Die Mission der ÖSV-Stars: Wie nützt man den Heimvorteil in Sölden?

Sonne, blauer Himmel, ein perfekter Rennhang - um diesen Arbeitsplatz beneiden viele ÖSV-Star Marco Schwarz
Es gibt Tage, da muss man die österreichischen Skifahrer wahrlich beneiden. Wer kann schon mit so einem atemberaubenden und unvergleichlichen Arbeitsplatz aufwarten, wie er sich dem ÖSV-Riesentorlaufteam am Donnerstag am Rettenbachferner hoch über Sölden dargeboten hat?
Sonnenschein, blauer Himmel, ein funkelnder Rennhang – kitschiger geht’s fast nicht mehr.
Selbst Rainer Gstrein tut sich schwer, sich an ähnliche Bedingungen zu erinnern. Seit der Premiere 1993 begleitet der langjährige Trainer von Benjamin Raich den Gletscherweltcup als Rennleiter, zum Abschied seiner Ära präsentiere sich die Piste nun „so gut wie noch nie“, betont der Ötztaler.

Rainer Gstrein ist seit dem ersten Gletscherrennen 1993 Rennleiter in Sölden. Heuer feiert der langjährige ÖSV-Coach seinen Abschied
Neue Wellen
Auch die ÖSV-Stars geraten ins Schwärmen. Nicht nur wegen der Piste, die für die heurigen Rennen im untersten Abschnitt neu modelliert und durch zwei signifikante Bodenwellen ergänzt wurde.
25.10. Riesentorlauf Damen
26.10. Riesentorlauf Herren
Frauen: Nina Astner (Tirol), Stephanie Brunner (T), Viktoria Bürgler (Sbg), Franziska Gritsch (T), Lisa Hörhager (T), Katharina Liensberger (V), Victoria Olivier (V), Julia Scheib (St) Maja Waroschitz (T)
Männer: Stefan Brennsteiner (Sbg), Manuel Feller (T), Lukas Feurstein (V), Patrick Feurstein (V), Raphael Haaser (T), Vincent Kriechmayr (OÖ), Joshua Sturm (T)
Marco Schwarz (K)
Als Gastgeber kam das österreichische Team in den Genuss eines mehrtägigen Sondertrainings, das sich im Idealfall positiv auf den Saisonauftakt auswirken sollte.
Fremdeln daheim
Das Erstaunliche ist ja, dass es genug ÖSV-Athleten gibt, die trotz des Heimvorteils mit dem Riesentorlauf in Sölden fremdeln und vor allem für den Steilhang bisher keine echte Neigung entwickelt haben.
Gerade im Herrenteam verbinden einige Läufer den Weltcupauftakt eher mit negativen Erinnerungen.

Stefan Brennsteiner kam in Sölden erst einmal ins Ziel
Aufholbedarf
Wenn Riesentorlauf-Spezialist Stefan Brennsteiner etwa ein Ranking seiner Lieblingspisten machen muss, dann schafft es Sölden nicht in die Top 3.
Wie denn auch?
Bei sechs Starts hat es der erfahrene Pinzgauer beim Saisonauftakt erst einmal in die Punkteränge geschafft. Vier Mal ist Brennsteiner ausgeschieden, so auch vor einem Jahr.
Nicht viel anders ergeht es Manuel Feller, der bei seinen bisherigen acht Rennen am Gletscher einen zwölften Platz als Highlight vorzuweisen hat.
Im Vorjahr war der Tiroler mit einem Ausfall in einen für seine Fähigkeiten vermurksten Riesentorlauf-Winter gestartet, der ihn im ersten Frust sogar dazu brachte, die Karriere als Riesentorläufer überhaupt ganz zu beenden.

Manuel Feller hat im Riesentorlauf noch einiges vor
Warum Feller sich in Sölden nun trotz gerade überstandener Bandscheibenprobleme trotzdem wieder über den Steilhang wagt?
„Weil ich so nicht als Riesentorläufer aufhören wollte. Ich möchte zeigen, dass da noch mehr in mir steckt.“
Entwicklungsschritte
Das ist so etwas wie der rote Faden im rot-weiß-roten Herren-Team: Der vergangene Winter war vor allem im Weltcup kein leichter, es gab viele Rückschläge, Enttäuschungen und auch mediale Prügel.
„Die Schweizer werden es nicht verlernt haben, Aber wir haben ein Herren-Team mit Niveau und Potenzial. Mir ist wichtig, dass man eine Entwicklung sieht“, erklärt Cheftrainer Marko Pfeifer.

Raphael Haaser gewann im Februar bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm Gold im Riesentorlauf
Ein großer Hoffnungsträger für einen Um- und Aufschwung ist neben dem aktuellen Riesentorlaufweltmeister Raphael Haaser vor allem Marco Schwarz.
Der Kärntner Allrounder präsentiert sich nach seiner langen Verletzungsmisere (Kreuzbandriss, Bandscheiben-OP) gerade im Riesentorlauf wieder in alter Frische und verbindet positive Erinnerungen an seinen letzten Auftritt am Rettenbachferner.
2023 war Schwarz in Sölden sogar dem Riesentorlauf-Dominator Marco Odermatt (SUI) um die Ohren gefahren und hatte nach dem ersten Durchgang sensationell das Klassement angeführt.
Das Rennen musste dann allerdings wegen heftiger Windböen abgesagt werden. „Ich habe schon gezeigt, dass ich hier herunter schnell sein kann.“

Im Vorjahr fuhr Marcel Hirscher in Sölden sein erstes Rennen als Holländer
Fragezeichen
Es wäre langsam auch wieder höchst an der Zeit für einen Podestplatz in Sölden. Roland Leitinger war der Letzte aus dem ÖSV-Herrenteam, der es auf das Stockerl schaffte (Zweiter 2021).
Der letzte Heimsieg (2014) ist überhaupt längst Schnee von vorvorgestern. Inzwischen fährt Marcel Hirscher für die Niederlande und lässt alle noch darüber im Dunkeln, ob er – wie vor einem Jahr – in Sölden am Start stehen wird.
Beobachter schwärmen von der Slalom-Form des achtfachen Gesamtweltcupsiegers. Das ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass Marcel Hirscher erst beim Weltcup-Slalom Mitte November in Levi (FIN) sein Comeback nach dem Kreuzbandriss feiern wird.
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