Suezkanal: „Ever Given“ schwimmt, Weltwirtschaft stockt

Suezkanal: „Ever Given“ schwimmt, Weltwirtschaft stockt
Der Riesenfrachter ist wieder flott, der Schiffsstau wird sich nur langsam auflösen. Der Rechtsstreit beginnt erst.

Bis zuletzt war es eine Zitterpartie, doch am Montagnachmittag kam die erlösende Nachricht. Eines der größten Containerschiffe der Welt, die „Ever Given“ (angeschrieben mit Evergreen, da das Schiff an die taiwanische Reederei „Evergreen Marine“ verleast wurde) konnte wieder flott gemacht werden und steht in Fahrtrichtung zur Ausfahrt Suezkanal.

Suezkanal: „Ever Given“ schwimmt, Weltwirtschaft stockt

Montagfrüh hieß es: „Wir sind noch nicht fertig“, denn das Heck war zwar frei, doch der Bug steckte noch im Sand fest. Immerhin wurde das 400 Meter lange Schiff mit 17 Metern Tiefgang, beladen mit 18.000 Containern, schon „zu 80 Prozent in die richtige Richtung gebracht“. Doch es konnte „noch nicht schwimmen“, teilte die japanische Reederei Shoei Kisen mit.

Zudem ist ein Ballasttank im Vorschiff beschädigt. Maschine und Ruder seien aber betriebsbereit, erklärte der deutsche Schiffsmanager Bernhard Schulte, der bei der Bergeaktion für Technik und Mannschaft verantwortlich ist. Die Ingenieure und Taucher überprüften am Montag, ob es angesichts der enormen Kräfte, die auf den Riesen einwirken, zu Spannungsrissen im Rumpf gekommen ist. Wäre das so, befürchtete man, dass der derzeit 224.000 Tonnen schwere Frachter noch auseinanderbrechen könnte.

Riesenschaden

Die wirtschaftlichen Folgen der einwöchigen Blockade des Suezkanals sind dennoch horrend. Auf beiden Seiten des Kanals stauen sich derzeit an die 400 Frachtschiffe. 50 pro Tag können passieren.

Nach nur einer Woche, errechnete der Logistikexperte der WU-Wien, Sebastian Kummer, Mehrkosten von 1,5 bis 2 Milliarden Euro. Die Allianz Versicherung war am Freitag von einem Schaden von bis zu zehn Milliarden Dollar pro Woche ausgegangen. Forscher am Kieler Institut für Weltwirtschaft fürchten, dass die Preise für den maritimen Container-Transport weiter explodieren werden.

Vor der Corona-Krise kostete die Verschiffung eines Containers von China nach Europa zirka 1.000 Dollar, vor Weihnachten waren es 6.500 Dollar, vor der aktuellen Suezkanal-Krise zwischen 4.000 und 5.000 Dollar.

Ein Grund für die Preisexplosion: Im Schnitt wurden pro Monat zirka 900.000 Container von Asien in die USA verschifft. Denn in die USA waren die Seeraten mit bis zu 10.000 Dollar noch höher.

Die Pandemie hatte allerdings sehr viele Hafenarbeiter und Lkw-Fahrer erwischt, das Löschen der Ware funktionierte nicht richtig. Und so stapelten sich Container in den USA und kamen nicht mehr zurück nach Asien oder Europa. Container-Knappheit war die Folge, da man nicht so schnell neue produzieren konnte.

Das brachte die weltweiten Lieferketten schon unter massiven Druck. Die Blockade des Suezkanals war jetzt eine Draufgabe, mit der niemand rechnen konnte.

Die weltgrößte Container-Reederei Maersk befürchtet, dass sie die Auswirkungen noch Monate beschäftigen werden. Aktuell stecken drei Schiffe im Kanal und 29 warten auf die Einfahrt. 15 Frachter wurden auf die 7.000 km längere Strecke um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet. Die dänische Hapag-Lloyd-Gruppe rechnet damit, dass es noch länger dauern wird, bis sich der Schiffsstau aufgelöst hat.

Ermittlungen

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch Teil der Untersuchungen. Auf der Brücke waren zwei Lotsen. Eine der Ursachen sei der „starke Wind“ in Folge eines Sandsturms gewesen. Menschliches Versagen ist zumindest wahrscheinlich. Bevor das Schiff in den Suezkanal einfuhr, zeichnete es in seinen Warteschleifen die Kontur eines Penis nach. Was nicht strafbar ist, da so riesige Schiffe auf dem Meer nicht stehen bleiben können, da sie sonst manövrierunfähig sind.

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