Indigene erhalten Internet - und werden süchtig nach Pornos
„Unsere Vision ist es, ein Netzwerk zu schaffen, das alle indigenen Gemeinschaften im brasilianischen Amazonasgebiet miteinander verbindet und es ihnen ermöglicht, ihre Kulturen zu bewahren, Wissen zu teilen und Zugang zu wichtigen Dienstleistungen zu haben“, freute sich Flora Dutra, die Geschäftsführerin der Organisation „Navi Global“, als es ihre Initiative schaffte, mehr als 1.000 Menschen vom indigenen Stamm der Marubo im Amazonasgebiet mit Internet zu versorgen.
Pornosucht
Das Projekt sei ein „inspirierendes Beispiel dafür, wie Technologie eingesetzt werden kann, um das Wohlergehen indigener Gemeinschaften und die Erhaltung des Amazonasgebiets zu fördern“.
Einer der Anführer der Indigenen, Enoque Marubo, schwärmte: „Wir bringen nicht nur das Internet in unsere Gemeinden, sondern lernen auch, diese Technologie in unsere Lebensweise einzubinden, und zwar auf eine Weise, die unsere Identität und unser traditionelles Wissen stärkt.“
Die Freude, die im Oktober vergangenen Jahres geherrscht hatte, ist einer gewissen Ernüchterung gewichen, wie eine Reportage der New York Times nahelegt: „Als das Internet ankam, waren alle glücklich. Aber jetzt ist alles noch schlimmer geworden. Die jungen Leute sind durch das Internet faul geworden, sie lernen die Wege des weißen Mannes“, sagt ein führendes Stammesmitglied den Reportern. Vor allem Jugendliche seien pornosüchtig geworden, würden aggressives Verhalten an den Tag legen und nur noch an den Smartphones kleben.
Eine düstere Prophezeiung
Er sagte, dass junge Männer explizite Videos in Gruppenchats austauschen, eine verblüffende Entwicklung für eine Kultur, in der Küssen in der Öffentlichkeit verpönt ist. „Wir sind besorgt, dass junge Leute das ausprobieren wollen“, sagte er über die Pornovideos auf den Handys der jungen Generation.
Ein Stammesmitglied erzählte den New York Times Reportern, dass die Zukunft des Stammes verbunden mit dem Internet vorhergesagt worden sei.
Vor Jahrzehnten habe der angesehenste Schamane der Marubo Visionen von einem tragbaren Gerät, das eine Verbindung mit der ganzen Welt herstellen konnte, gehabt. „Es wäre zum Wohle des Volkes gedacht. Aber am Ende wäre es das nicht.“ Am Ende werde es Krieg geben, so die Prophezeiung.
Das Internet habe aber nicht nur Sünde und Hass in die indigene Gemeinschaft gebracht, sondern bereits Leben gerettet. Wenn etwa jemand von einer Giftschlange gebissen werde, könne man sofort einen Rettungshelikopter anfordern. Junge Frauen wollen laut New York Times ein Zahnmedizin-Studium in Sao Paulo beginnen.
Und es seien bereits Maßnahmen in Planung, das Internet zu gewissen Zeiten abzuschalten, sodass das größte Übel abgewandt werden könne. Denn, wie einer der Ältesten sagt: „Wenn man im Dorf nicht jagt, fischt und pflanzt, hat man nichts zu essen.“
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