Benedikt XVI.: Stationen eines historischen Pontifikats

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. 
Der verstorbene Papst Benedikt stand fast acht Jahre an Spitze der katholischen Kirche.

Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit knapp 500 Jahren. Mit seinem Amtsverzicht setzte der Papst im Februar 2013 einen spektakulären Schlussstrich unter sein rund achtjähriges Pontifikat, das von theologischen Debatten, aber auch vom Missbrauchsskandal in den Reihen der Kirche und der "Vatileaks"-Affäre geprägt war.

19. April 2005: Joseph Ratzinger wird als erster Deutscher seit fast 500 Jahren Papst.

18. bis 21. August 2005: Benedikt besucht auf seiner ersten Auslandsreise Deutschland. Vor einer Million Pilgern feiert er beim Weltjugendtag auf dem Kölner Marienfeld einen Gottesdienst.

25. Dezember 2005: Veröffentlichung der ersten Enzyklika "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe). Das Lehrschreiben hebt die zentrale Bedeutung von Liebe und Barmherzigkeit für die Menschen und die Kirche hervor.

20. Mai 2006: Treffen mit dem russisch-orthodoxen Metropoliten Kyrill. Die Annäherung an die Orthodoxen wird zum zentralen ökumenischen Bestreben des Papstes.

28. Mai 2006: Bei einer Reise nach Polen besucht der Papst das NS-Konzentrationslager Auschwitz.

9. bis 14. September 2006: Besuch seiner bayerischen Heimat. In einer Rede in Regensburg zitiert Benedikt den byzantinischen Kaiser Manuel II. aus dem 14. Jahrhundert, wonach der muslimische Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe. Es folgen weltweite Proteste von Muslimen.

30. November 2006: In der Blauen Moschee in Istanbul erweist der Papst dem Islam seinen Respekt, indem er sich gen Mekka wendet und so einige Minuten leicht gebeugt mit geschlossenen Augen verharrt.

30. November 2007: Benedikt veröffentlicht seine zweite Enzyklika "Spe salvi" (Über die christliche Hoffnung). Darin macht er deutlich, dass nicht Fortschritt und Wissenschaft die Menschheit retten können, sondern nur gemeinsame Hoffnung.

15. bis 21. April 2008: Bei einer USA-Reise trifft Benedikt als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche.

19. Juli 2008: Der Papst bittet um Entschuldigung für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche und trifft sich zwei Tage später mit mehreren Missbrauchsopfern. In Europa und den USA wurden seit der Jahrtausendwende massenhaft Fälle des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche bekannt.

21. Jänner 2009: Der Holocaust-Leugner Richard Williamson und drei weitere Bischöfe der erzkonservativen Piusbruderschaft werden auf Anordnung des Papstes wieder in die Kirche aufgenommen. Die Entscheidung sorgt weltweit für Empörung.

8. bis 15. Mai 2009: Bei einer Nahostreise ruft der Papst zum Dialog der Religionen auf und spricht sich klar gegen Antisemitismus aus.

29. Juni 2009: Benedikt veröffentlicht die Sozial-Enzyklika "Caritas in veritate" (Die Liebe in der Wahrheit). Darin befasst er sich kritisch mit der Globalisierung und der Finanzkrise.

11. Juni 2010: In einer Messe auf dem Petersplatz bittet der Papst die Opfer von sexuellem Missbrauch öffentlich um Vergebung. An den kirchlichen Strukturen ändert er während seiner Amtszeit jedoch nichts.

20. November 2010: Für "begründete Einzelfälle" etwa zum Schutz vor HIV erlaubt der Papst den Gebrauch von Kondomen und vollzieht damit eine Wende in der bisherigen Sexuallehre der Kirche.

22. September 2011: Als erster Papst spricht Benedikt im deutschen Bundestag. Ein Großteil der Linken-Fraktion boykottiert die Rede, auch andere Abgeordnete fehlen. Benedikt lobt die in den 1970er-Jahren aufgekommene ökologische Bewegung und sagt, Maßstab politischer Arbeit dürfe nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein.

23. September 2011: In einem weiteren historischen Akt trifft Benedikt an einer der Wirkungsstätten des Reformators Martin Luther während seiner Reise durch Deutschland in Erfurt Vertreter der Evangelischen Kirche.

16. Oktober 2011: Erstmals lässt sich der Papst auf einem rollenden Podest aus der Zeit seines Vorgängers Johannes Paul II. durch die Peterskirche rollen. Die Spekulationen über seinen Gesundheitszustand werden lauter.

28. März 2012: Benedikt trifft Kubas Revolutionsführer Fidel Castro.

6. Oktober 2012: In der Affäre um den Diebstahl geheimer Vatikan-Dokumente wird der päpstliche Ex-Kammerdiener Paolo Gabriele zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der Papst begnadigt ihn kurz vor Weihnachten.

11. Februar 2013: Benedikt XVI. kündigt angesichts seines "vorgerückten Alters" seinen Rücktritt zum 28. Februar an. Seitdem lebte er weitgehend zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

31. Dezember 2022: Der Heilige Stuhl gibt das Ableben von Benedikt des XVI. bekannt. Bis zu seinem Tod kam es immer wieder zu teils auch persönlich gegen ihn gerichteten Vorwürfen wegen des Missbrauchskandals.

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