Italiens Außenminister hält Ski-Debatte für "surreal": "Nicht Skifahren zu dürfen, ist kein Opfer"
Der italienische Außenminister Luigi Di Maio, Spitzenpolitiker der stärksten Regierungspartei Fünf Sterne, bezeichnet die Diskussion über ein Skiurlaub-Verbot während der Weihnachtszeit als "surreal". "Nicht Skifahren zu dürfen, ist kein Opfer. Diese Diskussion um den Winterurlaub ist surreal", so Di Maio im Interview mit dem TV-Kanal Rete 4.
"Wir müssen die letzten Opfer bringen, um die Epidemie zu besiegen. Wir schließen die Skianlagen, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Wir schließen jedoch nicht die Grenzen. Wer nach Österreich oder in die Schweiz zum Skiurlaub fährt, muss sich einer Quarantäne unterziehen. So schützen wir diejenigen, die zu Hause geblieben sind", so Di Maio.
Laut Verkehrs- und Infrastrukturministerin Paola Di Micheli sind die Bedingungen für einen Winterurlaub über die Weihnachtsfeiertage nicht vorhanden. "Um den Wintertourismus kreisen Aktivitäten, die zu einem Anstieg der Ansteckungen führen könnten", argumentierte die Ministerin.
"Es ist mir klar, dass sich die Betreiber der Skianlagen strikt an die Anti-Covid-Maßnahmen halten, doch während der Urlaubszeit kommt es zu mehr sozialen Kontakten, was zu einem Anstieg der Infektionen führen kann, wie bereits die hohe Zahl der Ansteckungen während der Sommerzeit bewiesen hat", erklärte De Micheli.
Diese Ansicht teilt auch der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher: "Tausende Arbeitsplätze hängen vom Wintertourismus ab. Daher müssen wir uns weiter anstrengen, um die Infektionen zu drücken und den Neustart zu ermöglichen. Der Neubeginn des Tourismus hängt von der Entwicklung der Epidemie in Italien und in Europa ab", sagte Kompatscher.
Mehrheit der Deutschen befürwortet europaweite Schließung
Eine große Mehrheit in Deutschland würde laut einer Umfrage eine europaweite Schließung von Skigebieten, wie die österreichische Bundesregierung sie ablehnt, befürworten. 73,8 Prozent der Befragten gaben bei einer repräsentativen Umfrage an, es sei "eindeutig" oder "eher richtig", zur Eindämmung der Corona-Pandemie alle europäischen Skigebiete vorerst zu schließen. 19,5 Prozent der Befragten hielten dies für "eher" oder "eindeutig falsch".
In Bayern, wo Skigebiete bis 20. Dezember nicht öffnen dürfen, sprachen sich laut der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag) gut zwei Drittel der Befragten (68,6 Prozent) "eindeutig" oder "eher" für eine europaweite Schließung aus. Etwa ein Viertel der Befragten (25,4 Prozent) hielt das für "eher" oder "eindeutig falsch".
"Ein zweites Ischgl können wir uns in diesem Winter nicht erlauben"
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich für ein Verbot aus. "Ski-Regionen wollen natürlich, dass die Saison nicht ausfällt. Aber ein zweites Ischgl können wir uns in diesem Winter nicht erlauben, sonst besteht die Gefahr, dass wir europaweit in einer Lockdown-Situation landen, aus der wir nicht mehr hochkommen", sagte Hans dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). "Am besten wäre ein europaweites Skiverbot zumindest bis zum 10. Jänner, dem Ende der Winterferien." Hans begrüßte zudem die bayerische Regelung, wonach auch Tagestouristen, die zum Skifahren nach Österreich reisen, anschließend zehn Tage in Quarantäne müssen.
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