Gefahr für Waldbrände steigt: Wie man Wälder besser schützt

Gefahr für Waldbrände steigt: Wie man Wälder besser schützt
Mit dem Klimawandel werden Waldbrände auch in Österreich häufiger. Forscher arbeiten daran, Wissenslücken zu schließen.

Vernichtende Waldbrände in Kalifornien, in Australien, in Griechenland: Das kennt man alles. Dass Waldbrände in Österreich zum großen Problem werden könnten, hat bis vor Kurzem niemand so wirklich auf der Rechnung gehabt. Doch mit dem Klimawandel steigt die Brandgefahr. Trockenperioden und Hitzewellen werden mehr und damit auch die Gefahr für Brände.

Waldbrände verursachen in Österreich bereits jetzt Millionenschäden. Der größte Waldbrand der Zweiten Republik im Raxgebiet im Jahr 2021 kostete 30 Millionen Euro.

Welche Vegetation ist besonders betroffen, wo ist das Risiko hoch und warum ist es das? Und welche Maßnahmen können die Katastrophen verhindern? Seit einigen Jahren widmet sich die Österreichische Waldbrand Initiative (Austrian Forest Fire Research Initiative AFFRI) diesen Fragen, um die Wissenslücken zu schließen.

„Waldbrände gefährden das Waldökosystem“, erklärt Forstwissenschafter und AFFRI-Gründer Harald Vacik. Sie reduzieren die Schutzfunktion, auf betroffenen Waldflächen können Steinschlag und Muren auftreten. Sturmwurf und Borkenkäfer sorgen für zusätzliches Brennmaterial. „Eine brandgefährliche Situation.“

85 Prozent der Waldbrände in Österreich sind von Menschen verursacht. Dass ein Brand durch  Glasscherben entsteht, ist unwahrscheinlich Die häufigste Ursache sind weggeworfene Zigaretten. 

Andere Ursachen: 

  • Feuer außer Kontrolle (Lagerfeuer, angezündete Laubhaufen), 
  • ausgebrachte heiße Asche
  • Brandstiftung (ca. 10 Prozent)
  • Feuerwerkskörper wie am 27. 12. bei Graz
  • Funkenflug, bei Stürmen gerissene Stromleitungen

Die in Österreich einzig relevante natürliche Ursache sind Blitzschläge. In den Sommermonaten machen solche Brände 40 Prozent aus.  Im Jahresschnitt sind es 15 Prozent

Nicht nur für den Wald. Infrastruktur wie Stromleitungen und Mobilfunkmasten könnten zerstört werden, und Häuser müssen eventuell evakuiert werden. Letzteres ist in Österreich schon geschehen. Im September 2024 mussten die Bewohner einer Siedlung bei Gänserndorf ihr Zuhause verlassen. Zu nahe waren die Flammen bereits an die Bauten herangekommen.

Höhere Intensität

Dieser Brand war für die Forscher bemerkenswert, weil auch die Baumkronen von Eichen gebrannt haben. Das sogenannte Kronenfeuer breitete sich rasch aus.

Aus den vergangenen Jahren oder sogar Jahrzehnten gebe es keinen vergleichbaren Fall, bei dem in einem von Laubholz dominierten Bestand die Baumkronen verbrannt wären, ist auf dem „Fireblog“ der Universität für Bodenkultur (BOKU) zu lesen. „Dieser Waldbrand könnte ein Indiz dafür sein, dass wir uns in Zukunft vermehrt auf Brände einstellen müssen, die höhere Intensitäten erreichen – und das auch in Waldbeständen, die bisher ausschließlich von (weniger intensiven) Bodenfeuern geprägt waren.“

Zum großen Teil haben es die Menschen in der Hand, Waldbrände zu verhindern. Sie sind zu 85 Prozent von uns verursacht. Die meisten Brände entstehen im Frühjahr und Sommer. Regionale Hotspots sind Niederösterreich, Kärnten und Tirol. Doch es gibt unterschiedliche Faktoren, die die Brandgefahr beeinflussen: vom Wetter über die Waldstruktur (trockene Kiefernnadeln brennen besser als feuchtes Laub) bis hin zur Nutzung und den Freizeitaktivitäten.

Jahreszeiten 
Statistisch betrachtet treten die meisten Waldbrände in Österreich im Frühjahr auf, wobei im April im Schnitt die meisten Waldbrände verzeichnet werden. Im Hochsommer (Juli und August) zeigt sich oft ein weiteres Maximum beim Auftreten von Waldbränden.

Hotspots 
Das südliche Niederösterreich, Teile der Steiermark, Kärntens sowie Tirols können als Hotspots des Waldbrandgeschehens in Österreich angesehen werden.

200 Waldbrände
gibt es pro Jahr ca. in Österreich. Sie verbrennen typischerweise Flächen bis zu 1 Hektar – größere Brände sind noch selten.

Doch wie sieht die Gefährdung für den eigenen Wohnort aus? Das Landwirtschaftsministerium stellt Karten zur Verfügung. Hier ist die Gefährdung für jede Gemeinde verzeichnet. Diese Karten sollen bei der Raumplanung helfen – und bei der Anpassung der Waldbewirtschaftung.

Gefahr für Waldbrände steigt: Wie man Wälder besser schützt

Ziel ist es, dass möglichst wenig Brände überhaupt erst ausbrechen. „Wir haben es in der Hand“, sagt Vacik. Also ist Bewusstseinsbildung eine der Hauptaufgaben.

Jeder kann mitforschen

Die BOKU startete auch das Projekt „spotFIRE“. Über eine App kann jeder die Bodenvegetation und die Brennstoffe, wie etwa trockenes Gras, erfassen. Das hilft den Forschern, die Intensität von möglichen Bränden vorauszusagen. Über die App können auch Brände dokumentiert werden. Sie ist Teil einer Citizen-Science-Initiative.

Wenn einmal die Flammen im Wald lodern, sollen die Freiwilligen der Feuerwehren gut darauf vorbereitet sein. In Niederösterreich etwa werden sie seit 2020 im Sonderdienst Waldbrandbekämpfung ausgebildet.

Zusätzlich erstellten Feuerwehren und Grundbesitzer im Industrieviertel Hinweiskarten für den Einsatz. 

Die Forstwege sind jetzt verzeichnet, damit immer klar ist, wohin man mit welchen Fahrzeugen vorrücken kann. Auch Wasserentnahmestellen und mögliche Hubschrauberlandeplätze oder Hindernisse wie Schranken sind eingetragen. Das Pilotprojekt dient als Vorbild. Man ist nun dabei, 250 dieser Pläne in Niederösterreich auszurollen.

Die Freiwilligen wollen vorbereitet sein. Denn der nächste Waldbrand kommt bestimmt.

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