Lesbischer Kuss: Spaniens Rechte verbieten Pixar-Film "Lightyear"

Lesbischer Kuss: Spaniens Rechte verbieten Pixar-Film "Lightyear"
In einem Dorf im nordspanischen Kantabrien ist der Film plötzlich aus dem Kinoprogramm verschwunden. Auch in einigen arabischen Ländern wurde der Film verboten.

Ein klitzekleiner Kuss in einem Animationsfilm versetzt Spanien in Aufruhr. In der kleinen nordspanischen Gemeinde Santa Cruz de Bezana (Kantabrien) haben die konservative Volkspartei Partido Popular (PP) und die rechtsextreme Vox den Kinderfilm "Lightyear" aus dem Kinoprogramm genommen. Der Grund: In der Pixar-Disney-Produktion küssen sich zwei Frauen.

Der Pixar-Film, der bereits im Vorjahr Weltpremiere feierte, war Teil des Sommer-Kinoprogramms, das von der sozialistischen PSOE erstellt worden war. Nach den Regional- und Kommunalwahlen Ende Mai wurden die Sozialisten von PP und Vox abgelöst. Die neue Lokalregierung mit der ultrarechten Vox an der Spitze des Kulturreferats hat die Vorführungen des Films nun ohne Vorwarnung gestoppt. Stattdessen wird der Animationsfilm "Die Gangster Gang" gezeigt.

Die Sozialisten kritisieren, dass die neue Lokalregierung bereits nach wenigen Wochen im Amt einen ultrakonservativen Stempel aufgedrückt habe. Die Zensur der Kinderkomödie erinnere an arabische Länder. Die Bürgermeisterin von Santa Cruz de Bezana, María del Carmen Pérez Tejedor (PP), hat sich bislang nicht zur Causa geäußert.

Darum geht es im Film

In dem Prequel von Toy Story geht es um die Versuche des Astronauten Buzz Lightyear, Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, um seine auf einem fremden Planeten gestrandete Crew zurück zum Heimatplaneten Erde zu befördern. Zu den Hauptfiguren gehört auch eine lesbische Frau. 

➤ Lesen Sie hier die Filmkritik zu Pixars "Lightyear"

In einer kurzen Montagesequenz sieht man, wie sie sich verliebt und eine Familie gründet - mit einer Frau. Der Kuss der beiden ist ein historischer Moment, denn es ist die erste offene Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe in einem animierten Disney-Kinofilm.

Der Kuss sorgte bereits für Diskussionen

Der lesbische Kuss sorgte bereits vor der Weltpremiere im Juni 2022 für Kontroversen. Teile der Pixar-Belegschaft hatten im Vorjahr ihrem Studio Disney in einem öffentlichen Brief Queer-Washing und Selbstzensur vorgeworfen. So soll die Kussszene zwischen den zwei Frauen vorab herausgeschnitten worden sein. Nach dem öffentlichen Skandal, den der Brief verursachte, wurde diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht. 

➤ Mehr lesen: Interviews zu Pixars "Lightyear“: Gelbe Katze, kurzer Kuss

Der Film ist wegen des Kusses zwischen zwei Frauen in mehr als ein Dutzend muslimischer Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Malaysia verboten. Und nun auch in Santa Cruz de Bezana, einer spanischen Gemeinde mit 13.700 Einwohnern. 

Kommentare