Schwarze riefen in L.A. Polizei um Hilfe - und wurden festgenommen

George Floyd protest in Califronia
Afroamerikaner wollten ihren Laden vor Plünderungen schützen - Polizisten richteten Waffen gegen die Männer und legten ihnen Handschellen an.

Im US-Bundesstaat Kalifornien ist eine Gruppe Afroamerikaner, die einen Laden vor Plünderern schützte, zeitweise festgenommen worden. Der Zwischenfall wurde live im Fernsehen übertragen. Einige Polizeibeamte nahmen die Verfolgung der mutmaßlichen Plünderer auf, andere weiße Polizisten richteten ihre Waffen aber gegen die Beschützer des Ladens und legten ihnen Handschellen an.

Drei Schwarze standen in Los Angeles im Viertel Van Nuys vor einem Laden, wehrten Plünderer ab und riefen die vorbeifahrende Polizei zur Hilfe, wie Aufnahmen des örtlichen Fernsehsenders Fox 11 zeigten. Das Video verbreitete sich in den USA am Dienstag (Ortszeit) rasant in sozialen Medien. Viele Nutzer kommentierten, der Vorfall zeige erneut, dass die US-Polizei Schwarze immer noch vor allem als Täter sehe.

Eine der drei festgenommenen Personen sagte Fox 11 später, die Polizei habe sie wieder freigelassen, nachdem der Besitzer des Ladens die Verwirrung aufgeklärt hätte.

In Los Angeles kam es am Rande der Demonstrationen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz im Bundesstaat Minnesota wiederholt zu Plünderungen.

Der Gouverneur des Bundesstaats Minnesota, Tim Walz, teilte am Dienstag mit, die Menschenrechtsabteilung seiner Verwaltung habe eine Bürgerrechtsklage gegen die Polizeibehörde der Großstadt eingebracht. Nun würden deren Richtlinien, Verfahren und Praktiken der vergangenen zehn Jahren untersucht, um herauszufinden, ob die Polizei in Minneapolis systematisch Minderheiten diskriminiert habe.

In den USA hatte es am Dienstag in vielen Großstädten erneut Massendemonstrationen gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeibrutalität gegeben, die teilweise gegen Abend in gewaltsame Ausschreitungen umschlugen. Das US-Militär verlegte 1.600 Soldaten nach Washington. Roxie Washington, die Mutter von George Floyds sechsjähriger Tochter Gianna, fordert Gerechtigkeit.

Große Märsche fanden in Los Angeles, Philadelphia, Atlanta und New York City sowie in Washington D.C. statt. Auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles füllten Hunderte von Menschen die Straßen und marschierten an berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Andere versammelten sich vor der Hauptwache der Polizei in der Innenstadt, umarmten Polizisten und reichten sich die Hände als Zeichen des Friedens. In New York City marschierten Tausende friedlich die 86th Street hinauf, hielten Schilder mit der Aufschrift "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden" und skandierten "sag' seinen Namen, George Floyd", gefolgt von einer stillen Mahnwache. In Floyds Heimatstadt Houston versammelten sich Tausende zu einem von seinen Freunden und seiner Familie organisierten Marsch.

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Friedliche Demonstrationen schlugen in Gewalt um

Nach Einbruch der Dunkelheit schlugen die friedlichen Demonstrationen trotz der Ausgangssperre teilweise in Gewalt um: Es kam in mehreren Städten zu Ausschreitungen, Vandalismus, Brandstiftung und Plünderungen. Demonstranten zertrümmerten Fenster und plünderten Luxusgeschäfte auf der Fifth Avenue in New York und setzten ein Einkaufszentrum in Los Angeles in Brand. In einigen Städten wurden Polizeibeamte mit Steinen und Gegenständen beworfen. In zwei Städten wurden nach offiziellen Angaben fünf Polizisten von Schüssen getroffen, einer davon schwer. Vor dem Weißen Haus protestierten Hunderte, Demonstranten skandierten Slogans wie "Wir bewegen uns nicht" und "Scheiß auf eure Ausgangssperre".

Laut einer am Dienstag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage sympathisiert eine Mehrheit von 64 Prozent der US-Bürger mit den Protesten.

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