Italien: 475 Tote über Nacht - keine Entspannung in Sicht

Coronavirus in Italy
Noch nie ist die Zahl der Todesopfer an einem Tag so stark gestiegen wie in Italien. Und es scheint vorerst kein Ende in Sicht.

Die Zahl der Coronavirus-Todesopfer und der Infizierten in Italien ist am Mittwoch erneut radikal angestiegen. 2.978 Todesopfer wurden gemeldet - 475 mehr als am Vortag. Noch nie ist die Zahl der Todesopfer an einem einzigen Tag so stark gestiegen.

Die Zahl der Infizierten kletterte von 26.062 auf 28.719. 2.257 Personen liegen auf der Intensivstation. 4.025 Menschen sind inzwischen genesen.

Und Entspannung scheint nicht in Sicht, der Höhepunkt der Epidemie steht laut Silvio Brusaferro, Präsident von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut ISS und Berater der Regierung in Sachen Coronavirus, noch aus: "Die Epidemiekurve steigt weiter", so Brusaferro bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Rom. Einige Regionen seien zwar weniger betroffen, man dürfe sich deswegen jedoch nicht Illusionen hingeben.

 

70 Prozent der Todesopfer sind Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 80 Jahren. Die Altersgruppe mit der höchsten Todesrate ist jene zwischen 80 und 89 Jahren. Die meisten Todesopfer waren bereits vor der Infektion von mehreren Krankheiten betroffen, sagte der Experte.

Es sei wichtig, die Vorsichtsmaßnahmen streng einzuhalten, um die Verbreitung der Epidemie zu bekämpfen. "Es ist noch zu früh, um die positiven Auswirkungen der ergriffenen Maßnahmen zu sehen. Wir dürfen nicht nachlassen. Die Bedingungen zur Aufhebung der rigorosen Maßnahmen zur Epidemiebekämpfung sind jetzt noch nicht erreicht. Wir müssen vor allem die schwächeren Menschen schützen. Das ist die Herausforderung, mit der wir jetzt konfrontiert sind", sagte Brusaferro.

Es sei wichtig, die sozialen Kontakte stark einzugrenzen. Wenn man den Zuwachs der Infektionsfälle reduziere, sei das Gesundheitswesen besser in der Lage, den Kranken die notwendige Unterstützung zu sichern.

Conte: Ausgangssperre verlängern

Der italienische Premier Giuseppe Conte hält eine Verlängerung der restriktiven Maßnahmen für unvermeidbar. "Es ist offenkundig, dass die ergriffenen Maßnahmen verlängert werden müssen", meinte der Premier gegenüber der Corriere della Sera.

All jene, die gegen die Ausgangssperre verstoßen, würden hat bestraft. Conte erklärte sich mit den Bürgermeistern der italienischen Gemeinden solidarisch, die Parks zugeschlossen haben, um zu verhindern, dass sich zu viele Menschen im Freien aufhalten.

Und auch nachdem die Zahl der Infektionen zurückgehen wird, werde Italien nicht sofort zum normalen Leben zurückkehren können, so Conte.

Lombardei

In der Lombardei, die von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffenen Region Italiens, stieg die Zahl der Todesopfer auf 1.959, das sind 319 mehr als am Dienstag. Die Zahl der Infizierten lag nun bei 17.713, das sind 1.493 mehr als am Vortag. 7.285 Personen liegen in den lombardischen Krankenhäusern, 924 davon auf der Intensivstation.

Die Lombardei warnte, dass es keine Plätze mehr auf den Intensivstationen der lombardischen Krankenhäuser gebe. Der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Gallera, bemängelte erneut, dass in den lombardischen Städten trotz Ausgangsverbot zu viele Menschen auf den Straßen unterwegs seien, was zur Verbreitung des Virus beitrage.

Die Lombardei bemüht sich, neue Plätze auf den Intensivstationen zu schaffen. Am Mittwoch wurden 16 neue Betten im Krankenhaus San Carlo in Mailand zur Verfügung gestellt. Zwei Feldkrankenhäuser sollen in den von der Seuche schwer betroffenen Städten Piacenza und Crema eingerichtet werden. Das Feldkrankenhaus in Piacenza soll in drei Tagen aufgestellt werden, 400 Soldaten sind dabei im Einsatz. Das Feldkrankenhaus von Crema mit 68 Plätzen wurde von der US-Hilfsorganisation "Samaritans Purse" gespendet.

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