Neuer Rot-Kreuz-Präsident: "Habe mit meiner Kritik recht gehabt"
"Ich hab’ das Gefühl, dass die Leute das so wollen, wie ich das sage“, sinniert Siegfried Schrittwieser und verweist auf sein Wahlergebnis.
112 von 167 Delegierten kürten den knapp 72-Jährigen vor zwei Wochen zum neuen Präsidenten des Roten Kreuzes Steiermark.
Der Obersteirer, seit 40 Jahren Funktionär in der Ortsstelle Thörl, seiner Heimatgemeinde, setzte sich damit überraschend deutlich gegen den amtierenden Präsidenten Werner Weinhofer durch. Dieser erhielt in der Kampfabstimmung 33 Prozent der Stimmen.
Für die nächsten fünf Jahre ist Schrittwiesers "Reformgruppe", wie er sie bezeichnet, am Ruder der Rettungsorganisation mit ihren rund 11.000 ehrenamtlichen sowie rund 1.700 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
In neuem Präsidium sind ausschließlich Personen, die im Roten Kreuz selbst Bezirksstellenleiter sind oder es zumindest einmal waren. Allerdings ist das siebenköpfige Gremium nun eine reine Männerpartie:
Leider habe noch nie eine Frau eine der Bezirksstellen geleitet, bedauert Schrittwieser, deshalb sei auch keine Frau auf seiner Wahlliste gewesen.
Siegfried Schrittwieser (*1952), gelernter Schlosser. 1987 bis 2009 Abgeordneter im Landtag Steiermark, vier Jahre davon als Präsident. Zuvor auch SPÖ-Klubobmann und Landesgeschäftsführer sowie Bürgermeister von Thörl. 2009 bis 2015 Landesrat
Rotes Kreuz
Der Obersteirer ist seit 40 Jahren Rot-Kreuz-Funktionär, 33 Jahren davon Ortsstellenleiter, acht Jahre Bezirksstellenleiter. Am 4. Juni setzte er sich in einer Kampfabstimmung mit 67 % der Stimmen gegen den amtierenden Präsidenten Werner Weinhofer durch
Doch weshalb trat Schrittwieser aus der Pension heraus eigentlich an?
"Weil es von der Führung zu wenig Wertschätzung für die Leute, die draußen bei den Menschen arbeiten, gegeben hat“, begründet er. "Es ist immer von Wertschätzung gesprochen, aber nicht gelebt worden. Aber wenn man Leute nicht gut behandelt, ihnen nicht das Gefühl gibt, was sie machen, ist gut und wichtig, werden sie keine Leistung erbringen. Wir müssen die Mitarbeiter so behandeln, dass sie Begeisterung entwickeln.“
Das zielt in Richtung der Ortsstellen, die der neue Präsident als Herz des Organisation sieht. „Die emotionale Bindung der Bevölkerung an das Rote Kreuz kommt über die Ortsstellen“, ist Schrittwieser überzeugt. „Die Ortsstellen lukrieren die Freiwilligen, ohne Ortsstellen keine Freiwilligen.
Deshalb muss man die Ortsstellen stützen und fördern.“ In den vergangenen Jahren sei der Weg zu deutlich in Richtung Zentralisierung gegangen, rügt Schrittwieser. „Und wenn man sich das Wahlergebnis in der Generalversammlung so anschaut, dann sieht es so aus, als ob ich mit meiner Kritik recht gehabt hätte.“
Ganz oben auf der Liste des Präsidenten steht Geld: Die Organisation verzeichnet einen jährlichen Abgang von rund fünf Millionen Euro, ein Minus, das durch nicht kostendeckende Kranken-, Rettungs- und Notfalltransporte entstehe.
"Da zahlen wir dazu, um den Abgang zu decken. Aber es kann ja nicht sein, dass wir als Rotes Kreuz Transporte machen und dafür auch noch zahlen, dass wir sie übernehmen", kritisiert Schrittwieser.
Wer zahlt was?
Gemeinden und Städte, Land Steiermark sowie ÖGK müssten da mehr mitziehen. "Es wird eine Hauptaufgabe des neuen Präsidiums sein, in Verhandlungen zu treten und zu fragen: Wer zahlt das?“
Die Leistung des Roten Kreuz müsse schon etwas wert sein, fordert Schrittwieser, zumal der "Rettungseuro“ , den die Gemeinden entrichten, seit acht Jahren nicht erhöht worden sei. Derzeit liegt der Beitrag bei neun Euro pro Einwohner.
"Ich bin sicher, dass die Politik das versteht“, glaubt Schrittwieser, selbst wieder ganz Ex-Politiker: Er saß unter anderem als SPÖ-Vizelandeshauptmann in der Landesregierung, zuvor war Schrittwieser Abgeordneter, Klubchef und Landtagspräsident.
Wiedersehen mit ehemaligen Kollegen
"Ich freue mich schon, da meine ehemaligen Kollegen wieder zu sehen“, schmunzelt er. Tatsächlich sind noch einige Landespolitiker aus Schrittwiesers aktiver Zeit im Amt, wenn auch in anderen Funktionen. ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler war etwa zur gleichen Zeit Landtagsabgeordneter wie Schrittwieser.
Der Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer, ist übrigens auch ein Steirer – er saß als ÖVP-Mandatar im Landtag, als Schrittwieser gerade dessen Präsident war.
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