Beben-Serie in Neapel: Experten besorgt über Erdstöße nahe Vesuv
Erneut hat ein Erdbeben die Region um Neapel erschüttert. Der Erdstoß der Stärke 4,0 ereignete sich am Montagabend in den sogenannten Phlegräischen Feldern. Dabei handelt es sich um eine riesige aktive Vulkanregion westlich des Vesuvs. Der angesehene Vulkanologe Giuseppe Di Natale, einer der größten Experten in Sachen „Bradisismo“, dem Heben und Senken der Erde in diesem vulkanischen Gebiet, ist besorgt.
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Das Erdbeben am Montagabend ereignete sich im Gebiet der sogenannten „Phlegräischen Felder“, einem Areal mit hoher vulkanischer Aktivität. Immer wieder warnen Forscher vor diesem Phänomen. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet daher die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. „Die Angst unter der Bevölkerung ist enorm. Sie fürchtet sich vor den Erdbeben, doch viele Einwohner denken, dass eine Eruption des Vulkans unmöglich ist und schalten diesen Gedanken einfach aus“, meinte Di Natale, der seit 40 Jahren rund um das Phänomen der Vulkane und des „Bradisismo“ forscht. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „langsame Erdbewegung“.
„Die zunehmende Hebung des Bodens zeigt einen immer höheren internen Druck unter der Erde an, der auch zu immer stärkeren und häufigeren Erdbeben führt. Es ist klar, dass dieser Druck, sollte er weiter ansteigen, früher oder später nicht mehr von den Gesteinen an der Oberfläche getragen werden kann und es zu einer Eruption kommen wird. Derzeit kennen wir leider die Widerstandsgrenze der Gesteine in den ersten drei Kilometern Tiefe nicht, sodass wir keine Ahnung haben, wie hoch die Gefahr einer Eruption sein könnte“, erklärt Di Natale.
Der Vulkanologe beklagt, dass die meisten Gebäude der Gegend um Neapel nicht den modernsten antiseismischen Standards entsprechen. „Baufällige Gebäude könnten im Fall eines stärkeren Erdbebens schwere Schäden erleiden oder sogar einstürzen“, meinte Di Natale.
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Bisher haben die Forscher das Auf und Ab der „Campi Flegrei“ auf unterirdische Magmabewegungen zurückgeführt. Steigt Magma aus den tieferen Schichten des Erdinneren unter Pozzuoli, 15 Kilometer von Neapel entfernt, auf, beginnt sich das ganze Gebiet zu heben. Sobald das Magma wieder sinkt, geht die Ausbeulung an der Erdoberfläche zurück - und auch die Phlegräischen Felder sinken wieder.
Zivilschutzpläne werden ausgearbeitet
1983 war die Aufregung in Pozzuoli groß, als sich die Erde dort wieder einmal um mehr als einen Meter hob. Der neue Zustand hielt mehrere Monate an. Er war von Erdbeben begleitet, die zu erheblichen Schäden im Mauerwerk der alten Wohnhäuser im Hafenviertel führten. Mehr als 30.000 Menschen mussten damals für mehrere Wochen ihre Wohnungen verlassen, bis sich die Erde wieder beruhigt hatte. „Heute ist der Bodenspiegel so hoch wie nie zuvor in den letzten Jahrhunderten. Das bedeutet, dass der Innendruck so stark ist wie seit dem letzten Vulkan-Ausbruch des Jahres 1538 nicht mehr“, warnt Di Natale.
Könnte die neuerliche Hebung bis an einen Punkt führen, an dem die Gesteinsschichten den blähenden Kräften nicht mehr standhalten? Die Experten schließen das nicht aus. So arbeitet der italienische Zivilschutz an einem großangelegten Evakuierungsplan für die dicht besiedelte Region. Dieser sieht im extremsten Fall die Evakuierung in 72 Stunden von 1,3 Millionen Menschen im gesamten Raum um Neapel vor, der größten Metropole Süditaliens. Die Evakuierung würde vom Heer und dem Zivilschutz koordiniert werden. In drei Tage sollte eine ganze Region per Bahn, Bus und Autos die Gegend verlassen.
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