, sagte Greilinger.
Blankes Eis im Juni
Auf der Pasterze nahm die Eisdicke heuer selbst im oberen Bereich (oberhalb von ca. 3.000 Meter Seehöhe) um 3,7 Meter ab. Zum Vergleich: Im Schnitt lag die Schmelzrate bei 1,6 Meter Eisdicke pro Jahr. Auffallend sei heuer auch der frühe Beginn der Schmelze gewesen: „Die Gletscher haben schon im Juni angefangen, das blanke Eis zu zeigen.“
Als Gründe dafür nannte sie einen relativ schneearmen Winter und Frühling, gefolgt von einem heißen Sommer. Niederschlag fiel fast immer als Regen, daher konnte selbst im Hochgebirge keine Schneedecke entstehen, die die Gletscher vor dem Schmelzen schützt. Außerdem gab es im März ein sehr starkes Saharastaub-Ereignis. Die dunkle Schicht hätte den Vorgang beschleunigt, so Greilinger.
Einbrüche befürchtet
Nebeneffekte daraus seien etwa Felsinseln. Zudem würden Hohlräume unter den Gletschern entstehen. Es drohen massive Einbrüche des Eises. Auch lassen die starken Schmelzraten eine Trennung zwischen oberem und unterem Teil der Pasterze in den nächsten Jahren erwarten. Passiere das, könnte der obere Teil der Pasterze nicht mehr für Nachschub im unteren Teil sorgen. Dieser wird dann zu Toteis.
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