Tiroler Polizei stemmt sich gegen drohendes Verkehrschaos am Brenner

Bis zu 1,4 Millionen Pkw passieren in der Reisezeit pro Monat die Mautstelle Schönberg der Brennerautobahn (A13)
Zusammenfassung
- Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn ist aus Sicherheitsgründen einspurig befahrbar und wird bis 2030 neu gebaut.
- Mehrere Bauvorhaben, darunter Brückenneubauten, belasten den Verkehr auf der A13 und A12 bis 2040 erheblich.
- Tiroler Polizei und Asfinag setzen Maßnahmen, um den Verkehrsfluss zu sichern.
Die Aussichten sind alles andere als rosig. Bereits seit 1. Jänner ist die baufällige Luegbrücke nahe der Grenze zu Italien - mit 1,8 Kilometern die längste auf der Brennerautobahn (A13) - aus Sicherheitsgründen nur noch einspurig befahrbar.
In den kommenden Tagen startet parallel zu dem Bauwerk ein Neubau, der aber bis Ende 2030 dauert.
Dieses Nadelöhr wird den Verkehr auf der jährlich von über 14 Millionen Fahrzeugen befahrenen A13 also noch über Jahre bremsen. Nur an 180 Hotspot-Tagen pro Jahr und bei entsprechend großem Rückstau auch kurzfristig für wenige Stunden wird eine zweite Fahrspur geöffnet.
Komplizierter Spurwechsel
Dabei müssen aber alle Schwerfahrzeuge auf die Überholspur in der Brückenmitte und alle anderen Fahrzeuge auf die Außenseite wechseln. "Die Verkehrsführung ist nicht alltäglich", sagte Enrico Leitgeb, Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei Tirol, am Dienstag bei einem Hintergrundgespräch. An den genannten 180 Tagen sei man daher vor Ort.
Mit einem Bündel an Maßnahmen will die Exekutive verhindern, dass der Verkehr in Tirol auf der Brennerroute zwischen Kufstein bis zum Alpenpass über Inntalautobahn (A12) und A13 - vorbei an der Landeshauptstadt Innsbruck - kollabiert. Die Luegbrücke ist dabei nicht das einzige Problem.
Ganze Reihe von Bauvorhaben
"Bis 2040 haben wir enorme Bauvorhaben auf der Strecke", so Leitgeb. So werden in den kommenden Jahren etwa drei weitere Autobahnbrücken neu gebaut. Und ab 2040 soll dann auch noch das Herzstück der Brennerautobahn - die Europabrücke - ersetzt werden.
Den Verkehr auf der Autobahn flüssig zu halten, sei in erster Linie Aufgabe der Asfinag, die Beeinträchtigungen durch Stauflüchtlinge auf das niederrangige Straßennetz für die Bevölkerung abzufedern, jene das Landes Tirol, betonte Landespolizeidirektor Helmut Tomac am Dienstag. "Aber wir sehen es als Aufgabe, unseren Beitrag zu leisten."
Für ein entsprechendes Verkehrsmanagement, das mit 1. April startet, wurde zuletzt im Zuge einer Dienststellenreform bei der Tiroler Exkekutive Personal umgeschichtet sowie zusätzlich bereitgestellt. Insgesamt stehen laut Tomac bis zu 22 Beamte "dort, wo es sehr turbulent zugeht" bereit. Jeden Stau werde man aber nicht verhindern können.
"Ein Pannen-Lkw, dann haben wir Stillstand"
Auf der Luegbrücke "reicht ein Pannen-Lkw, dann haben wir Stillstand", beschreibt Leitgeb die Problematik. Das primäre Ziel sei aber: "Wir wollen, dass der Transit- und Reiseverkehr am hochrangigen Straßennetz bleibt." Gelingt das nicht, rollen die Autos durch die Dörfer im Wipptal neben der Brennerautobahn.
Schon in den vergangenen Jahren wurden während Reisezeiten Abfahrverbote von den Hauptrouten vom Land erlassen und stetig erweitert, um Ausweichverkehr zu verhindern. Gelotst werden die Stauflüchtlinge meist von ihren Navi-Geräten.
Deren Betreiber "an Bord zu holen, ist ein Ding der Unmöglichkeit", weiß Tomac inzwischen. "Das ist ein wesentlicher Teil des Dilemmas." So lange grundsätzlich Verkehr möglich sei - Anrainer sind von den Abfahrverboten etwa ausgenommen - erkennen die GPS-Systeme laut Leitgeb potenzielle Schlupflöcher.
Wohnwägen auf Radwegen
"Heute findet das Navi jeden kleinsten Weg", so der für das Wipptal zuständige Bezirkspolizeikommandant Gerhard Niederwieser (Innsbruck-Land). "Wir hatten schon Leute mit Wohnwägen auf Radwegen und Sattelschlepper auf der Loipe".
Die Erfahrung von den Kontrolle der Abfahrverbote und entsprechender Zurückweisungen zeige: "Das Verständnis ist enden wollend. Das sind Leute, die nur in den Urlaub fahren wollen", hat Niederwieser ein gewisses Verständnis.
Der Start der Reisesaison steht vor der Tür. Mit Ostern geht es los. 2024, als die kirchlichen Feiertage ähnlich gelegen sind wie heuer, fuhren im April 980.000 Pkw über die Brennerautobahn. Von Mai bis einschließlich September waren es dann - bei einem Monatsschnitt von 973.000 Pkw über das Jahr gerechnet - jeweils über 1 Million Autos.
1,4 Millionen Pkw in einem Monat
Im Spitzenmonat August passierten dann fast 1,4 Millionen Pkw die Mautstelle Schönberg an der Brennerautobahn. Neben den Abfahrverboten sollen auch Schranken und Dosieranlagen sowie erweiterte Lkw-Fahrverbote für Entlastung sorgen.
In einer eigenen Verkehrsinformationszentrale der Polizei wird das Geschehen überwacht, um bei Problemen rasch eingreifen und Staubildungen abfangen zu können. "Es geht um Minuten", erklärt Bezirkspolizeikommandant Niederwieser. Aber auch er sagt: "Wir werden nicht jeden Stau verhindern können."
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