Zweitkleinster Staat
Die Arbeiten starteten 2017, um Monaco, mit seinen 202 Hektar der zweitkleinste Staat der Erde nach dem Vatikan, zu vergrößern und dem Meer sechs Hektar abzutrotzen. Es ist die sechste Erweiterung dieser Art. Bei fast 40 Prozent der Oberfläche des Mini-Landes an der Côte d‘Azur handelt es sich um ehemalige Meeresfläche. Auf diese Weise versucht das am dichtesten besiedelte Land mit dem teuersten Immobilienmarkt weltweit zu wachsen. Einerseits in den Himmel mit vielstöckigen Hochhäusern. Andererseits in Richtung Meer.
Für das künftige Viertel "Anse du Portier" zwischen zwei Naturreservaten werden derzeit 18 riesige Betonpflöcke im Wasser versenkt, die ein Becken bilden. Dieses wird anschließend mit 450.000 Kubikmetern Sand aufgefüllt und mit einer Plattform bedeckt. Bis 2025 entstehen hier 14 Villen, fünf Gebäude mit Luxusappartements und Geschäftsräumen sowie ein neuer Privathafen. Stararchitekten wie Renzo Piano und das Kabinett Valode et Pistre wurden beauftragt.
100.000 Euro pro m2
Rund 100.000 Euro, so heißt es, kostet der Quadratmeter, Interessenten finden sich dennoch zuhauf. Wer mindestens die Hälfte des Jahres in dem Fürstenstaat verbringt, zahlt keine Einkommens- und Vermögenssteuer. Rund jeder dritte Monegasse ist bereits ein Millionär.
Diesen Status als Reichen-Paradies will Fürst Albert bewahren. Dass ökonomische und ökologische Ziele einander nicht widersprechen, ist dabei ein oft wiederholtes Credo von ihm. Und so pochte er auf Umwelt-Auflagen, die die Gesamtkosten – rund zwei Milliarden Euro – in die Höhe treiben. Hunderttausende Pflanzen- und Tierarten, Muscheln und das geschützte Neptungras werden umgesiedelt, nummeriert und auf künstlichen Riffen mit Unterwasserkameras beobachtet. Eine extra beauftragte Firma verfolgt alle Etappen, um mögliche Schäden für die Umwelt abzumildern.
Die emeritierten Professoren für Meeresbiologe an der Universität Nizza, Sophia Antipolis und Alexandre Meinesz, bezeichnen diese Bemühungen allerdings als "Augenauswischerei": "Man macht viel Wirbel, um nicht vom Wesentlichen zu sprechen, nämlich von der definitiven Zerstörung von sechs Hektar Meeresgrund mit reichhaltiger Biodiversität."
Während Umweltverbände wie der World Wide Fund for Nature (WWF) oder Greenpeace nur diskret kritisieren, sagt auch die Meereskunde-Forscherin Sandrine Ruitton, natürliche Ökosysteme ließen sich nicht einfach umpflanzen. Neptungras, das eine wichtige ökologische Rolle spiele, wachse gerade einmal drei Zentimeter pro Jahr. "Mit der französischen Gesetzgebung hätte es nie eine Erlaubnis für ein solches Projekt gegeben", sagt Ruitton. Monaco habe aber seine eigenen Umwelt-Auflagen.
Und während Albert II. diese bei internationalen Konferenzen voller Stolz lobt, drohen dauerhafte Schäden durch sein Wachstumsprojekt.
Kommentare