Süße Krise in Kanada: Geht uns bald der Ahornsirup aus?

Der süße Ahornsirup wird gerne auf Pancakes gegessen.
Die einzige Ahornsirup-Reserve der Welt hat einen 16-Jahres-Tiefstand erreicht. Müssen Pfannkuchen-Liebhaber künftig auf das beliebte Süßungsmittel verzichten?

Auf Pancakes und Waffeln, im Kuchen und Porridge, aber auch in Form eines Dressings auf Salat oder sogar als Verfeinerung der Pasta-Sauce: Der Ahornsirup hat es längst in die Küchen Europas geschafft.

Das hat nicht nur mit seinem besonderen, holzig-karamelligen Geschmack zu tun. Viele Gesundheitsbewusste schwören darauf, gilt er doch als nährstoffreichere und natürliche Zucker-Alternative.

Doch nun hat die einzige strategische Ahornsirup-Reserve der Welt, sie befindet sich - natürlich im kanadischen - Quebec, einen 16-Jahres-Tiefstand erreicht. Normalerweise können hier bis zu 133 Millionen Pfund (rund 60 Millionen Kilogramm) des klebrigen Nahrungsmittels gelagert werden. 2023 waren es jedoch nicht mal 7 Millionen Pfund. Woran liegt das? Und ist damit zu rechnen, dass der Sirup, für den man bei uns je nach Marke und Qualität pro Liter schon jetzt ungefähr zwischen 20 und 60 Euro zahlt, noch teurer wird?

Süße Krise in Kanada: Geht uns bald der Ahornsirup aus?

Ahornsiruplager der Quebec Maple Syrup Producers in Laurierville, Quebec

Nachfrage ist gestiegen

Einerseits hängen die knapperen Reserven mit der weltweit gestiegenen Nachfrage zusammen. Etwa 75 Prozent der gesamten Ahornsirup-Produktion werden in Kanada hergestellt, es handelt sich um eine milliardenschwere Industrie. Den letzten aktuellen Zahlen zufolge exportierte das Land2021 rund 161 Millionen Pfund in weltweit 71 Länder, 19 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Simon Doré-Ouellet, stellvertretender Generaldirektor der Quebecer Ahornsirup-Produzenten, überrascht das nicht. Zur BBC sagte er, die Provinz Quebec (rund 90 Prozent des in Kanada produzierten Sirups kommen von hier) bemühe sich schon länger, Ahornsirup im Ausland bekannter zu machen. Besonders im Visier der Hersteller seien demnach die USA, Großbritannien, Deutschland, Australien und Japan.

Das Wetter wird wärmer - doch der Sirup braucht auch Kälte

Auch das durch den Klimawandel veränderte Wetter wirkt sich auf die Reserven aus: Der letzte Winter war in Kanada einer der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. 

Ideal für die Ahornsirup-Herstellung ist aber ein Gleichgewicht zwischen nächtlichen Minusgraden und etwas wärmeren Tagestemperaturen. Die Kälte hilft dem Ahornbaum, Wasser aus dem Boden zu beziehen. Durch das wärmere Wetter entsteht ein Druck, der das Wasser hochdrückt - das erleichtert die Ernte. Der Saft fließt, um den Baum für die Knospung mit Nährstoffen zu versorgen. In der Regel wird Ahornsirup vor allem zwischen Anfang März und Ende April erzeugt - mittlerweile meist über direkt vom Baum gelegte Leitungen. 

Süße Krise in Kanada: Geht uns bald der Ahornsirup aus?

Ein alter Ahornbaum mit mehreren Zapfstellen in Quebec

Produzenten-Vertreter Doré-Ouellet bezeichnete die Ernte als "unvorhersehbar", Schwankungen im Reserve-Angebot seien nicht ungewöhnlich. Und die Reserve in Quebec sei ja genau deshalb eingerichtet worden - um das wetterabhängige Angebot für die Käufer zu stabilisieren. Das mache sie jetzt.

"Ermutigende" Wettervorhersagen für die nächsten Wochen

Allgemein zeigte Doré-Ouellet sich zuversichtlich: "Die Zuckersaison hat in diesem Jahr früh begonnen und ist noch im Gange." Bislang sei die Produktion reichlich, die Wettervorhersagen für die nächsten Wochen "in ganz Quebec ermutigend".

Es gebe bereits Bemühungen, um die Reserve wieder aufzustocken – die Freigabe von 14 Millionen neuen Zapfstellen in den letzten drei Jahren etwa. Bei der Wiederauffüllung des Angebots handle es sich um einen mehrjährigen Prozess.

Versorgungsprobleme werde es in naher Zukunft aber keine geben, glaubt Doré-Ouellet. Auch andere Experten sagen, dass sich der Tiefstand in der Quebecer Reserve nicht auf die Verfügbarkeit oder den Preis des Sirups auswirken werde – zumindest vorerst. 

Diebstahlversuche

Je geringer die Ernten ausfallen, desto anfälliger dürfte die Ahornsirup-Industrie für Betrug werden. Es gab bereits Fälle, in denen gepanschtes Sirup in Umlauf kam. Auch zu Diebstahl kam es. Legendär war ein Versuch des Quebecer Lagermitarbeiters Richard Vallières aus dem Jahr 2012. Zusammen mit seinen Komplizen tauschte er Sirup der Reserve mit Wasser aus. Die Ware wollte er illegal weiterverkaufen und damit Millionen verdienen. Doch die Gruppe flog auf, die Polizei hatte einen anonymen Hinweis erhalten. 

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