Schuld an Opioid-Krise in den USA: Familie Sackler zahlt Milliarden

Schuld an Opioid-Krise in den USA: Familie Sackler zahlt Milliarden
Die Pharmafirmeneigentümer sollen Nebenwirkungen ihres Schmerzmittels verheimlicht, Aufsichtsbehörden belogen und Studien gefälscht haben. OxyContin wurde zur Einstiegsdroge für Heroin und Fentanyl.

Hunderttausende Menschen sind der Opioid-Krise in den USA in den vergangenen Jahren bereits zum Opfer gefallen. Eine Familie hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt: Die Sacklers, Gründer und Eigentümer des Connecticuter Pharmaunternehmens Purdue Pharma. Sie sollen bedeutend zum Entstehen der schweren Krise beigetragen bzw. sie gar ausgelöst haben, so der Vorwurf - indem sie das Schmerzmittel OxyContin hergestellt und vermarktet haben, dabei aber Nebenwirkungen verheimlicht haben. 

Das Medikament weist hohes Suchtpotenzial auf und ist somit zu einer bekannten Einstiegsdroge für Heroin und später auch Fentanyl geworden. Ärzte haben OxyContin dennoch über Jahre leichtfertig verschrieben, die Sacklers sind damit steinreich geworden. Die Familie soll Geld von ihrer Firma abgezweigt, Aufsichtsbehörden belogen und Studien in Zusammenhang mit dem Schmerzmittel gefälscht haben.

Tausende Klagen 

Purdue Pharma gab bereits zu, Markenmissbrauch und Betrug bei der Vermarktung begangen zu haben – und meldete 2019 angesichts tausender Klagen Insolvenz an. Nun haben Eigentümer und Firma sich auf einen neuen Vergleich mit 15 US-Bundesstaaten geeinigt: 6,4 Milliarden Dollar sollen die Sacklers über 15 Jahre zahlen, um die Klagen beizulegen, teilten mehrere Generalstaatsanwälte am Donnerstag mit. 900 Millionen Dollar zahlt zusätzlich Purdue Pharma.

Vor sieben Monaten hatte der Oberste Gerichtshof einen ähnlichen Vergleich, der eine Zahlung von 6 Milliarden Dollar vorsah und den Sacklers zivilrechtliche Immunität bei Opioidklagen gewährt hätte, gekippt. Die Familie erhält nun keinen rechtlichen Schutz, die weiteren Klagen von Bundesstaaten, Kommunen oder einzelnen Opfern werden trotz Zahlung nicht vollständig abgewiesen. 

"Nicht genug Geld auf der Welt, um es wieder gut zu machen" 

„Es geht nicht nur um das Geld“, erklärte der Generalstaatsanwalt von Connecticut, William Tong. Es gäbe gar „nicht genug Geld auf der Welt, um es wieder gut zu machen.“ Der jüngste Vergleich ermögliche den Opfern einen Abschluss und solle die Krise der Drogensucht bekämpfen, die in den letzten zwei Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten zu mehr als 700.000 Todesfällen durch Überdosierung von Opioiden geführt habe.

Neben den Zahlungen an die staatlichen und lokalen Behörden werden laut dem Anwalt Ed Neiger, der Opioid-Opfer in der Purdue-Insolvenz vertritt, zusätzlich zwischen 800 und 850 Millionen Dollar für die Entschädigung einzelner Opfer zur Verfügung gestellt. Mehrere Arzneimittelhersteller und Apotheken haben sich in den letzten Jahren bereiterklärt, zusammen rund 50 Milliarden Dollar zu zahlen, um Ermittlungen und Klagen in Zusammenhang mit der Opioid-Krise gegen sich beizulegen. 

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