Coronavirus: Erste Ausländer in China gestorben
In China ist erstmals ein mit dem neuartigen Coronavirus infizierter Ausländer gestorben. Bei dem Toten handle es sich um einen US-Bürger, teilte die US-Botschaft in Peking am Samstag mit. Die offizielle Gesamtzahl der Toten in China stieg mittlerweile auf 722. Bei der SARS-Epidemie Anfang der 2000er-Jahre waren weltweit 774 Menschen gestorben - in China und Hongkong 648.
Der in einem Krankenhaus in Wuhan gestorbene US-Bürger sei 60 Jahre alt, teilte die US-Botschaft mit. Angaben zum Geschlecht machte der Sprecher nicht. Das Opfer hat laut chinesischem Außenministeriums chinesische Wurzeln. Ebenfalls in einem Krankenhaus in Wuhan starb ein Japaner, der sich vermutlich mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Das japanische Außenministerium in Tokio teilte am Samstag mit, der etwa 60-jährige Mann sei mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht worden. Die chinesischen Behörden sagten, es sei sehr wahrscheinlich, dass der Mann sich mit dem neuartigen Erreger angesteckt habe.
Sechs weitere Österreicher sollen zurück nach Hause
Für das Wochenende war eine neuerliche Rückholaktion von Österreichern aus der chinesischen Coronavirus-Krisenprovinz Hubei geplant. Es handelt sich um sechs Personen. Die Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit Großbritannien. Die Reise führt dieses Mal von Wuhan nach Großbritannien, dann nach Berlin und schließlich nach Wien, teilte Außenamtssprecher Peter Guschelbauer am Freitag der APA mit. "Es handelt sich um einen Kärntner und seine Frau sowie um eine Frau mit drei Kindern", sagte der Ressortsprecher.
Der Abflug der Maschine sollte am Sonntag kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in Wuhan erfolgen. Es könne aber natürlich zu Verschiebungen kommen. "Der Flug von Wuhan wird mit der britischen Regierung durchgeführt. Deshalb fliegt die Maschine zunächst nach Großbritannien."
Weil es am geplanten Landeort aber nur beschränkte Start- und Landeslots gebe, würden die Österreicher dann mit mitreisenden Deutschen in der Folge nach Berlin-Tegel gebracht. Auch Deutschland will etwa 20 in der Krisenregion verbliebene Staatsbürger ausfliegen, die möglicherweise ebenfalls mit der britischen Maschine am Sonntag mitgenommen werden.
Die Tyrol Air Ambulance würde schließlich für die Österreicher den Transport nach Wien übernehmen. Im Außenministerium geht man davon aus, dass mit diesem Transport alle Österreicher aus der von 2019-nCoV besonders schwer betroffenen chinesischen Provinz die Region verlassen haben. Von den übrigen Flugdestinationen Chinas gebe es reguläre Flugverbindungen.
Aktuelle Zahlen
Insgesamt gibt es in Deutschland inzwischen 14 bestätigte Ansteckungsfälle, für ganz Europa nähert sich die Zahl der bestätigten Fälle 40. In Österreich wurden bisher keine bestätigten Fälle von Coronavirus. Mit Stand Samstagvormittag gab es laut Gesundheitsministerium zwei Verdachtsfälle - je einen in Wien und Kärnten.
In China haben sich nach Angaben der Behörden mittlerweile 34.500 Menschen mit dem Erreger infiziert. Von der Volksrepublik aus hat sich das Coronavirus in fast 30 weitere Länder ausgebreitet. Mehr als 320 Krankheitsfälle sind außerhalb Chinas bestätigt. Singapur gab sieben weitere Fälle des Coronavirus bekannt.
Frankreich warnte angesichts der Entwicklung der Coronavirus-Epidemie seine Bürger vor Reisen nach China. Von Besuchen werde "außer aus zwingenden Gründen" abgeraten, teilte das französische Außenministerium mit. Zuvor erklärte das Gesundheitsministerium, dass in einem französischen Skiort fünf Briten mit dem Virus diagnostiziert worden seien. Damit stieg die Zahl der Infektionen in Frankreich auf insgesamt elf.
Wegen des sich rasant ausbreitenden Virus beschlossen auch die Behörden in Hongkong neue Maßnahmen: Sie verhängten eine obligatorische zweiwöchige Quarantäne für alle aus Festland-China ankommenden Reisenden.
In der vergangenen Woche sorgten Panikkäufe von Hongkongern für Schlagzeilen. Die Menschen kauften die Regale der Supermärkte leer und horteten Grundnahrungsmittel sowie Toilettenpapier und Handdesinfektionsmitteln. Ähnliche Szenen gab es am Samstag in Singapur, nachdem der Stadtstaat seine Alarmstufe wegen des Virus erhöht hatte.
In Japan stieg inzwischen die Zahl der Infizierten an Bord eines dort unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes auf 64, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte. Am Samstag seien drei weitere Fälle bestätigt worden. Die "Diamond Princess" befindet sich seit Montag vor der japanischen Küste unter Quarantäne. An Bord befinden sich etwa 3.700 Passagiere und Besatzungsmitglieder.
Virus auch über Fäkalien übertragbar?
Laut einer Studie chinesischer Wissenschafter könnte das Coronavirus auch über Fäkalien übertragbar sein. Einige Patienten in der zentralchinesischen Millionenstadt Wuhan hätten vor dem Auftreten von Fiebersymptomen und Atembeschwerden zuerst unter Durchfall und Übelkeit gelitten, heißt es in einer am Freitag im "Journal of the American Medical Association" veröffentlichten Arbeit.
Als Hauptübertragungsweg des Virus gilt weiterhin eine Tröpfcheninfektion über den Husten eines Erkrankten. Bei zehn Prozent von 138 Patienten in einen Krankenhaus in Wuhan habe der Krankheitsverlauf mit Durchfall und Übelkeit begonnen, schreiben die Wissenschafter. Die Forscher gaben an, sich bei den frühen Fällen der erstmals im Dezember in Wuhan aufgetretenen Krankheit vor allem auf Atemwegssymptome konzentriert zu haben. Dabei könnten mit dem Verdauungstrakt verbundene Symptome übersehen worden sein.
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