Von Lara Güven
Die 15-jährige Opoku aus der süd-ghanaischen Ashanti Region besucht während ihrer Periode nicht die Schule. Es geht nicht um Schmerzen und es ist auch kein Boykott.
Sie wurde aufgrund eines Blutflecks auf der Uniform gehänselt und befürchtet, es könnte wieder passieren. Damenbinden kann sie sich nicht leisten und somit greift sie als Alternativen zu Toilettenpapier, Windeln oder Stoffresten. Opoku lebt in Periodenarmut.
Preise steigen stark
Im westafrikanischen Ghana erleben Einwohner seit rund einem Jahr die größte Wirtschaftskrise einer Generation. Preise von Gütern steigen durchschnittlich um 41 Prozent jährlich. Vor allem bereits vulnerable Teile der Bevölkerung sind stark betroffen. Im Juni kam es in der Hauptstadt Accra zu Protesten von Aktivistengruppen, die eine Abschaffung der Steuer auf Menstrualprodukte verlangen.
Die Preise von Damenbinden sind innerhalb eines Jahres um 140 Prozent gestiegen. Laut Angaben der Ghana Revenue Authority (GRA) werden Menstruationsartikel, sprich Tampons und Binden, als „Endverbrauchsgüter“ eingestuft.
Aus diesem Grund trifft sie eine 20-prozentige Importsteuer. Produkten, die als „grundlegende soziale Güter“ klassifiziert werden, wird keine zusätzliche Steuer auferlegt. Aktivisten verlangen eine neue Einstufung der Artikel in diese Kategorie. Die hohen Preise der Periodenprodukte führen zu sozialer und wirtschaftlicher Benachteiligung von Frauen.
Weltweit 500 Millionen Frauen betroffen
Unter Periodenarmut versteht man, dass Periodenprodukte wie Tampons und Binden eine große finanzielle Belastung darstellen. Laut der Weltbank leiden 500 Millionen Frauen weltweit an Periodenarmut. Vor allem im globalen Süden, in Ländern wie Kenia und Indien, ist Periodenarmut weit verbreitet.
Laut Angaben der UNESCO verpasst eins von zehn Mädchen in Subsahara-Afrika Unterrichtsstunden aufgrund der Menstruation. Somit sind Mädchen teils bis zu 20 Prozent des Schuljahres abwesend. Es entstehen Bildungslücken und es kommt zu sozialer Ausgrenzung, wodurch schlussendlich auch wirtschaftliche Folgen gezogen werden. Jobmöglichkeiten werden geringer und ein Weg aus der Armut wird noch unwahrscheinlicher.
Auch in Österreich
Österreicherinnen ist Periodenarmut ebenfalls nicht fremd. Laut Umfragen ist jede zweite Frau betroffen: 53 Prozent würden sich besser mit Hygieneartikeln versorgen, wenn diese günstiger wären.
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Mit Jahresbeginn 2021 wurde die sogenannte „Tamponsteuer“, also die Umsatzsteuer auf Menstruationsprodukte, von 20 auf zehn Prozent reduziert. Die Produkte werden nun als Güter des täglichen Bedarfs eingestuft. „Bluten ist kein Luxus, eine Steuer, die nur Frauen zahlen, ist ungerecht“, so die Grüne Frauensprecherin Meri Disoski.
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Die Abschaffung der Tamponsteuer allein reicht aber nicht, um Periodenarmut zu beenden. In Kenia wurde diese 2004 bereits aufgehoben, dennoch leben 65 Prozent der Frauen nach wie vor in Periodenarmut. 2022 wurde Schottland zum Vorreiter, indem es Periodenartikel gratis machte – laut schottischer Regierung ein „fundamentaler Beitrag zur Gleichberechtigung“.
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