Klimawandel: Tropische Tierarten des Atlantiks drängen ins Mittelmeer

Lion Fish in the Red Sea.
Schützende Barriere in Form kühler Auftriebsströmung fällt bei steigenden globalen Temperaturen weg

Die einzigartige Tierwelt des Mittelmeeres wird durch eine Invasion tropischer Arten aus dem Atlantik bedroht, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Die globale Erwärmung schwächt eine kühle Auftriebsströmung entlang Nordwestafrikas, die bisher eine Barriere gegen Wärme gewohnte Eindringlinge war. Sie können dadurch weite Teile des Mittelmeeres erobern und die derzeitigen Bewohner verdrängen, schrieben die Forscher im Fachmagazin "PNAS".

Fast die Hälfte der Mittelmeer-Fauna kommt weltweit nirgendwo anders vor, so das Team um Paolo Albano von der "Stazione Zoologica Anton Dohrn" in Neapel (Italien), der zuvor an der Uni Wien tätig war. Weil sich das Gewässer durch den Klimawandel rasch erwärmt, kollabiere aber seine Artenvielfalt laut Berichten in manchen Gebieten bereits. Aus dem Suezkanal gebe es bereits eine "biologische Invasion" durch Arten des Indopazifiks.

Auch vom Westen droht nun Gefahr, berichten die Forscher, zu denen auch Stefan Dullinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien gehört: Vergleichsdaten aus der "Eem-Warmzeit" vor 116.000 Jahren haben gezeigt, dass selbst bei einer "moderaten" Klimaerwärmung mit 1,1 bis 2,6 Grad Erwärmung bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum Jahr 2000 (Klimaszenario RCP 4.5 des Weltklimarats IPCC) tropische Arten aus dem Atlantik bis 2050 uneingeschränkten Zugang zu weiten Teile des Mittelmeers fänden. Bei einem fast ungebremsten Klimawandel mit 2,6 bis 4,8 Grad Erwärmung (Klimaszenario RCP 8.5) wäre das Mittelmeer im Jahr 2100 gleichsam ein tropisches Meer.

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