NÖ: Wie der neue Rot-Kreuz Chef helfen wieder "cool" machen möchte

NÖ: Wie der neue Rot-Kreuz Chef helfen wieder "cool" machen möchte
Im Interview spricht der neu gewählte Präsident des NÖ Roten Kreuzes, Hans Ebner, über Ziele, prägende Ereignisse und Probleme der Organisation.

Josef Schmoll war acht Jahre lang Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich. Nun übergab er das Amt an Hans Ebner, der mit einer klaren Mehrheit von 88,3 Prozent zum Nachfolger gewählt wurde. In dieser Position hat er einiges vor.

Das Interview in voller Länge gibt es auf KURIER TV zu sehen:

KURIER Talk mit Hans Ebner

KURIER: Sie sind bereits seit 1988 ehrenamtlicher Mitarbeiter der Organisation. Warum haben Sie sich entschieden, fürs Rote Kreuz tätig zu werden?

Hans Ebner: Ein Kollege von mir war beim Roten Kreuz ehrenamtlich tätig. Irgendwann habe ich gesagt, ich möchte auch so eine rote Jacke haben. Und daraufhin wurde ich zum Schnuppern eingeladen. Wir haben dann einen Transport durchgeführt, ich habe interessiert zugeschaut und als wir dann zurückgekommen sind, habe ich gefragt: „Und wann bekomme ich jetzt so eine Jacke? Ich würde sie auch kaufen, ich will ja nur die Jacke haben“. Und der Kollege hat gesagt „Wenn du unterschreibst, bekommst du die Jacke“. Das war vor mehr als 35 Jahren. In der Zeit habe ich schon mehrere Jacken verschlissen.

NÖ: Wie der neue Rot-Kreuz Chef helfen wieder "cool" machen möchte

Bei seiner Antrittsrede versprach Ebner: „Wir sind da, um zu helfen“, und dankte seinem Vorgänger.

In 35 Jahren haben Sie in Ihren Funktionen als Leiter der Bezirksstelle Langenlois und als Viertelsvertreter des Waldviertels viel erlebt. Gibt es Ereignisse, die Ihnen besonders in Erinnerung bleiben werden?

Da fällt mir natürlich das Hochwasser 2002 ein, wo ich die Einsatzleitung übernommen habe. Es gibt viele Ereignisse, die mich im Laufe dieser Jahrzehnte begleitet haben oder die ich mit meinen Kameradinnen und Kameraden bewältigen musste. Aber das Hochwasser ist sicher das Prägendste, weil das bei mir in der Region war.

Die Aufgaben sind jetzt als Präsident nicht einfacher geworden. Wo liegen die Schwerpunkte? 

Im Rettungsdienst ist eine solide Basis-Finanzierung wichtig. Wir sind auf einem guten Weg und in Gesprächen mit den Verantwortlichen im Land, mit Gemeinden, mit den Krankenkassen. Wir sollten das Ehrenamt weiter fördern und ausbauen und dem Ehrenamt mehr Wertschätzung angedeihen lassen. Ein wichtiger Aspekt ist, unsere Häuser krisenfit zu machen. Da denke ich an Photovoltaikanlagen, Ausfallsicherheit für einige Stunden herstellen, hin zu erneuerbaren Energien, sodass wir in Krisenfällen eine gewisse Resilienz schaffen können, um unsere Gebäude weiter zu betreiben.

Auch die Jugendarbeit soll gestärkt werden. Der Nachwuchs wird weniger. Wie kann man denn junge Menschen für ehrenamtliche Arbeit begeistern?

Ich glaube, dass wir einen Meinungsbildungsprozess starten müssen. Es ist cool, einem anderen Menschen zu helfen, der in einer Notlage ist. Das ist keine Einbahn, sondern man bekommt Dankbarkeit zurück. Das füllt meine Akkus auf, um weiterzumachen. Gesellschaftlich betrachtet ist es auch gut, die Kinder vom Computer wegzubringen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Ich denke da an spielerisches Näherbringen von Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Rotes Kreuz 
Ebner leitete von 1996 bis 2021 die Bezirksstelle Langenlois, übernahm im Jahr 2005 zusätzlich die Funktion des Viertelsvertreters Waldviertel und war damit auch Mitglied des Arbeitsausschusses. Seit 2021 war er Vizepräsident, bevor er nun als Präsident übernahm.

Familie
Ebner war leitender Beamter bei der Österreichischen Post, ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne.

Das Rote Kreuz hilft auch der Ukraine, etwa mit älteren Fahrzeugen aus den Fuhrparks. Es gibt immer wieder die Kritik, warum man sich hier im Ausland engagiert?

Die Frage stellt sich nicht. Wir sind da, um Menschen zu helfen. Aufgrund unserer Grundsätze ist das schon vorgegeben. Wir fragen nicht nach Religion, nach Hautfarbe, nach Herkunft. Wir helfen, soweit es uns möglich ist und mit allen unseren Mitteln, um menschliches Leid zu lindern. Und da gehört natürlich die Ukraine auch dazu.

Wenn wir jetzt acht Jahre nach vorne springen, solange wie Ihr Vorgänger im Amt war. Was soll bis dahin geschafft sein?

Das ist eine äußerst schwierige Frage. Ich kann nicht in die Zukunft blicken. Ich kann sagen, ich werde mich bemühen, das Rote Kreuz weiter voranzubringen, für die Zukunft gut aufzustellen. Nicht nur auf der finanziellen Seite, sondern auch, was den Zusammenhalt sowie die Wirkung in der Gesellschaft betrifft.

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