Australien: Streit ums Riesenfeuerwerk

Australien: Streit ums Riesenfeuerwerk
Die Stadtverwaltung will das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßen. Über eine Viertel Million Menschen will das Spektakel aufgrund der Buschbrände absagen.

Sydney ist die die erste Millionenstadt der Welt, in der die Uhrzeiger am 31. Dezember auf Mitternacht springen. Die Silvesterfeierlichkeiten werden weltweit übertragen und das spektakuläre Feuerwerk im Hafen vor dem berühmten Opernhaus in Sydney gilt als offizieller Auftakt für den Reigen der Jahreswechsel rund um den Globus und ist mittlerweile weltweit bekannt.

Hunderte Millionen Menschen ergötzen sich vor den TV-Bildschirmen am riesigen Gekrache, die Pyrotechnik-Show zieht jedes Jahr mehr als eine Million Besucher in den Hafen von Sydney und generiert so Einnahmen von rund 130 Millionen Australischen Dollar.

Sydneys Stadtverwaltung lässt sich das Spektakel einiges kosten: Berichten zufolge wurden im vergangenen Jahr rund 5,8 Millionen Australische Dollar (3,6 Millionen Euro) für die Feuerwerksshow ausgegeben.

"Risiko zu hoch"

Heuer drängen Politiker und Hunderttausende Einwohner Australiens darauf, das Neujahrs-Feuerwerk in Sydney wegen der anhaltenden Buschfeuer abzusagen. "Das Risiko ist zu hoch. Wir müssen die erschöpften Freiwilligen der Feuerwehr respektieren", schrieb der stellvertretende Premierminister des Bundesstaates New South Wales, John Barilaro, am Montag auf Twitter.

Die australische Hauptstadt Canberra sowie viele kleinere Städte hätten ihre Feuerwerke wegen der Feuergefahr bereits abgesagt, argumentierte Barilaro. Dem solle auch Sydney als Hauptstadt von New South Wales folgen.

Australien: Streit ums Riesenfeuerwerk

"Schwerer Schaden für Wirtschaft"

Ungeachtet der seit Wochen wütenden Buschbrände will Sydney zum Jahreswechsel jedoch nicht auf das Feuerwerk verzichten. Die Stadtverwaltung setzt sich damit über eine Petition mit mittlerweile 270.000 Unterschriften hinweg, die sich gegen das Spektakel richtet. Als Begründung verwies ein Sprecher der Stadt darauf, dass Zehntausende Besucher bereits Flüge und Hotels gebucht hätten. Zudem hätten die Vorbereitungen bereits vor 15 Monaten begonnen, das meiste Geld sei längst ausgegeben und ein Verzicht auf das Ereignis würde der Wirtschaft "schweren Schaden" zufügen.

Keine Einwände seitens der Feuerwehr

Die Feuerwehr hat keine Einwände gegen das Neujahrs-Feuerwerk im Hafen. Die geplante Show könne stattfinden, teilte die Feuerwehr am Montag auf Twitter mit.

Die Brandschützer prüften auch weitere Ausnahmen vom Feuerverbot in der Region, hieß es weiter. Zuvor hatte es heftige Diskussionen um das Feuerwerk in Sydney gegeben.

"Genug Rauch in der Luft"

Die Unterzeichner der Petition argumentierten, es liege bereits "genug Rauch in der Luft", das Feuerwerk könne "einige Menschen traumatisieren", das ablaufende Jahr sei für Australien hinsichtlich der Buschbrände "katastrophal" verlaufen - und alle Staaten sollten derartige Feuerwerke in Zukunft ablehnen.

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Premierminister Scott Morrison stellte Zehntausenden freiwilligen Feuerwehrleuten für ihren Einsatz im Kampf gegen die Brände finanzielle Entschädigung in Aussicht – Freiwillige, die mindestens zehn Tage lang Brände bekämpft haben, sollen pro Tag umgerechnet 188 Euro erhalten. Die Zahlung ist auf 20 Tagessätze begrenzt.

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Ihm sei bewusst, dass die freiwilligen Feuerwehrleute "keine Bezahlung erwarten", sagte Morrison. Er wolle aber nicht, dass die Freiwilligen oder ihre Angehörigen Rechnungen nicht begleichen könnten oder in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, weil sie sich am Kampf gegen die Buschbrände beteiligt hätten. In New South Wales gehören 70.000 Helfer der freiwilligen Feuerwehr an.

Seit dem ungewöhnlich frühen Beginn der Brandsaison im September vernichteten die Buschbrände bereits eine Fläche von der Größe Belgiens. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, Hunderte Häuser und Gebäude wurden zerstört. Am Wochenende haben sich die Brände noch ausgeweitet. Allein im Bundesstaat New South Wales lodern derzeit 85 Feuer, 40 von ihnen seien außer Kontrolle, sagte der regionale Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons am Sonntag vor Reportern. Tags zuvor hatte die Feuerwehr dort noch von 70 Bränden gesprochen, von denen 30 nicht kontrolliert würden.

Die Behörden des Bundesstaates Victoria forderten die Bewohner des kleines Ortes Goongerah etwa 440 Kilometer östlich von Melbourne auf, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. "Warten Sie nicht, Weggehen ist die sicherste Option - die Umstände können sich ändern und sehr schnell verschlechtern", warnte die Feuerwehr. Hilfskräfte könnten dann möglicherweise nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Das Falls Festival in Lorne, zu dem 9.000 Musikfans erwartet wurden, musste aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. In den Tagen um den Jahreswechsel wird eine wieder ansteigende Brandgefahr erwartet.

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