Prozess gegen Ehepaar Benko: Ein Paarlauf des Schweigens
René und Nathalie Benko nehmen am Mittwoch auf der Anklagebank Platz - getrennt durch eine Polizistin
René Benko hat am Mittwochmorgen bereits im Schwurgerichtssaal auf der Anklagebank Platz genommen, als seine Ehefrau Nathalie mit einigen Minuten Verspätung auf freiem Fuß das Gebäude des Landesgerichts Innsbruck betritt.
Nachdem sie die Sicherheitskontrolle passiert hat, wird die 42-Jährige von Polizisten und ihrem Rechtsbeistand Michael Hohenauer in den Schwurgerichtssaal begleitet.
Hier muss sich das Ehepaar gemeinsam - im Saal durch eine Polizistin getrennt - vor einem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richterin Heide Maria Paul verantworten.
Wenig Worte, viel Schweigen
Nach den Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung bekennt sich René Benko "nicht schuldig" und erklärt: "Ich sehe meine Frau erstmals seit einem Jahr und will keine weiteren Aussagen machen."
Auch Nathalie Benko bekennt sich nicht schuldig und will keine weiteren Fragen beantworten.
Der Vorwurf der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA): betrügerische Krida. Es drohen bis zu 10 Jahre Haft.
Wegen dieses Delikts wurde der Milliarden-Pleitier bereits im Oktober in Innsbruck - nicht rechtskräftig - zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Im aktuellen Fall wird dem 48-Jährigen erneut vorgeworfen, Vermögenswerte vor den Gläubigern der Signa-Insolvenz verborgen und diese so geschädigt zu haben.
"Vollzeitmami"
Nathalie Benko, die sich am Mittwoch als "Vollzeitmami" bezeichnet und keine Angaben zur Einkommenssituation macht, soll dabei geholfen haben.
Konkret geht es um 120.000 Euro an Bargeld sowie Luxusuhren und Manschettenknöpfe im Wert von 248.817 Euro.
Nathalie Benko wird Mittäterschaft vorgeworfen
Sie wurden im Haus von "Berni" und "Moni" - Onkel und Tante von Nathalie Benko - im Tiroler Oberland gefunden. Gebunkert in einem Tresor, versteckt hinter Weinkisten.
Der Stellenwert der Familie
Die Familie, sie spielt im Vermögensdschungel des Ex-Miliardärs und der Aufarbeitung der Signa-Pleite eine große Rolle. Stiftungen sind etwa nach Benkos Mutter Ingeborg oder seiner Tochter Laura benannt und in der Verfügungsgewalt der engen Verwandtschaft des Immo-Spekulanten.
Welchen Wert diese Schatzkammern haben ist unklar, Im Falle des Tresors ist es offenkundig. Es geht um in Summe rund 370.000 Euro.
Alles dreht sich um den Safe
Wie die Anklage ausführte, erfolgte der Kauf des Geldschranks am 6. März 2024 - dem Tag, an dem René Benko selbst den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über sein Vermögen stellte.
Geliefert wurde der Safe am 11. März 2024 - kurz nach der tatsächlichen Eröffnung des Konkursverfahrens am 9. März 2024. Die Gegenstände wurden bis zur Hausdurchsuchung am 23. Jänner 2025 im Tresor in Pfunds versteckt.
Das juristische Problem an der Sache: Benko hat dem Insolvenzgericht ein Vermögensverzeichnis vorgelegt, in dem von den Werten keine Rede war.
Die Rechnung eines Juweliers machte zunächst den Masserverwalter misstrauisch und ließ in weiterer Folge die Soko Signa aktiv werden. Der entscheidende Hinweis zum Tresor kam von einem Bodyguard der Familie Benko, der KURIER hat darüber ausführlich berichtet.
René Benkos Verteidiger Norbert Wess sieht am Mittwoch "ein Parardebeispiel, wie man nicht anklagen darf" und meint: "Ich habe sehr auf diesen Prozess gewartet, weil er medial so getrieben worden ist."
Norbert Wess und sein Mandant
Der Wiener Staranwalt beantragt einen Freispruch für seinen Mandanten. Er habe einen Onkel, der war Priester, sagt Wess Richtung Schöffen: "Glauben tun wir hier nicht, hier geht es um Sicherheit."
"Hokuspokus" und "Totalschaden"
Die Vorwürfe der Anklage bezeichnet er als "Hokuspokus" und sieht einen "Totalschaden in der Begründung" der WKStA.
Die Stoßrichtung von Michael Hohenauer, der Frau Benko vertritt, geht in einen ähnliche Richtung. Die Anklage sei mangelhaft und fehlerhaft und zulasten der Angeklagten einseitig geführt. Er würde sich wünschen, dass die Schöffen einen Faktencheck durchführen würden.
Keine Hinweise auf Absprache in Datenträgern
In allen Datenträgern, die sichergestellt wurden, habe man nichts gefunden, dass sich das Ehepaar abgesprochen habe.
Es gebe nicht ansatzweise eine Begründung, dass man Nathalie Benko vorwerfen kann, sie habe mit Vorsatz Gläubiger geschädigt, so Hohenauer. 95 Prozent der im Tresor gefundenen Vermögenswerte seien Nathalie Benko zuzurechnen.
Der Safe sei Ende 2023/2024 ein Thema gewesen, "weil für die Familie Benko klar war, dass sie das Haus in Igls verlassen werden". Gemeint ist eine Luxuvilla in Innsbrucker Hanglage.
Ringe im Wert von 5,5 Millionen Euro
Aus diesem Grund hätten sie einen Platz für ihre wertvollsten Gegenstände gesucht. Und die Tante von Nathalie Benko sei eben so etwas wie eine Ersatzmutter für sie. Darum wurde der Tresor und in deren Haus aufgestellt.
Für Benko steht viel am Spiel.
Wem gehört was? Das ist letztlich die zentrale Frage, wenn es um Schuld oder Unschuld in diesem Prozess geht. Laut Wess hat Renè Benko aus 16 Armbanduhren 8 für seine beiden 6 und 11 Jahre alten Söhne ausgesucht und sie ihnen geschenkt.
Gebunkertes Bargeld
Dass die beiden diese tragen, sei nicht vorgesehen gewesen. Das Bargeld bestehe wiederum, so Wess, aus 500er-Scheinen, die es seit 2018 nicht mehr gibt. Daher könne man sie nicht mit der Insolvenz im Marz 2024 nicht in Einklang bringen.
Nathalie Benkos Anwalt Michael Hohenauer wiederum befindet, dass seine Mandantin kann klar erklären könne, warum der Tresor angeschafft wurde.
In dem befanden sich auch sieben Diamantringe, die nicht Teil der Anklage sind und laut Hohenauer einen Wert von 5,5 Millionen Euro haben. Die würden seiner Mandantin gehören und seien Geschenke ihres Mannes gewesen.
Es mache keinen Sinn Ringe im Wert von 5,5 Millionen Euro im Tresor zu lagern, "aber um 370.000 Euro soll René Benko seine Gläubiger geschädigt haben", fragt Hohenauer.
Befragt werden am Mittwochvormittag auch mehrere Zeugen - darunter Nathalie Benkos Onkel und Masserverwalter Andreas Grabenweger.
Ersterer sagt, er habe weder gewusst, was in dem Tresor in seinem Haus war, noch habe es ihn interessiert. Zweiterer erzählt, wie er zur Annahme gekommen ist, dass Benko Vermögen verschleiert. So habe er es als Masseverwalter noch nie gesehen, dass jemand im Vermögensverzeichnis das Bargeld mit null angibt.
Lokalaugenschein in der Villa
Ein, zwei Wochen nach dem Kokurs hat sich Grabenweger die Räume in der Villa in Igls zeigen lassen. Er habe zu Benko, er soll ihm zeigen, was ihm gehört.
"Es waren zwei Uhren, eine hatte er am Handgelenk. Es waren Manschnetten da, es war Schmuck da", erzählt er. Es sei auch darum gegangen, welche Geschenke Benko seiner Familie in den vergangenen zehn Jahren gemacht habe, sagt Grabenweger.
Der Hintergrund: Geschenke innerhalb der Familie kann ein Masseverwalter zehn Jahre zurück anfechten. Aber Benko habe keine Geschenke an seine Kinder erwähnt.
In der Presse sei aber die Rede von einer tollen Uhrensammlung von Herrn Benko gewesen. Er dachte sich, dazu muss er noch genauer hinschauen, so Grabenweger.
Wenig Erhellendes konnte der wie schon im ersten Prozess gegen Benko als Zeuge befragte Marcus Mühlberger, er war Vorstand in der Signa-Holding und vielfacher Geschäftsführer von Signa-Gesellschaften, beitragen.
Am frühen Nachmittag war das Beweisverfahren abgeschlossen. Ein Urteil wird am Nachmittag erwartet.
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