Boeing 737-MAX8: Die vier Fehler vor der Absturzserie

Boeing 737-MAX8: Die vier Fehler vor der Absturzserie
Eine Analyse: Der Autopilot könnte eine Mitschuld tragen. Mehrere Warnungen im Vorfeld missachtet.

„Das Flugzeug schwankte mit der Nase auf und ab. Dann stürzte es teilweise brennden Kopf voran ab“, schildert ein Augenzeuge des Ethopian Fluges ET 302, der südlich von Addis Abeba zerschellte.

Immer deutlicher werden die (technischen) Probleme, die der nun weltweit mit einem Flugverbot belegte Krisenflieger Boeing 737-MAX8 hatte. Manche davon sind sehr kompliziert, andere relativ einfach:

- Mangelnde Kontrolle: Boeing – aber auch der europäische Konkurrent Airbus – sind bereits derartig große Milliarden-Unternehmen mit über 130.000 Mitarbeitern, dass sie wirtschaftlich enorme Macht haben. Um ihnen ausführliche Tests zu ersparen, werden einfach alte Modelle wie die 737 offiziell nur weiterentwickelt. Doch das Modell von heute hat außer dem Namen mit dem Typ aus 1965 nichts mehr gemein. Kein Wunder, dass einer der ersten Anrufe des Boeing-Chefs nach dem Absturz zu US-Präsident Donald Trump führte. Die US-Luftfahrtbehörde erließ deshalb (?) bis jetzt jedenfalls noch kein Flugverbot.

Boeing 737-MAX8: Die vier Fehler vor der Absturzserie

- Die Software: Durch die mangelnde Kontrolle könnte eine nicht ausgereifte Software wie das MCAS-System durchgerutscht sein, meinen Experten. Das MCAS soll in der Startphase verhindern, dass die Nase zu hoch oder zu niedrig ist und der Jet abstürzt.

- Piloten-Warnungen missachtet: Nicht nur der Absturz der Lion Air in Indonesien hätte Warnung genug sein sollen, auch mehrere Piloten hatten Erfahrungen geschildert. Zumindest fünf Vorfälle im Zusammenhang mit MCAS sind in einem internen anonymen System beschrieben worden. Zwei Reports gibt es, die zeigen, dass der Jet erst außer Kontrolle geraten ist als der Autopilot eingeschaltet wurde – dieser sollte MCAS aber eigentlich deaktivieren. Beide bemerkten ungewöhnliche Geschwindigkeitsanzeigen und die Nase wurde aggressiv nach unten gedrückt. Bewahrheitet sich das, wäre das ein Super-GAU, denn dann müsste eventuell die gesamte Software überarbeitet werden. Fest steht mittlerweile auch, dass der äthiopische Unglückspilot nach dem Lion-Air-Absturz eine Schulung durchlief, wie man MCAS notfalls abdrehen kann. Sein letzter bekannter Funkspruch: Probleme mit der Geschwindigkeitsanzeige.

- Umbauten: Die US-Airline Southwest rüstet seit dem Absturz in Indonesien im Oktober groß um. Neue, zusätzlich Sensoren wurden angeschafft und quasi ein zusätzliches System mit einem speziellen Display eingebaut, dass die genaue Lage des Flugzeuges noch einmal überprüft. Derartige Umbauten sind aber sehr teuer und viele Fluglinien werden sich das nicht leisten können. Nun könnte es sein, dass so etwas vorgeschrieben wird. Boeing könnte sich damit noch eine goldene Nase verdienen, wenn diese Kosten andere tragen müssen.

Nach dem Komplettgrounding der Flotte am Mittwoch Abend dürfte der Schaden für Boeing und die gesamte Luftfahrt nun in die Milliarden gehen.

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