Prozess um Gruppenvergewaltigung von 12-Jähriger: Urteil sorgt für Empörung

Schriftzug Verhandlungsaal in Wiener Gericht
Ein 17-jähriger Syrer wurde am Dienstag vom Vorwurf der Vergewaltigung an einer 12-Jährigen freigesprochen - und steckte dem Anwalt des Mädchens 100 Euro zu.

Eine Zwölfjährige wurde 2023 in Favoriten über mehrere Monate von einer Jugendgruppe (insgesamt 17 Personen, laut Polizeiangaben aus Österreich, Syrien, der Türkei, Bulgarien, Italien und Serbien) mutmaßlich mehrfach sexuell missbraucht. Am Dienstag wurde ein 17-Jähriger in dem Fall im Wiener Landesgericht für Strafsachen freigesprochen. 

Das Urteil (nicht rechtskräftig) sorgt über die Grenzen Österreichs hinaus für empörte Reaktionen. 

Symbolische 100 Euro 

Die Gruppe soll die Taten gefilmt, fotografiert und das Mädchen damit erpresst haben. Unter anderem soll es in einem Parkhaus zu Oralsex zwischen der damals 12-Jährigen und dem heute 17-jährigen Angeklagten gekommen sein, der sich am Dienstag vor Gericht verantworten musste. "Ich habe mehrmals gesagt, ich will nicht. Er hat meinen Kopf gepackt. Ich habe keinen Ausweg gesehen", schilderte das Mädchen.

Der Anwalt des Angeklagten argumentierte dagegen, auch wenn sein Mandant das "Nein" hätte "akzeptieren müssen". Sein Mandant habe das Mädchen, von dem er laut eigenen Angaben gedacht hätte, es sei schon 14, angebettelt und schließlich überredet. Das Mädchen hätte jedoch einfach weggehen können, hätte um Hilfe schreien oder zubeißen können, wie der Anwalt weiter ausführt. "Sie hat auch Nacktfotos verschickt. Da ist bei meinem Mandanten ein falscher Eindruck entstanden." Eine Gutachterin stellte zudem fest, dass das Opfer "keine bleibenden Schäden" davonträgt.

Es war der bereits zweite Prozesstag im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung. Das Gericht ging am Dienstag im Zweifel zugunsten des Angeklagten vor, der KURIER war bei der Urteilsverkündung vor Ort. Der 17-jährige Syrer holte danach zwei 50-Euro-Scheine aus seiner Hosentasche und legte sie auf den Tisch des Anwalts des Mädchens, vor den Augen der Mutter der heute 13-Jährigen.

Medienreaktionen: "Grenzenlose Verachtung"

Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland wurde dieses Urteil am Mittwoch medial zum Thema. "Die Mutter des Mädchens war fassungslos und es flossen Tränen," schreibt etwa focus online über den Prozessausgang am Dienstag.

"Syrer muss für Missbrauch von zwölfjährigem Mädchen 100 Euro Wiedergutmachung zahlen" wiederum titelte am Mittwoch die Welt.

"Es ist das zweite Mal, dass die Richter einen der Angeklagten freisprechen", fasst wiederum der Stern zusammen.

"Grenzenlose Verachtung gegenüber dem Opfer, die hier im Prozess deutlich wurde", zitiert die Bild den Anwalt des Mädchens. 

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