Maschineneinsatz
Aber die Skigebiet-Betreiber standen heuer bereits im Sommer im Fadenkreuz der Kritik von Naturschützern, wurde doch die Piste im Bereich des Zielhangs mit gewaltigem Maschineneinsatz und massiven Erdbewegungen saniert. Im Zuge des Klimawandels verändert sich das Gelände – nicht nur wegen des Gletscherrückgangs – rasant.
Im Ötztal wird bereits gemunkelt, dass die Talabfahrt vom Rettenbachferner nach Sölden das nächste große Sorgenkind ist, weil sie an brüchigem Gelände vorbeiführt. Jakob „Jack“ Falkner, Chef der Bergbahnen Sölden, will das nicht bestätigten, sagt aber: „Das Thema des auftauenden Permafrosts haben wir überall im Skigebiet. Und es macht mir die meiste Angst für die Zukunft.“
Dass es bereits ein Gutachten gibt, dass die Verlegung der Talabfahrt empfiehlt, bestreitet Falkner. „Wenn einer eines hat, dann soll es mir geben“, sagt er und erklärt aber ganz allgemein. „Wir haben Überlegungen für gewisse Fälle.“ Denn: „Es geht oft über Nacht. Das habe ich schon öfter erlebt.“
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Wenn der Kitt fehlt
Hält der Permafrost das Gestein nicht mehr zusammen, kann das schnell zum Sicherheitsrisiko für den Skibetrieb werden. Erst vor wenigen Jahren mussten die Bergbahnen Sölden eine vom Abrutschen bedrohte Piste, die den Hang oberhalb eines Gletschersees neben dem Weltcup-Hang querte, auf unterhalb des Gewässers verlegen.
Die Ötztaler sind mit derartigen Problemen nicht allein. „Wir haben massive Probleme in allen fünf Tiroler Gletscherskigebieten. Es gibt jedes Jahr riesige Verfahren und Baustellen, um überhaupt sicheres Skifahren gewährleisten zu können“, weiß Tirols stellvertretender Landesumweltanwalt Walter Tschon.
Die Seilbahnbetreiber würden inzwischen bereis vorstellig werden, bevor der Winter zu Ende ist, um rechtzeitig Bewilligungen zu erhalten und die Arbeiten bis zur nächsten Saison erledigen zu können. Die Unternehmer besprechen ihre Vorhaben in der Regel mit der Umweltanwaltschaft vor, um Einsprüche von dieser zu vermeiden.
Pistensperren in Sicht
„Wir haben inzwischen ein eigenes Prozedere entwickelt, um das schnell abwickeln zu können“, sagt Tschon, der versichert: „Wenn es um Sicherheit geht, sind wir die Letzten, die blockieren.“ Nichtsdestotrotz ist er überzeugt: „Es wird in einigen Jahren so weit sein, dass einzelne Pistenabschnitte auf den Gletschern gesperrt werden müssen. Es bröckelt überall runter. Teilweise kommen riesige Felsbrocken daher.“ Mit der Ötztaler Talabfahrt wurde er noch nicht befasst.
Arbeiten, wie am dortigen Gletscher im Sommer, werden hier und andernorts aber nicht die Ausnahme bleiben, sondern eher die Regel sein. „Wir sind Betroffene, nicht Verursacher“, betont Seilbahnchef Falkner.
Seine Kollegen vom benachbarten Pitztaler Gletscher haben sich vor einigen Jahren großen Ärger eingebrockt, weil sie einen vom Klimawandel ramponierten Skiweg ohne Genehmigung verbreitern ließen – und dabei einen ganzen Berggrat abgesprengt haben.
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