Jüdische Besucher auf dem Tempelberg erzürnen arabische Länder

The Dome of the Rock on the compound known to Muslims as Noble Sanctuary and to Jews as Temple Mount, in Jerusalem's Old City, is seen in the background as part of the neighbourhood of Silwan in East Jerusalem is seen in the foreground
Laut Berichten wurden am Sonntag knapp 1.700 Menschen gezählt. Arabische Länder sehen darin "israelische Übergriffe".

Jüdische Besucher des Tempelbergs in Jerusalem haben scharfe Kritik aus arabischen Ländern hervorgerufen. Ägyptens Außenministerium verurteilte Sonntagabend die "israelischen Übergriffe" auf die heilige Stätte (arabisch Haram al-Sharif) mit dem islamischen Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee. Es handle sich um einen Ort des Gebets für Muslime und Israel sei verantwortlich dafür, die Betenden zu schützen und Sicherheit und Stabilität aufrechtzuerhalten.

Auch das jordanische Außenministerium verurteilte in einem Protestschreiben den Besuch jüdischer Israelis an der Stätte. Dies sei ein Verstoß gegen den historischen und rechtlichen Status quo, gegen internationales Recht sowie Israels Verpflichtung als Besatzungsmacht in Ostjerusalem, sagte Ministeriumssprecher Diafallah al-Fayez.

Kritik kam auch von den palästinensischen Behörden, die den jüdischen Besuch als "gefährliche israelische Eskalierung" bezeichneten. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas bezeichnete den Besuch als "ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität".

Mansour Abbas, Chef der konservativen arabischen Raam-Partei und Abgeordneter des israelischen Parlaments, rief Muslime laut Medienberichten dazu auf, die heilige Stätte zu besuchen, um so die islamische Identität des Ortes zu stärken. In einem Interview mit Hala TV und der Nachrichten-Website PANET betonte Abbas, dass die Al-Aqsa-Moschee und das gesamte Gebiet des Tempelbergs ausschließlich den Muslimen gehöre.

Auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., erklärte laut Bericht der staatlichen jordanischen Nachrichtenagentur Petra, der Haram al-Scharif sei exklusiv in muslimischen Besitz. Ein Angriff auf die Stätte oder auf das muslimische Gebetsrecht seien ein Angriff auf die durch internationales Recht garantierte Religionsfreiheit.

Laut Bericht des israelischen Senders Arutz Sheva hatten am Sonntag knapp 1.700 Juden den Tempelberg besucht. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Fünf Palästinenser wurden festgenommen, mehrere leicht verletzt. Juden gedachten am Sonntag, dem neunten Tag des jüdischen Monats Av (Tisha B'Av), mit einem Fast- und Trauertag der Zerstörung des ersten Tempels im Jahr 586 vor Christus durch die Babylonier sowie des zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus durch die Römer. Tausende beteten seit Samstagabend an der Klagemauer am Fuß der Tempelbergs.

Beginn des Opferfests

Am Montagabend beginnt für Muslime weltweit das Opferfest Eid al-Adha. Es gehört zu den wichtigsten Festen des Islams und erinnert an die Bereitschaft des Stammvaters Abrahams, Gottes Gebot zu gehorchen und ihm seinen einzigen Sohn zu opfern.

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige heilige Stätte. An Besuchen nationalistischer Israelis auf dem Tempelberg sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Die Anlage steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Das israelische Fernsehen berichtete jedoch am Samstag, Israel habe das Gebet von Juden auf der heiligen Stätte in den vergangenen Monaten stillschweigend erlaubt - ein Verstoß gegen den Status quo.

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