"Bremsweg": Wie lang dauert es, bis laufendes Kind stoppt?

Kind läuft auf Teppich und wird dabei gefilmt
Experten testeten mit Volksschülern, wie lange sie brauchen, um aus Gehen oder Laufen heraus stehen zu bleiben. Das bringt wichtige Erkenntnisse für den Straßenverkehr.

Die Siebenjährige rennt los und weiß: Sobald sie einen Pfiff hört, muss sie stoppen.

Doch wie lang braucht die Volksschülerin, um aus der Bewegung heraus stehen zu bleiben? Länger als vermutet.

"Anders als Erwachsene können Kinder bis zu einem gewissen Alter eine begonnene Bewegung nicht einfach unterbrechen", erläutert Bettina Schützhofer vom verkehrspsychologischen Institut "sicher unterwegs".

Gemeinsam mit dem Institut für Fahrzeugsicherheit an der Technischen Universität Graz machten Expertinnen und Experten deshalb Tests mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren, um deren "Bremsweg" aus dem Gehen oder Laufen heraus festzustellen.

Die Ergebnisse gab das Team am Dienstag bekannt: Demnach braucht ein Kind durchschnittlich 1,8 Meter bis zum Stillstand, unabhängig vom Alter.

Weshalb es keinen Unterschied gibt 

"Ältere Kinder reagieren zwar schneller auf das Signal und können auch stärker abbremsen", begründet Ernst Tomasch von der TU Graz. "Aber aufgrund ihrer höheren Ausgangsgeschwindigkeit war ihr Bremsweg gleich lang wie der der jüngeren Kinder."

Mit dieser Studie betreten die Grazer Expertinnen und Experten Neuland: Für Kinder gab es bisher keinerlei entsprechende Daten, was die Reaktionszeit oder Geschwindigkeiten betrifft.

Andere Bewegungsmuster 

Sachverständige nützen bei der Rekonstruktion von Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Fußgängerinnen und Fußgängern sogenannte kinematische Modelle, um den Vorfall nachvollziehen zu können. Sind jedoch Kinder im Volksschulalter beteiligt, erreichen diese Modelle ihre Grenzen, denn die Bewegungsmuster von Sechs- bis Zehnjährigen unterscheiden sich deutlich von dem älterer Kinder oder Erwachsener. 

Aus dem Grund wurde das aktuelle Forschungsprojekt, "Kisimo" genannt, begonnen. Die Daten werden der Unfallforschung zur Verfügung gestellt, hieß es am Dienstag.

Die Studie bringt aber auch wichtige Erkenntnisse für alle Verkehrsteilnehmer: Wo Hupen vielleicht reicht, um Erwachsene rechtzeitig zu stoppen, kann das bei Kindern aufgrund der anderen Reaktion nicht mehr der Fall sein. Aber auch Verkehrsplaner seien gefragt, betont Tomasch: Wichtig sei, den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass Kinder ihn leichter überschauen können. "Der Verkehrsraums sollte für sie daher so weit einsehbar sein, dass sie bei Gefahr rechtzeitig stehen bleiben können."

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