Osternacht im Petersdom: Papst ruft zu "Friedensgesten" auf

Osternacht im Petersdom: Papst ruft zu "Friedensgesten" auf
Rund 5.500 Personen beteiligten sich an der Zeremonie. Franziskus machte anwesendem Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol Mut.

Gemeinsam mit Tausenden Gläubigen und Pilgern hat Papst Franziskus am Samstagabend im Petersdom an der Zeremonie der Osternacht teilgenommen. Der von Knie- und Hüftschmerzen geplagte Papst konnte erstmals die Messe der Osternacht nicht selbst leiten. Stattdessen nahm er von einem Stuhl vor den Bankreihen der Gläubigen aus am Gottesdienst teil. Hauptzelebrant war Kardinal Giovanni Battista Re, der Dekan des Kardinalskollegiums. Die Predigt verlas Papst Franziskus selbst.

Rund 5.500 Personen beteiligten sich an der Zeremonie. Der Ritus begann im Atrium des Petersdoms mit der Segnung des Feuers und dem Anzünden der Osterkerze. Beim Einzug in den noch dunklen Dom wurden zum lateinischen Ruf "Lumen Christi" (Licht Christi) die Kerzen der Priester und dann die aller Gläubigen entzündet. Anschließend zog der Papst in einer langen Prozession mit Kardinälen und Bischöfen in die Kirche ein. Die Kerzen symbolisieren die Auferstehung Jesu, die von den Christen weltweit gefeiert wird. Danach folgten der Wortgottesdienst und die Taufliturgie.

Osternacht im Petersdom: Papst ruft zu "Friedensgesten" auf

"Gesten des Friedens in Zeiten des Krieges"

Der Papst rief in seiner Predigt dazu auf, Jesus Christus "in den Alltag zu bringen: mit Gesten des Friedens in dieser von den Schrecken des Krieges gezeichneten Zeit; mit Werken der Versöhnung in zerbrochenen Beziehungen und des Mitgefühls gegenüber den Bedürftigen; mit Taten der Gerechtigkeit inmitten von Ungleichheiten und der Wahrheit inmitten von Lügen. Und vor allem mit Werken der Liebe und der Brüderlichkeit".

Der Papst rief dazu auf, offen für die Hoffnung zu sein, denn der Schmerz werde nicht das letzte Wort haben. "Allzu oft blicken wir auf das Leben und die Wirklichkeit mit nach unten gerichteten Augen; wir starren nur auf das Heute, das vergeht, wir sind desillusioniert, was die Zukunft angeht, wir verschließen uns in unseren Nöten, wir richten uns im Gefängnis der Apathie ein, während wir uns weiter beklagen und denken, dass sich die Dinge nie ändern werden. So verharren wir regungslos vor dem Grab der Resignation und des Fatalismus und begraben die Freude am Leben. Doch der Herr möchte uns in dieser Nacht andere Augen schenken, die von der Hoffnung erhellt werden, so dass Angst, Schmerz und Tod nicht das letzte Wort über uns haben werden", so der Heilige Vater.

Osternacht im Petersdom: Papst ruft zu "Friedensgesten" auf

Ukrainischer Bürgermeister anwesend 

Am Ende seiner Predigt wandte sich der Papst direkt an den Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol, Ivan Fedorow, der mit drei Abgeordneten im Petersdom anwesend war, nachdem er vom vatikanischen Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin am Samstag empfangen worden war. "In dieser Dunkelheit, die Sie erleben, Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren des Parlaments, der Dunkelheit des Krieges und der Grausamkeit, beten wir heute Abend alle mit Ihnen, wir beten für so viel Leid. Wir allein können Ihnen unsere Begleitung, unser Gebet geben und Ihnen Mut zusprechen, und wir begleiten Sie. Wir können Ihnen auch sagen, was das Größte ist, was wir heute feiern: ́Christus ist auferstanden ́", sagte der Papst und sprach diese letzten Worte auf Ukrainisch.

Am Freitagabend hatte Franziskus mit Zehntausenden den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum gebetet. Der Kreuzweg fand nach zwei Jahren wieder statt, während der Pandemie war er ausgesetzt worden.

Papst Franziskus feiert am Sonntag (10.00 Uhr) die Ostermesse - nach einer von Corona erzwungenen Pause diesmal wieder vor Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Im Anschluss daran verkündet das Oberhaupt der 1,3 Milliarden Katholiken weltweit seine traditionelle Osterbotschaft und spendet den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis"). Die Osterfeierlichkeiten im Vatikan und überall in der Welt werden in diesem Jahr vom Ukraine-Krieg überschattet.

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