Am Freitag ging ein Radarbild um die Welt: Die "Ever Given“ hatte, während sie auf die Einfahrt in den Suezkanal warten musste, Warteschleifen gedreht und eine Route gewählt, die einen Penis nachzeichnet.
Frachtschiffe können auf offener See nicht stehen bleiben, sondern müssen ständig in Fahrt sein. Nicht nur wegen der Wellen und Winde, sondern weil sie sonst manövrierunfähig werden. Ob der Kapitän jetzt einen Penis "fährt“ oder Kurven oder eine Katze zeichnet, ist dabei völlig irrelevant. Zum Gaudium der Mannschaft wurde offenbar die Penis-Route im Roten Meer gewählt.
Doch inzwischen ist das Lachen allen Beteiligten vergangen. Mehr als 300 Schiffe warten derzeit im Mittelmeer und im Roten Meer auf die Durchfahrt durch den Suezkanal. Einige Reedereien haben ihre Mannschaften angewiesen, den 7.000 Kilometer längeren Weg über das Kap der guten Hoffnung nach Europa zu nehmen. Diese Fahrt dauert jedoch zehn bis 16 Tage länger als der Abschneider durch den Suezkanal.
Und es ist eine reine Kostenfrage, mit wie viel Knoten sich die schwer beladenen Schiffe fortbewegen können. Es gilt, schneller und pünktlicher oder langsamer und später abzuwägen. Die globalen Lieferketten könnten bald ins Stocken geraten. Der Ölpreis zieht wieder stark an. „Das wird uns noch ein bis zwei Monate auf Trab halten“, sagt der Lieferkettenexperte Joachim Schaut vom Logistikdienstleister DB Schenker. Jede Woche Verzögerung kostet die Weltwirtschaft sechs Milliarden Euro.
"So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt“, sagt ein bekannter Wiener Spediteur, der aber aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannt werden will. Er hat Ladungen aus China auf drei Schiffen verteilt, die vor dem Suezkanal warten und mit enormer Verspätung in Rotterdam ankommen werden. Die anfallenden Mehrkosten und Pönalezahlungen bei nicht On-Time-Lieferungen, so weiß er aus Erfahrung, wird keine Versicherung der Welt abdecken. Versichert ist vermutlich nur die Ware, die sich auf der "Ever Given“ befindet.
Die Suezkanal-Behörde wird vom niederländischen Bergungsunternehmen Boskalis unterstützt. Ein Boskalis-Sprecher erklärte: Man versuche jetzt mit einem doppelten Ansatz die "Ever Given“ freizubekommen und sie von zwei Seiten loszulösen. Zum einen versucht ein Baggerschiff 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Sand abzusaugen. Gleichzeitig muss das Gewicht des Schiffes verringert werden. Deshalb wird Brandstoff abgepumpt.
Eines der Hauptprobleme: Es ist unklar, wie groß die Reichweite der verfügbaren Baggerschiffe ist. Auch die Art des Bodens spiele eine Rolle. "Sand spült schnell weg, das wäre günstig.
Aber bei lehmartigem Boden kann man graben, so viel man will, der Boden daneben bleibt stehen.“ Und dann bleibt zu hoffen, dass die geeigneten Schiffe schnell zur Verfügung stehen, die Diesel abpumpen können.
Die "Ever Given“ wurde von der taiwanischen Evergreen Marine geleast, läuft unter der Flagge Panamas und gehört dem japanischen Reeder Shoei Kisen. Dort heißt es: "Wir haben keine Prognose, wann die Arbeit erfolgreich sein wird.“
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