Norwegen erlaubt umstrittenen Tiefseebergbau: Was das bedeutet

Diese Bilder vor der norwegischen Küste könnten öfters auftreten. Hier eine Ölbohrinsel vor einem Fjord.
Die Skandinavier geben als erstes Land grünes Licht für das Erschließen von Mineralien, die unter dem Meeresboden liegen. Umweltschützer laufen dagegen Sturm.

von Lukas Bergmann

Lithium, Scandium, Kobalt: Im Nordmeer zwischen Island und Spitzbergen haben Forscher Millionen Tonnen an seltenen Erden  unter dem Boden entdeckt. Diese braucht man zum Beispiel, um Batterien herzustellen.

Bisher war diese Rohstoffquelle nicht erschlossen, mit einem neuen Gesetz in Norwegen ändert sich das nun. Die Regierung in Oslo erlaubte am Dienstag in diesem Gebiet, das circa dreimal so groß wie Österreich ist, als erstes Land den Tiefseebergbau.

Norwegen dann noch reicher an Erzen

Bereits im Jahr 2021 haben Forscher in Kooperation mit dem Unternehmen Norge Mining im Südwesten des Landes ein Phosphat-, Titan- sowie Vanadium-Vorkommen entdeckt. Letzteres ist vor allem wichtig für zukünftige Akku-Technologien, da Vanadium-Batterien sich zehnmal schneller und öfter aufladen lassen als die herkömmlichen Lithium-Ionen-Versionen. 

Norwegen hat außerdem ein großes Erdöl- und Erdgasvorkommen. Dieser steigende Erzreichtum wird als eine Chance für Europa gesehen, sich beim Thema seltene Erden unabhängiger von Ländern wie China oder der Demokratischen Republik Kongo zu machen.

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Start rollt langsam an

Norwegen wird die Bohrung aber nicht sofort zulassen. Unternehmen müssen vorher Umweltschutzmaßnahmen vorlegen. 

Und es brauche erst mehr Informationen zum Thema, sagt Marianne Sivertsen Naess, die Obfrau des Energie- und Umweltausschusses der norwegischen Regierung: „Wir haben derzeit nicht das Wissen und die Erfahrung, die benötigt wird, um Mineralien in der richtigen Art und Weise vom Meeresboden zu Tage zu befördern.“ 

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Walter Sognnes, Mitgründer des norwegischen Bergbauunternehmens Loke Marine Minerals, ist einer der ersten, der für eine Genehmigung ansuchen wird. 

Er sagt: „Für Informationen über den Meeresboden braucht es langwierige und kostspielige Vorarbeiten. Leider haben die Universitäten nicht die Ressourcen, um diese Forschungen alleine durchzuführen, deshalb braucht es privates Investment.“ Die kommerzielle Erschließung der Fläche soll die Forschungen vorantreiben. Sognnes vermutet, dass die Arbeiten nicht vor 2030 beginnen werden.

Umweltschützer kritisieren Verschmutzung

Trotz der Vorsichtsmaßnahmen ist man unter Klimaschützern und in Brüssel weniger begeistert von dem Projekt. In einem offenen Brief haben 120 EU-Politiker - darunter auch ein Österreicher, Michael Bernhard von den NEOS - die Pläne kritisiert: „Das Risiko solcher Maßnahmen für die Artenvielfalt und der Beschleunigung des Klimawandels ist zu groß, weil durch die Bohrungen Kohlenstoff freigesetzt wird und dadurch Tiere und Klima geschädigt werden“, heißt es darin.  Auch innerhalb Norwegens sind kritische Stimmen zu hören.

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