Im März 2022 erfolgte die Grundsteinlegung, jetzt wurde die erste Etappe vollendet, im Herbst sollen die ersten 12.000 Beamte aus Jakarta auf die Insel Borneo in die neue Hauptstadt übersiedeln.
Böse Zungen behaupten, dass das Tempo primär der Tatsache geschuldet sei, dass die Amtszeit von „Jokowi“, wie das Staatsoberhaupt von allen genannt wird, heuer ausläuft, und er nicht erneut kandidieren kann. Rechtzeitig wolle er sich noch ein Denkmal setzen.
Pläne für eine Verlegung der Hauptstadt wurden bereits nach der Staatsgründung gewälzt, das jetzige Projekt freilich hat gigantische Dimensionen: Auf einer Fläche von 2.560 Quadratkilometern (sechs Mal so groß wie die von Wien) sollen im Endausbau, der erst für 2045 veranschlagt ist, zwei Millionen Menschen arbeiten und wohnen (so viele wie in Wien). Die veranschlagten Kosten: Mehr als 30 Milliarden Euro.
Doch ganz rund läuft die Sache nicht: So warfen heuer der Chef der zuständigen Baubehörde sowie dessen Vize hin. Ausländische Investoren, die einen Gutteil beisteuern sollen, zeigen sich knausrig.
Doch die Regierung hält an dem Vorhaben eisern fest – und preist in ihren Prospekten die neue Hauptstadt als smart und grün an: So sollen 75 Prozent des Verwaltungszentrum mit einer Million Beamten begrünt werden.
Alle wichtigen Anlaufstellen, wie Supermarkt, Arzt oder Arbeitsplatz sollen zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von fünf bis zehn Minuten erreichbar sein.
100 Prozent digitale Vernetzung
Die Energie soll aus erneuerbaren Quellen stammen, sämtliche Fahrzeuge sollen nur noch elektrisch betrieben werden. Und: Alle Hauptstädter, egal, ob Private oder Unternehmen, sollen zu 100 Prozent digital vernetzt sein.
Doch warum kamen die Verantwortlichen auf die Idee, ausgerechnet im Dschungel eine neue Kapitale aus dem Boden zu stampfen? Das hat primär damit zu tun, dass man die fünf Provinzen Borneos (die Insel ist doppelt so groß wie Deutschland) ökonomisch voranbringen will.
Denn dort werden bloß zehn Prozent des indonesischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaftet, die Insel Java mit der bisherigen Hauptstadt Jakarta trägt 60 Prozent zum BIP bei.
Doch der Riesenmoloch mit zehn Millionen Einwohnern (34 Millionen im Großraum) hat ein Riesenproblem: Er versinkt – buchstäblich. Da die Bevölkerung die Grundwasserreservoirs anzapft, senkt sich der Boden vor allem im Norden der Stadt jährlich um mehr als zehn Zentimeter.
Manche Gebäude sacken sogar einen Viertelmeter ab. Bereits jetzt liegt die Hälfte Jakartas unter dem Meeresspiegel, in sechs Jahren könnten es 80 Prozent sein, rechnen Wissenschaftler vor.
Und bis 2050 wird wohl ein Viertel der Metropole in den Fluten untergehen – nicht zuletzt auch durch den Klimawandel.
Daher wird mit Hochdruck an Nusantara gearbeitet. Nach der feierlichen Einweihung der ersten Gebäude, unter anderem des Präsidentenpalastes, soll die Schlagzahl weiter hochgehalten werden – und ab 2034 sollen die Regierungsgeschäfte komplett aus der neuen Hauptstadt geführt werden.
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