Naturfilmer wurde fast von Bär getötet - und hegt dennoch keinen Groll

Ein Bär wird der Missetat verdächtigt (Archivbild)
Der Deutsche Andreas Kieling wurde schwer verletzt. Dennoch ist der 63-Jährige überzeugt: "Ich bin schuld."

Schwer zugerichtet und nur knapp dem Tod entronnen ist der deutsche Natur- und Dokumentarfilmer Andreas Kieling. Vor gut einer Woche war der 63-jährige Deutsche in den Hochkarpaten unterwegs, um Wasservögel für ein Projekt zu filmen. Dort lief Kieling dem Bären über den Weg.

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"Dem Bären geht es gut", sagt der Filmer und ergänzt: "Er ist nur seinem Instinkt gefolgt." Groll hegt der Dokumentarfilmer gegen den Bären keinen.

"Bären trifft keine Schuld"

Kieling erklärt, wie es zu dem Vorfall kam: "Warum es zu dem Unfall kam, ist schwer zu sagen. Den Bären trifft keine Schuld. Es gibt viele Gründe, wie es zu dieser Situation kommen konnte." So könnte es sich zum Beispiel um eine Mutter mit Jungen gehandelt haben, die ihre Jungtiere oder aber auch ein gerissenes Wildtier verteidigen wollte. Es könnte sich auch um einen männlichen Bären handeln, der in der aktuellen Jahreszeit mit wallenden Hormonen zutun hat.

"Ich habe in 28 Jahren in Alaska zwei Bären-Angriffe gehabt. Die waren aber beide nicht so heftig, wie dieser Angriff", so der Filmemacher in einem Erklärvideo.

Der Bär sei überraschend aus den Büschen gekommen, während Kieling gerade gefilmt hatte. "Ich konnte sogar noch das Kamerastativ in die Höhe reißen, um mich damit zu verteidigen."

Es folgte ein Schlag und dann lag der 63-Jährige auch schon auf dem Boden. "Der Bär war über mir und ich habe dann instinktiv meinen Nacken geschützt, während er mich in den Oberarm und in die Hand gebissen hat. Aber das wird alles wieder."

"Bären nicht auf dieser Welt, um uns zu töten"

Bei dem Erklärvideo betont Kieling immer wieder, dass den Bären keine Schuld treffe: "Bären sind nicht auf dieser Welt, um uns Menschen zu töten. Wir leben in so einer Art Parallelwelt."

Der Deutsche erklärt, die Menschheit habe ein ambivalentes Verhältnis zu Bären. Man finde sie einerseits "putzig und toll" wenn man sie "auf Bällen balancieren sieht oder im Zoo". Aber "alles mit Netz und doppeltem Boden".

Sobald ein Bär in der Wildnis auffällt und in Wäldern unterwegs ist, "wird medial gleich gegen den Bär getrommelt". Doch Bären "nehmen uns Menschen ganz anders wahr", so Kieling. Denn für sie sind wir nichts anderes als ein Luchs, ein Wolf oder ein anderes Raubtier.

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Und solange man mit dem Bär nicht in eine Konfliktsituation gerät, so Kieling, also zum Beispiel "ähnliche Nahrungsgrundlagen beansprucht", passiere auch nichts. Denn "im Normalfall sind Bären auch scheu".

"Bin in seinen Lebensraum eingedrungen"

"Wenn ich an Feuerwehrleute oder Polizisten denke, dann würde ich sagen, dass diese Personen viel größeren Gefahren ausgesetzt sind", so der Deutsche, der in 32 Jahren professioneller Tierdokumentation erst fünf Unfälle mit verschiedenen Tierarten hatte. "Darum spreche ich für den Bären, denn er kann nichts dafür. Ich bin in seinen Lebensraum eingedrungen", sagt der 63-Jährige abschließend.

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