ÖSV-Star Kriechmayr: "Im letzten Winter waren wir wirklich schlecht“

Vincent Kriechmayr ist die Nummer 1 im österreichischen Abfahrtsteam
Der Ski-Star spricht über den Abwärtstrend der ÖSV-Abfahrer, Neo-Coach Evers und den tödlichen Unfall des Italieners Franzoso.

Rampensau wird aus Vincent Kriechmayr wohl keine mehr. Lieber fährt er auf einem Ski die Streif hinunter, bevor er freiwillig eine Bühne betritt. 

Am Freitag gab es für den österreichischen Abfahrts-Star freilich kein Entrinnen: Kriechmayr musste im Rahmen der ÖSV-Einkleidung im Europark in Salzburg auf den Laufsteg, um das neue ÖSV-Outfit zu präsentieren.

An diesem Montag steht der 34-Jährige bei der Premiere des Films Downhill Skiers in Wien erneut im Fokus.

Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr ist einer der Rennläufer, die im letzten Winter von einem Kamerateam begleitet wurden und faszinierende Einblicke in das Leben eines Abfahrers liefern.

Vorher sprach Vincent Kriechmayr noch über . . .

  • seine Stimmungslage vor dem Olympiawinter 

„In den letzten Jahren hat mir das Skifahren nicht immer so viel Spaß gemacht wie jetzt gerade. Wenn man gewisse Zielsetzungen hat und die nicht erreicht, dann zipft das einen an. So war’s bei mir. Im Moment fällt es mir sehr leicht, mich zu quälen. Mein Ziel ist es, dass ich wieder konstant vorne mitmische.“

  • die letzte Weltcupsaison ohne einen ÖSV-Podestplatz in der Abfahrt 

„Im letzten Winter waren wir wirklich schlecht. Ich kann nur von mir sprechen: Ich hatte gar keinen Speed mehr und habe deshalb versucht, an der Technik und am Material etwas zu ändern. Irgendwann bin ich dann gar nicht mehr vom Fleck gekommen. Einzelne Leistungen waren sicher gut, wenn man sich Raphael Haaser, Lukas Feurstein oder auch Stefan Eichberger ansieht, aber im Grunde genommen waren wir als Mannschaft nicht gut genug. Das kann man schon so ehrlich sagen.“

Bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm gewann Vincent Kriechmayr in der Abfahrt die Silbermedaille

Bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm gewann Vincent Kriechmayr in der Abfahrt die Silbermedaille

  • die Vorbereitung auf die neue Saison 

„Wir haben sehr viel Fokus auf die Skitechnik und das Gleiten gelegt, um wieder einen gewissen Grundspeed aufzubauen. Damit wir vor allem bei den leichten Passagen nicht so viel verlieren. Ich glaube, wir haben in dieser Richtung einen Schritt nach vorne gemacht. Ich weiß, ich sage das jedes Jahr, aber diesmal glaube ich es wirklich.“

  • den neuen ÖSV-Abfahrtstrainer Andreas Evers 

„Ich hatte unserem bisherigen Trainer Sepp Brunner viel zu verdanken. Andreas Evers war in der Vergangenheit sehr erfolgreich und wir schätzen es, dass er neue Inputs bringt. Das tut der ganzen Mannschaft gut.“

  • sein hohes Maß an Selbstkritik 

„Es ist wichtig, dass man selbstkritisch ist, zugleich sollte man auch wissen, dass man die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen hat. Ich bin generell ein Athlet, der nie von sich behauptet, dass er gut genug ist oder dass ich ausgelernt hätte. Ich habe meinen Trainern immer gesagt: Auch wenn ich grantig bin, weil ich einen Blödsinn gefahren bin, dann sollen sie mir ehrlich die Meinung reindrücken. So ist das auch mit Andreas Evers kommuniziert. Ich bin keiner, der sagt, dass er eh weiß, was er zu tun hat.“

  • den tödlichen Sturz des Italieners Matteo Franzoso im Training in Chile 

„Das ist eine tragische Geschichte. Und ich hoffe, dass sich der Skiverband und die anderen großen Verbände in Zukunft bei solchen Trainings mehr absprechen, mehr zusammenarbeiten und auch mehr in die Sicherheit investieren. Die Abfahrt in La Parva, wo alle Nationen trainieren, ist saugefährlich, da sind Holzzäune neben der Piste. Die großen Verbände haben es sich ein wenig zu leicht gemacht, was die Sicherheit betrifft. Diese Kritik müssen sie sich gefallen lassen, dass da zu wenig passiert ist.“

  • Olympische Spiele in Mitteleuropa 

„Erstens ist Olympia noch sehr weit weg, zweitens weiß ich gar nicht, wie Winterspiele im Alpenraum sind, weil ich noch keine erlebt habe. Es wird sicher eine andere Stimmung sein als 2018 und 2022. Wobei diese Spiele alle perfekt organisiert waren.“

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