Karibik-Segler: Riskante Atlantik-Überquerung oder Schmoren im Backofen

Die Seenomaden sind im Pazifik gestrandet: Doris Reinolder und Wolf Slanec
Wegen Corona gestrandet: Auch Weltumsegler und Abenteurer stoßen an ihre Grenzen – bald beginnt die Hurrikan-Saison.

Atlantiküberquerung. Tausende Segler sitzen derzeit in  Häfen überall auf der Welt fest. Darunter auch viele Österreicher, die nicht wissen, wie lange ihr Geld noch reicht und wie sie überhaupt nach Hause kommen können. Besonders schlimm ist die Situation in der Karibik, denn dort beginnt schon bald die Hurrikan-Saison. Einige Segler wollen sich deshalb zusammenschließen und im Konvoi über den Atlantik zurücksegeln. Ein nicht ungefährliches Abenteuer.


Schlimm ist die Lage derzeit in Colón, auf der karibischen Seite Panamas, sagt der Chefredakteur der YachtrevueRoland Duller. Dort geht es einem 59-jährigen Wiener  und zwei Grazern nicht gut.
„In der Shelter Bay liegen derzeit 150 Boote, viele Deutsche, drei Österreicher und viele Amerikaner“, sagt Duller. Sie dürfen ihr Boot nur einmal am Tag für maximal zwei Stunden verlassen. „Aber das ist nicht genug Zeit, um in die Stadt zu kommen und einzukaufen.“ Wer die Zeit überschreitet, muss den Hafen verlassen und findet keinen neuen.

Ein Dollar für ein Ei

Die meisten müssten daher in der Marina absurde Preise zahlen: Einen US-Dollar für ein Ei und einen US-Dollar für eine Tomate.


Seit eineinhalb Wochen regnet es an der Einfahrt in den Panamakanal. die Lage ist zum Verzweifeln. Der 59-jährige Wiener  (er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen) sitzt ganz alleine auf seinem  Katamaran mit 49 Fuß Länge.


Ähnlich schwierig ist die Situation in allen karibischen Häfen. Im deutschen Cuxhaven versucht der Verein Trans-Ocean, ein globaler Zusammenschluss von Weltumseglern und Hochseeseglern, seine 4.800 Mitglieder so gut es geht, zu unterstützen. Doch einen genauen Überblick, wie viele Segelboote gerade wo festsitzen, hat man  nicht.

Denn Segler sind Individualisten, viele davon Aussteiger, die sich von der schnellen Ausbreitung des Coronavirus nicht so leicht aus der Fassung bringen lassen.

Die Seenomaden

In der Bucht von Marquesas in Französisch-Polynesien liegen derzeit  zwei österreichische Besatzungen mit ihren Booten.  Die Seenomaden, Doris Reinolder und Wolf Slanec, zweifache Weltumsegler, und Ferry Windbichler und seine Frau. Die Seenomaden dürfen nicht von Bord gehen, allerdings können sie  immerhin ins Meer springen. Einkaufsbestellungen werden per eMail  abgegeben. Die Seenomaden können dann mit ihrem Beiboot ihre Einkäufe  am Steg abholen.


Ferry Windbichler und seine Frau dürfen das nicht. Da sie ihr Boot bereits an Land gebracht haben, wohnen sie   nun bei 41 Grad Außentemperatur auf ihrem Boot.  Die Innentemperatur gleicht der eines Backofens.  


Wie lange das Geld reicht, ist für manche nicht einmal mehr die Frage. Denn auch in spanischen Häfen sitzen Österreicher auf ihren Booten fest. Weil ihnen bei den Überstellungsfahrten von den Werften in Deutschland oder Holland nach Kroatien der Sprit ausgegangen ist, und sie derzeit nicht betankt werden dürfen.  Aber die meisten Segler nehmen dieses Abenteuer trotz allem mit Humor. 

 

 

 

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