Tourismus: Sommersaison endet in Tirol mit neuen Rekorden

Zwei Wanderer auf einem Weg in einer grünen Berglandschaft mit schneebedecktem Gipfel.
Nicht nur die Zahlen der Urlauber und Nächtigungen sind erneut gestiegen. Die Wertschöpfung hat ebenfalls zugenommen.

Offiziell endet die Sommersaison mit dem Oktober. Aber im Tiroler Tourismus fällt der Startschuss für den Winter bereits am kommenden Wochenende mit dem Auftakt des Ski-Weltcups am Gletscher von Sölden. Zumindest im direkten Umfeld der präparierten Pisten liegt Schnee in der Hochgebirgslandschaft.

Und im Zuge eines Wetterumschwungs, der in höheren Lagen Schneefall verheißt, könnte sich die Kulisse bis zu den Rennen noch stärker in Weiß kleiden. "Wir bekommen jetzt tolle Winterbilder", zeigte sich Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck überzeugt.

"Schneepflug für ganz Tirol"

Gefragt zum Werbeeffekt zog Patricio Hetfleisch, Marketing-Leiter der Tirol Werbung, einen Vergleich zu den aus dem Louvre gestohlenen Juwelen. Die Bilder, die von Sölden in die Welt gingen, seien von "unschätzbarem Wert". Das sei Werbung, die man "mit normalem Geld nicht bezahlen kann." Sölden mache damit "den Schneepflug für ganz Tirol."

Eine Debatte, wie noch vor zwei Jahren, als sich angesichts praktisch schneefreier Berge im Vorfeld des Weltcup-Starts im Ötztal die Sinnfrage von derart frühen Rennen stellte, blieb heuer aus. Tirols Gletscherskigebiete bekamen vor Liftstart Ende September/Anfang Oktober Schnee vom Himmel serviert.

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Der Rennhang in Sölden vor einer Woche.

Bei dem Mediengespräch wurde aber zunächst Bilanz über die zu Ende gehende Sommersaison gezogen. Tourismusbranche und Landespolitik verbieten sich seit einigen Jahren, Statistikrekorde in den Vordergrund zu stellen, da sie für die Nächtigungsbetriebe nicht automatisch heißen, dass sie deshalb große Gewinne machen. 

2,63 Milliarden Euro Wertschöpfung

Angesichts dessen, dass die Wertschöpfung im heurigen Sommer laut ersten Berechnungen auf 2,63 Milliarden Euro zugenommen hat, sprach Gerber aber von einem "sensationellen Erfolg". Er hob besonders das Nächtigungsplus von 5,4 Prozent im September hervor.

Es gelinge immer besser, dass die Saisonen "nicht mehr so abgehackt sind". Nicht zuletzt angesichts klimatisch bedingt kürzer werdender Winter ist es ein Gebot der Stunde, in Tirol den Sommer zu stärken und sich in Richtung Ganzjahrestourismus zu entwickeln. Dazu müssen auch im Frühjahr und Herbst Gäste nach Tirol gelockt werden.

Hier sieht Gerber die Branche auf einem guten Weg: "In den letzten 10 Jahren haben wir im Herbst ein Plus von 25 Prozent erwirtschaftet." Die Zahlen für den heurigen Oktober liegen naturgemäß noch nicht vor. Aber schon jetzt ist klar, dass dem Rekordsommer 2024 heuer erneut ein Rekordsommer gefolgt ist.

Ein Plus bei Ankünften und Nächtigungen

Nach fünf von sechs Monaten (Mai bis September), die 90 Prozent der Nächtigungen repräsentieren, zeigt sich folgendes Bild: Es wurden 20,8 Millionen Nächtigungen verzeichnet, was ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 2,3 Prozent bedeutet. Bei der Zahl der Gästeankünfte (5,9 Millionen) gab es sogar ein Plus von 3,7 Prozent.

Angesichts der Wirtschaftskrise am wichtigsten Herkunfstmarkt Deutschland (11,9 Millionen Nächtigungen) und einem wetterbedingt laut Branchensprecher Alois Rainer "holprigem Start" im Juli ist das durchaus bemerkenswert. Es scheint also, als könnten selbst schwierigste Rahmenbedingungen - eine Pandemie ausgenommen - dem Tiroler Tourismus nichts anhaben.

"Einen Selbstläufer sehe ich nicht", meinte Gerber dazu auf Nachfrage. Der Tiroler Tourismus sei vielmehr "wahnsinnig innovativ geblieben". Rainer ortet eine "unfassbare Anpassungsfähigkeit". Mit Blick auf den Sommer sagt Hetfleisch zwar: "Kernprodukt bleibt das Wandern, das immer jünger wird. Da ist der Trend unser Freund."

Wellness und Kulinarik

Zugleich sieht der Marketingleiter der Tirol Werbung auch Faktoren, welche die Nachfrage dehnen würden. So habe die britische Times zuletzt eine Liste der weltweit besten Spa- und Wellnesshotels veröffentlicht. "Drei davon sind in Tirol." Außerdem sei Tirol kulinarisch mittlerweile auf Spitzenniveau. Der Guide Michelin listet 20 Sternrestaurants.

Positiv fällt der Ausblick in die Wintersaison aus. Hetfleisch ist bereits vor dem Start überzeugt, "dass wir mit einem Plus abschließen werden". Einerseits sei die Buchungslage bei über 80 Prozent der Betriebe gleich gut oder sogar besser wie im Vorjahr. Andererseits fielen die Ferien in Österreich und in für den Tourismus wichtigen Ländern günstiger.

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