Großbrand in Los Angeles: Auch Hollywood-Stars flohen aus ihren Villen

Großbrand in Los Angeles: Auch Hollywood-Stars flohen aus ihren Villen
Unter den 30.000 Evakuierten waren einige Promis. Begrenzte Fluchtmöglichkeiten, trockene Hydranten: Obwohl es in der Gegend öfter zu Bränden kommt, lief bei den Löscharbeiten einiges schief.

Das „Reel Inn” am atemberaubend schönen Pacific Coast Highway - hier der glitzernde Pazifik, dort die Berge - war seit 36 Jahren eine auch für Durchschnittsverdiener noch so eben bezahlbare gastronomische Institution im kalifornischen Malibu. 

Am Dienstag erklärten die rührigen Besitzer Teddy und Andy Leonard, ihr Herz sei „gebrochen”. Ein tückischer Waldbrand, der am Vormittag in den Hügeln von Pacific Palisades ausgebrochen war und begünstigt von extremen Winden, die aus den Santa Ana-Bergen über die Idylle westlich von Los Angeles kamen, in kürzester Zeit eine Fläche von bisher rund 17 Quadratkilometern vernichtete, hatte das Restaurant aufgefressen.

30.000 Evakuierte

Bilder von dem Mega-Brand und seinen riesigen, dunklen Rauchwolken, die auf den Pazifik und Richtung Süden gen Santa Monica trieben, waren über viele Kilometer weit zu sehen. Alteingesessene Anwohner berichteten von Szenen, wie sie sich selbst die bekanntesten Feuerwehr-Blockbuster Hollywoods von  „Only the Brave”, „Burn” bis „Backdraft” nicht hätten einfallen lassen können. „Solch eine Gewalt der Flammen habe ich noch nie gesehen”, sagte ein Bewohner dem Sender NPR.

Los Angeles Polizei-Chef Jim McDonnell sprach zwischenzeitlich von 30.000 evakuierten Anwohnern aus rund 10.000 Haushalten - und rund 400 Feuerwehrleuten, die der Katastrophe versuchten Herr zu werden. Die Zahl sollte im Laufe des Mittwochs noch weiter steigen. Über etwaige Todesopfer war zunächst nichts bekannt.

Wind erschwerte Löscharbeiten

Bis zum Abend brachen im Umkreis vier weitere Feuer in Pasadena, Sierra Madre, Arcadia und Sylmar aus. Weil die Windböen mit Geschwindigkeiten von über 150 Stundenkilometern so außergewöhnlich brutal waren, mussten Löschflugzeuge stundenlang am Boden verharren, wie Margaret Stewart vom Los Angeles Fire Department mitteilte.  „Wasser und Brandhemmer, die abgeworfen werden, würden sonst sofort vom Wind zerstreut.”

Die Katastrophe bedrohte auch die Wohnsitze vieler Prominenter aus dem Show-Geschäft, die in der hügeligen Landschaft, oft vernestelt an kleinen, für Rettungskräfte schwer erreichbaren Straßen ihre Häuser haben.

Hollywood-Stars mussten fliehen

„Star Wars”-Held Mark Hamill (Luke Skywalker) beschrieb auf Instagram, wie er samt Frau und Kindern ins letzter Minute fliehen konnte. Auch die Sängerin Cher und die Hollywood-Stars Dick van Dyke und Mira Sorvino mussten kurzerhand Hab und Gut zurücklassen. Zwischenzeitlich war auch das berühmte Getty-Museum, direkt am Pazifik gelegen, bedroht. Los Angeles' Bürgermeisterin Karen Bass rief, auch aus Sorge, dass die Brände auf andere Stadtteile übergreifen könnten, den Notstand aus.

Etliche Anwohner, die sich rechtzeitig aus ihren idyllischen Enklaven hoch über dem Smog-Level von Los Angeles in Sicherheit bringen konnten, beklagten, dass der wohlhabende Ortsteil nicht ausreichend vorbereitet gewesen sei. Oft seien Fluchtmöglichkeiten sehr begrenzt gewesen.

Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis bangt um ihre Nachbarschaft in Pacific Palisades, "Star Wars"-Schauspieler Mark Hamill hat seine Villa in Malibu fluchtartig verlassen: Die verheerenden Waldbrände im Umkreis von Los Angeles haben Zehntausende Menschen aus ihren Häusern getrieben, darunter auch viele prominente Bewohner.

"Meine Gemeinde und möglicherweise auch mein Zuhause brennt", schrieb Jamie Lee Curtis auf Instagram. Sie und ihre Familie seien in Sicherheit, aber viele ihrer Freunde würden ihr Zuhause verlieren. "Es ist eine schreckliche Situation", fügte sie hinzu und sprach allen Feuerwehrleuten und Helfern Dank aus. Nachbarschaftshilfe sei jetzt wichtiger denn je.

Hydranten hatten sehr früh kein Wasser mehr

„Es gibt im Grunde nur eine Straße in die Highlands und eine Straße hinaus“, sagte Melissa Grant, eine Anwältin, die dort in einem Holzhaus lebt. Weiteres Handicap: Wie Feuerwehrleute über interne Funksysteme berichteten, lieferten etliche Hydranten in Pacific Palisades schon sehr früh kein Wasser mehr.

Über das ganze Ausmaß der Zerstörung gibt es noch keine verlässlichen Angaben. Bis Mittwochmorgen 5 Uhr (14 Uhr MEZ) sollten die Winde noch weiter zulegen. „Das wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird”, sagte der bekannte Klima-Forscher Daniel Swan von der örtlichen Universität UCLA.

Kein Platz für Rettungs- und Löschfahrzeuge

Obwohl der Landstrich seit vielen Jahren mit Großfeuern dieser Art zu tun hat, spielten sich dramatische Szenen ab. Viele Anwohner flohen in schierer Panik, ließen dabei ihre Autos auf den oft kleinen Straßen stehen, so dass für Rettungs- und Löschfahrzeuge kein Durchkommen mehr war. Videos in sozialen Medien zeigten, wie Polizei und Feuerwehr per Bulldozer zig Pkw aus dem Weg räumen. Der Schauspieler Steve Guttenberg rief seine Landsleute dazu auf, den Schlüssel stecken zu lassen, wenn sie schon ihre Karossen wild parkten.

Experten vom Nationalen Wetterdienst sprachen von den zerstörerischsten Stürmen seit 15 Jahren. „Die Vegetation wird immer trockener, je länger der Wind anhält“, sagte Swain. Man müsse sich das so vorstellen, als würde ein riesiger Fön die Landschaft trocken blasen. „Darum wird es eine sehr lange Zeit mit hoher Brandgefahr geben.“

"Es brennt das ganze Jahr"

Der Hintergrund: „Südkalifornien hat einen besonders heißen Sommer erlebt, gefolgt von fast keinem Niederschlag während der normalerweise feuchten Jahreszeit“, erklärte Alex Hall, Direktor „Center for Climate Science” an der UCLA „Und all das folgt auf zwei sehr regnerische Jahre, was bedeutet, dass die Natur reichlich Brennstoff für potenzielle Waldbrände produziert hat.“ Andere Forscher sagen, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit extremer Winde erhöht hat. Überschneide sich das mit extrem trockenen Bedingungen für die Vegetation, könne es zu solchen Katastrophen kommen.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sollte eigentlich am Dienstag im Coachella Tal bei einer Veranstaltung mit dem scheidenden Präsidenten Joe Biden eine Rede halten. Der Demokrat dirigierte seinen Tross kurzerhand Richtung Pacific Palisades um und gab dort eine ernüchternde Bestandsaufnahme. „November, Dezember, nun Januar - es gibt keine Waldbrände-Saison mehr. Es brennt das ganze Jahr.”

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