Terrorverdächtiger Österreicher in London schuldig gesprochen

Terrorverdächtiger Österreicher in London schuldig gesprochen
Der 31-Jährige wurde wegen "feindlicher Aufklärung" über einen irankritischen Fernsehsender in London verurteilt. Der Grazer war im Februar in einem Businesspark festgenommen worden.

"Er mochte einfach" das Gebäude. Das hatte der Grazer auf die Frage geantwortet, warum er Aufnahmen vom Gebäude 11 des Chiswick Business Park gemacht hätte, berichtete Sky News. Jenem Gebäude, in dem sich der regimekritische Sender Iran International befand, der wenige Tage nach den Vorkommnissen von London nach Washington umzog. Doch der Angeklagte blieb bei seiner Version: Er "staunte über die Architektur" des Geschäftsparks.

Die Geschworenen haben die Argumente nicht überzeugt. Sie befanden, er habe vielmehr versucht, für den Terrorismus nützliche Informationen zu sammeln und haben ihn Mittwochnachmittag im Old Bailey, dem Londoner Strafgericht, schuldig gesprochen. Der Angeklagte zeigte bei der Urteilsverkündung keine Regung. Am Freitag wird Richter Richard Marks das Urteil verkünden. 

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Mit dem Taxi zum Tatort

Der 31-Jährige war vergangenen Februar von Wien nach Gatwick geflogen und dort mit einem Taxi direkt zu dem Geschäftspark im Westen von London gefahren. Er hatte die Fahrt bar bezahlt und die Baseballmütze vor dem Aussteigen noch einmal ausgetauscht, informierte Verteidiger Nick de la Poer am ersten Tag des Verfahrens, vergangenen Montag. Er war dann zu jenem Gebäude gegangen, von dem er Fotos und Aufnahmen auf seinem Handy empfangen hatte.

De la Poer informierte die Geschworenen auch darüber, dass  der Sender Iran International zuvor vom iranischen Geheimdienst zu einer terroristischen Organisation erklärt worden sei, und dass vor der Festnahme des Österreichers andere das Medium überwacht hatten.

Betrügern aufgesessen

Der Österreicher bestritt den Anklagepunkt, dass er versucht habe, Informationen zu sammeln, die für eine Person, die einen terroristischen Akt begeht oder vorbereitet, von Nutzen sein könnten, und behauptete, er sei "reingelegt" worden, um das Londoner Büro von Iran International zu besuchen.

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Er sagte aus, dass er und sein Vater um rund 20.000 Euro betrogen worden waren und dass man den Betrügern gesagt hatte, sie könnten zu einem Gewerbegebiet im Westen Londons zurückverfolgt werden, ohne zu wissen, dass es sich dabei um den Hauptsitz von Iran International handelte.

"Lassen uns nicht einschüchtern"

Ein Sprecher von Iran International sagte laut Reuters in einer Erklärung am Mittwoch, dass der Prozess eine Erinnerung war "an die Bedrohungen, denen Journalisten und Nachrichtenorganisationen ausgesetzt sind." 

Doch man lasse sich nicht durch Drohungen einschüchtern "Unsere Journalisten werden weiterhin die unabhängigen, unzensierten Nachrichten liefern, die die Menschen im Iran verdienen." Das  Urteil habe eine klare Botschaft gesandt, "dass das Vereinigte Königreich eine Bastion der freien Meinungsäußerung bleibt."

Iran International sendet seit September wieder aus London.

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