Paar verkaufte alles für 3-jährige Kreuzfahrt - dann wurde sie abgesagt
Es hätte die Reise ihres Lebens sein sollen. Ganze drei Jahre hätte die "ultimative Bucket-List-Kreuzfahrt", wie die türkische Kreuzfahrtreederei Miray Cruises dafür geworben hatte, dauern sollen. Ab November sollten die glücklichen Passagiere laut dem Werbevideo "13 Weltwunder, 382 Häfen in 140 Ländern, die auf sieben Kontinenten verteilt sind" bereisen. Darunter wären auch Kara und Joe Youssef aus dem US-Staat Ohio gewesen. Die Betonung liegt auf "wären" - denn das riesige Schiff "MV Lara" hat den Istanbuler Hafen niemals verlassen.
Der Grund: Das Interesse an der "ultimativen Kreuzfahrt" war mäßig. Lediglich 100 von 600 möglichen Kabinen wurden gebucht, weswegen die Investoren absprangen. Die Absage der Mega-Weltreise erfolgte kurz vor dem geplanten Ablegen. Über 1.000 Passagiere saßen auf gepackten Koffern. So auch Kara und Joe Youssef, die allerdings bis auf die Sachen in ihren Koffern kein Hab und Gut mehr haben.
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Die Passagiere wurden reingelegt
"Wir haben alles verkauft, was wir haben, um diesen Traum zu verwirklichen. Wir sind am Boden zerstört", beichtete die 36-jährige Kara im Gespräch mit der New York Times. Sie und ihr Mann hatten in den USA alles zurückgelassen, ihre Wohnungen und ihr Hab und Gut verkauft, ihre Ersparnisse abgehoben, um sich eine Kabine auf dem Schiff "MV Lara" leisten zu können. Diese kostete den Angaben der US-Amerikanerin nach um die 80.000 Dollar. Nun hängen die beiden seit beinahe drei Monaten in einem Hotel in Istanbul fest.
Sie wussten zwar wie die anderen Passagiere auch, dass die Reederei mit Problemen - vor allem mit Investoren - zu kämpfen hatte. Dennoch: "Sie machten uns bis zur letzten Minute Hoffnung", erzählte Kara Youssef, die wie alle anderen Passagiere reingelegt wurde. Die Einzahlungen, die die Gäste tätigten, seien durch eine Bürgschaft bei der Federal Maritime Commission geschützt, beteuerte das Unternehmen immer wieder. Die Recherchen der New York Times ergaben aber, dass diese Bürgschaft nie hinterlegt wurde.
Die Hoffnung auf Rückzahlung aufgegeben
So müssen die Passagiere damit rechnen, dass ihnen das Geld entweder niemals oder erst nach einem langwierigen Gerichtsprozess zurückerstattet wird. Immerhin haben die Youssefs in Istanbul eine Bleibe: Sie leben in einem Hotel, das von den Reiseorganisatoren bezahlt wird.
Die Hoffnung, dass sie ihr Geld jemals wiedersehen werden, haben viele Passagiere, die die New York Times gesprochen hat, aufgegeben. "Ich gehe davon aus, dass das Unternehmen geschlossen oder umstrukturiert wird und alles, was ich eingezahlt habe, niemals ausgezahlt wird", sagte die pensionierte Sozialarbeiterin Mary Rader. D
Die Youssefs sind am Boden zerstört. "Uns droht die Obdachlosigkeit", fürchtet Kara Youssef.
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