Spanisches Königshaus: Die späte Rache an Juan Carlos I.
Die frühere Geliebte von Juan Carlos I. erhebt in einem Podcast schwere Vorwürfe gegen den Adeligen, der aktuell vor Gericht um seine Immunität kämpft.
11.11.22, 16:33
aus Madrid Stefanie Claudia Müller
Den 7. November werden die spanischen Anhänger des 84-jährigen Juan Carlos I. so schnell nicht mehr vergessen. An diesem Herbsttag wurde seine verhängnisvolle Affäre mit Corinna zu Sayn-Wittgenstein in Form einer spanisch-englischen Podcast-Serie ("Corinna und der König") gelauncht. Die ersten beiden Kapitel hat die spanische Zeitung Ara veröffentlicht.
Die Adelige berichtete schon in anderen Interviews, dass sie seit 2012 vom spanischen Geheimdienst bespitzelt worden sei, aber in diesem Podcast wird sie ganz intim. Sie erzählt, wie der König 2004 bei ihrem ersten Treffen bei einem Jagdausflug in Spanien fasziniert mit Waffen gespielt habe, von seinem Geständnis ihr gegenüber, den Tod seines Bruders mitverschuldet zu haben, sowie von angeblich dubiosen Wirtschaftspraktiken.
Opferrolle
Corinna Sayn-Wittgensteins Intention, den Podcast zu machen, der auch die jüngste spanische Geschichte rund um Juan Carlos I. mit Zeitzeugen aufarbeitet, dürfte nicht sein, die Massen mit ihrer enttäuschten Liebe zu dem charismatischen König zu fesseln. Sie will wohl eher klarmachen, dass sie sein Opfer gewesen sei. Es sind bekannte amerikanische Journalisten, die Pulitzer-Finalisten Tom Wright und Bradley Hope, die der 58-Jährigen dabei geholfen haben.
Während Sayn-Wittgenstein im ersten Kapitel noch davon berichtet, dass sie sich wie seine Ehefrau gefühlt habe, und wie sie mit ihrem Wissen über Waffen sein Herz bei einem Jagdausflug erobert habe, gibt die zweite Folge bereits einen Einblick, wie es damals vor der Finanzkrise in Spanien zugegangen sei und was sich hinter der spanischen Demokratiefassade verborgen habe. Bestimmte Firmen wie Telefónica hätten genauso wenig kritisiert werden dürfen wie der König.
Inmitten der Pandemie im Sommer 2020 musste dieser dann jedoch ins Exil nach Abu Dhabi flüchten, weil Schwarzgeldkonten in der Schweiz aufgeflogen waren, die auch seine Geliebte ins Zwielicht gebracht hatten. Es ging um Schmiergeldzahlungen bei spanischen Prestigeprojekten in Saudi-Arabien. Corinna Sayn-Wittgenstein reichte dann im Dezember 2020 beim Londoner High Court eine Nötigungs- und Belästigungsklage für den Zeitraum 2012 bis 2020 gegen den spanischen Royal ein. Hintergrund: Er habe ihr die entdeckten 65 Millionen Euro geschenkt, wiederholte sie immer wieder.
Später habe er das Geld jedoch unter Androhungen zurückgefordert. Er soll sie beschattet haben, behauptet Corinna in ihrer Klageschrift.
Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Doku-Dramas ist perfekt gewählt: Juan Carlos I., der bis zu seiner Abdankung 2014 Immunität genoss, muss sich dieser Tagen erneut vor Gericht gegen seine Ex-Geliebte verteidigen. Im März dieses Jahres war seine Forderung auf Einstellung des Verfahrens zurückgewiesen worden. Gegen diese Entscheidung legten seine Anwälte wiederum Berufung ein. Juan Carlos besitze als Mitglied des spanischen Königshauses weiter Immunität. Das soll in diesen Tagen geprüft werden.
Spanische Medien wie das konservative Blatt La Razón glauben, dass die deutsche Unternehmerin den Spieß erfolgreich umgedreht habe. Die Zeitung spekuliert auf eine außergerichtliche Einigung beider Parteien, egal wie das Gericht weiter vorgehen will. Der Schaden für das Ansehen des spanischen Königshauses durch diese verhängnisvolle Affäre sei jedoch nicht mehr gutzumachen, glauben viele.
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