Festnahmen in Polen nach Morddrohungen gegen Donald Tusk

EU-Ratspräsident Donald Tusk nahm am Marsch gegen Hass nach dem Mord am Danziger Bürgermeister teil.
"Adamowicz starb, Tusk wird sterben, auf Wiedersehen": In Polen gingen Drohungen gegen den EU-Ratspräsidenten und andere Politiker ein.

Polen kommt nach dem Mord an Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz nicht zur Ruhe. Wie bekannt wurde, gingen unter der Euronotrufnummer 122 am 14. Jänner Drohungen gegen Donald Tusk ein, der an dem Tag seine Heimatstadt besuchte und an einem Schweigemarsch gegen Hass und Gewalt teilnahm.

Wie die polnische Presseagentur PAP angab, versammelten sich mit Tusk an diesem Tag 16.000 Menschen am Langen Markt vor der Neptun-Statue, einem Wahrzeichen der Stadt an der Ostseeküste, um dem ermordeten Bürgermeister zu gedenken.

Die polnische Zeitung Dziennik Baltycki berichtete von der Festnahme eines 48-jährigen Einwohners durch die Danziger Polizei. Er rief zwei Mal an und wiederholte, dass Tusk "eine Kugel in den Kopf" bekommen und "sterben" würde. 

Angst vor Nachahmern

Experten in Polen betonen, dass nach dem Mord an Adamowicz keine Signale bagatellisiert werden dürfen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Nachahmer von der Tat des 27-jährigen Stefan W. inspiriert werden.

Nach der tödlichen Attacke auf den Politiker wurde in der nordöstlichen Stadt Olsztyn bereits ein 24-Jähriger festgenommen. Im Forum eines Internetportals hatte er dem Bürgermeister der Stadt, Piotr Grymowicz, mit dem Tod gedroht. Die Polizei schätzt die Drohungen als "real" ein. Dem Festgenommen drohen insgesamt bis zu dreizehn Jahren Haft für den öffentlichen Aufruf zu einem Verbrechen mit einhergehenden Drohungen und den Besitz von 394 Gramm Marihuana. Grymowicz erhielt umgehend Polizeischutz.

Am Montag wurden landesweit insgesamt drei Personen in Gewahrsam genommen. In der Hauptstadt Warschau wählte ein 72-jähriger Einwohner die Nummer des Notrufs und teilte mit, dass Präsident Andrzej Duda "morgen sterben könnte". Im niederschlesischen Legnica arrestierten Beamte einen 36-Jährigen, der auf Social Media zu Verbrechen und kollektiven Selbstmord aufrief.

Innenminister Joachim Brudzinski reagierte auf Twitter auf den Screenshot eines Abgeordneten, der den Fall eines 41-jährigen Einwohners einer Posener Vorstadt publik machte. Auf Facebook publizierte er Drohungen gegen zwei amtierende Stadtpräsidenten. Bezugnehmend auf den Mord an Adamowicz schrieb der Mann: "Noch Jaskowiak (Bürgermeister in Posen, Anm. d. Red) und den Breslauer Bürgermeister...sie werden Opfer ihrer linken und gottlosen Einstellung zu ihren Ämtern werden." 

Warschaus ehemalige Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz suchte beim Innenminister Brudzinski nach den Vorfällen um Polizeischutz an, das teilte sie dem Online-Portal Wirtualna Polska mit. Auf Social Media werden seit längerer Zeit Drohungen an sie adressiert: "Ich habe Polen fast 30 Jahre lang gedient, ich denke, ich habe das Anrecht auf Schutz."

Trauerfeierlichkeiten für Adamowicz

Mittlerweile steht das das Datum für Adamowiczs Begräbnis fest. Es wird am 19. Jänner stattfinden, um 12 Uhr findet die Totenmesse in der Marienkirche statt, in ihr wird er auch beigesetzt. Die Trauerfeierlichkeiten beginnen bereits am Donnerstag im Artushof, ab 17 Uhr wird die Urne im Europäischen Zentrum der Solidarnosc ausgestellt. Dort wird es auch die Möglichkeit geben, sich ins Kondolenzbuch einzutragen.

Am Freitag wird Urne durch die Straßen Danzigs in die Marienkirche gebracht, abends findet dort die Andacht statt. Samstag haben die Einwohner Danzigs ab sieben Uhr morgens die Gelegenheit für Adamowicz zu beten. Die Familie des tragisch Verstorbenen bittet auf Beileidsbekundungen, Blumen und Kerzen zu verzichten und für zwei karitative Einrichtungen zu spenden, darunter das Große Konzert der Weihnachtshilfe. Adamowicz wurdeauf ihrer Veranstaltung dreifach niedergestochen. 

Am Freitag und Samstag werden die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos für alle Trauergäste zur Verfügung stehen. Die Stadt Danzig rechnet mit einem hohen Andrang und möchte an verschiedenen öffentlichen Orten die Messe übertragen, da die Kapazität der Kirche nicht ausreichend ist. 

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