Bürgermeister-Stichwahl: Deutlich weniger Wahlkarten ausgegeben

Willi und Anzengruber
Bei der ÖVP gab es eine kuriose Panne. Sie hat in Online-Inseraten um Zustimmung für den bereits gescheiterten Florian Tursky geworben.

"Am Sonntag: Florian", war am Freitag auf Online-Nachrichten-Seiten über einem inserierten Konterfei von Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky zu lesen. Der Spitzenkandidat des bürgerlichen Bündnisses "Das neue Innsbruck" war freilich bereits am 14. April abgeschlagen auf Platz fünf aus dem Rennen um das Bürgermeisteramt ausgeschieden.

Die Werbeagentur, die den Wahlkampf für die ÖVP organisierte hat, habe bei einzelnen Medienpartnern vergessen, die Online-Kampagne zu stoppen, hieß es auf KURIER-Anfrage in der Landesparteizentrale. Nachdem der Fehler bemerkt wurde, zog man die Einschaltungen zurück.

Tatsächlich treffen sich nun am Sonntag Amtsinhaber Georg Willi und sein bürgerlicher Herausforderer Johannes Anzengruber (JA) in der Stichwahl.

Wer Freitagmittag im 6. Stock des Innsbrucker Rathauses aus dem Lift stieg, sah sich gleich direkt am Ende einer Schlange. Die führte ins Wahlkartenbüro, das bis 14 Uhr geöffnet hatte. Hier konnten für die Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag bis 14 Uhr Wahlkarten beantragt und auch abgegeben werden.

Bei der Gemeinderatswahl vor zwei Wochen, im Zuge derer auch die erste Runde der Bürgermeisterwahl erfolgte, wurden 14.838 Wahlkarten ausgegeben. Zurückgekommen und in der Zählung gelandet sind dann tatsächlich 12.055. Für das Duell zwischen Willi und Anzengruber wurden nun nur 10.598 Wahlkarten ausgefertigt, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt.

30 Prozent weniger

Das sind im Vergleich zur ersten Runde des Rennens um das Bürgermeisteramt rund 30 Prozent weniger - in absoluten Zahlen ein Minus von 4.240 potenziellen Wahlkartenwählern. Das könnte ein Hinweis auf eine geringere Wahlbeteiligung sein. Die lag am 14. April bei 60,5 Prozent, nachdem sie 2018 nur knapp über 50 Prozent erreichte.

Dass das Interesse an der Stichwahl geringer ist, als zum Auftakt der Bürgermeisterwahl, wäre nicht ungewöhnlich. Immerhin sind dabei elf Kandidaten ausgeschieden. Und ein Teil deren Anhänger wird den Urnen diesen Sonntag wohl fernbleiben. Die Ausgangslage für diese Wahlentscheidung ist aber extrem spannend.

Amtsinhaber Georg Willi landete mit 22,9 Prozent Stimmenanteil auf Platz eins. Ins Duell mit dem grünen Bürgermeister schaffte es der Ex-ÖVPler Johannes Anzengruber mit 19,4 Prozent. Seine neu gegründete Liste "JA - Jetzt Innsbruck" erreichte bei der Gemeinderatswahl ebenfalls sensationell Platz zwei - aus dem Stand.

Die beiden Kontrahenten hatten jeweils höhere Zustimmungswerte als ihre Listen. Sie wurden also auch von Unterstützern anderer Parteien gewählt. Georg Willi kam so auf 13.543 Stimmen. Anzengruber wurde von 11.455 Wählern und Wählerinnen angekreuzt. Das waren also 2.088 Stimmen weniger, die der 45-Jährige aufholen muss.

Beide rechneten im Vorfeld mit einer knappen Entscheidung. 100.564 Innsbrucker wären wahlberechtigt. Sie können ihre Stimmen - so sie nicht schon mit Wahlkarte gewählt haben - am Sonntag zwischen 7.30 und 16 Uhr in einem der 43 Wahllokalen abgeben. Mit einem Ergebnis wird zwischen 18 und 19 Uhr gerechnet.

Kommentare