Polizeigewalt zum Frauentag in Istanbul

Polizeigewalt zum Frauentag in Istanbul
Die Polizei versuchte die Demonstrationen zu verhindern und setzte auch Tränengas ein.

Trotz eines großen Polizeiaufgebots haben sich in der türkischen Millionenmetropole Istanbul anlässlich des Weltfrauentags zahlreiche Demonstrantinnen versammelt. Sie zogen am Dienstagabend durch den zentralen Stadtteil Cihangir und skandierten unter anderem: "Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht".

Die Polizei setzte vereinzelt Tränengas ein, drängte Frauen in Seitenstraßen zusammen und versuchte sie daran zu hindern, zum Protestmarsch zu stoßen, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Auch in anderen türkischen Städten versammelten sich Demonstrantinnen zum Weltfrauentag.

Die türkischen Behörden hatten die Demonstration im Zentrum Istanbuls am Montag untersagt. Zur Begründung wurde der Schutz von Recht und Freiheit und die Prävention von Kriminalität genannt. Die Polizei sperrte schon am Dienstagnachmittag den Zugang zur bekannten Einkaufsstraße Istiklal ab, um die für den Abend angekündigte Kundgebung zu verhindern.

Kritik an struktureller Gewalt

Das Verbot habe sie nicht überrascht, weil es die Haltung der türkischen Führung gegenüber Frauen widerspiegele, sagte Mitorganisatorin Rojda Aksoy der dpa. Die Regierung tue alles, um "Mörder, Vergewaltiger und männliche Täter" nicht zu bestrafen.

Frauen, die sich selbst verteidigen wollten, würden indes bestraft. Sie fänden in der Türkei keine ausreichende Unterstützung, um etwas gegen die Gewalt auszurichten, kritisierte Aksoy. Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei, wie in vielen anderen Ländern, ein großes Problem. Im vergangenen Jahr war die Türkei trotz Protesten aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen ausgetreten.

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