Italien: Das Land der Nesthocker

ITALY-CHARITY-ART-PICASSO-AFRICA-FRANCE
Der Anteil der jungen Menschen, die bis zum Alter von 35 Jahren in der Herkunftsfamilie bleiben, liegt bei unserem südlichen Nachbarn bei 61,2 Prozent.

Eine Studie hat Italiens Ruf als Land der Nesthocker bestätigt. Der Anteil der jungen Menschen, die bis zum Alter von 35 Jahren in der Herkunftsfamilie bleiben, liegt bei 61,2 Prozent.

Dieser Wert ist in etwa 20 Jahren um fast 3 Prozentpunkte gestiegen, teilte Italiens Statistikamt Istat am Freitag mit. Im Gegenzug dazu gingen die Eheschließungen in Österreichs Nachbarland zurück.

Auch Scheidungen sind in Italien rückläufig

Der Trend, nicht so rasch von Zuhause auszuziehen, verstärke sich in schlechten wirtschaftlichen Zeiten und veranlasse junge Menschen dazu, im Vergleich zu früheren Generationen die Etappen auf dem Weg zum Erwachsenwerden, einschließlich der Familiengründung, weiter hinauszuschieben, hieß es im Istat-Bericht. In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 ist die Zahl der Eheschließungen im Vergleich zum selben Zeitraum des Jahres 2023 um 6,7 Prozent zurückgegangen.

Das Statistikamt Istat hob hervor, dass diese Zahl den bereits im Jahr 2023 verzeichneten Rückgang bestätigt, als in Italien nur noch 184.207 Ehen geschlossen wurden, 2,6 Prozent weniger als im Jahr 2022. Auch Scheidungen sind in Italien rückläufig. So wurden 2023 79.875 Trennungen gemeldet, dies entspricht einem Rückgang von 3,3 Prozent gegenüber 2022.

Italien: Hohe Mieten und wenig Interesse an der Ehe

Demografen warnen, dass die "Nesthocker-Generation" ein Problem für die Entwicklung des Landes sein könnte. Nicht nur Probleme bei der Suche nach Arbeit und Wohnung erschwerten die Trennung von den Eltern. Auch kulturelle Faktoren würden eine Rolle spielen. Viele junge Frauen seien Nesthockerinnen, obwohl sie finanziell selbstständig seien. Als Gründe nannten Forscher die hohen Mieten in Italien und wenig Interesse an der Ehe.

Die italienische Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni hat die Erhöhung der Geburtenrate zur Priorität ernannt, aber bisher wenig Erfolg bei der Umkehrung des demografischen Rückgangs gehabt. Italien hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten Europas. 2022 lag diese laut Istat bei 1,24 Kindern pro Frau. In Österreich waren es 1,41 Kinder pro Frau. Die Geburtenzahl im Land ist im Jahr 2023 zum 15. Mal in Folge gesunken, lediglich 379.000 Kinder kamen in Italien zur Welt. Das ist die niedrigste Zahl seit der Vereinigung Italiens im Jahr 1861.

Kommentare