Elke Kahr (KPÖ) stellt Weichen: Entscheidung über Kandidatur gefallen

Elke Kahr an Rednerpult
Die KPÖ-Bürgermeisterin gibt bekannt, ob sie bei den Gemeinderatswahlen im Herbst 2026 erneut als Spitzenkandidatin antritt.

Knapp vor den Gemeinderatswahlen 2021 gab sich Elke Kahr ganz in ihrer üblichen Manier zurückhaltend: Ja, freilich, mehr Verantwortung in der Stadtpolitik wolle sie natürlich schon. Aber eben nicht um jeden Preis: "Wir verbiegen uns gegenüber niemandem."

Mehrfache Premiere

Ein paar Tage später war klar: Die KPÖ ist in Graz tatsächlich in die Rolle gerutscht, "mehr Verantwortung" übernehmen zu müssen, wenn sie es denn nur wolle - die Partei verdrängte die ÖVP vom ersten Platz.

Kahr stellte dann binnen kurzer Zeit eine Koalition mit Grünen und SPÖ auf und präsentierte Mitte November 2021 gleich drei Premieren:

  • Die erste Bürgermeisterin in Graz.
  • Die erste KPÖ-Politikerin an der Spitze einer Landeshauptstadt überhaupt.
  • Erstmals wird eine Landeshauptstadt Österreichs von einem Frauen-Duo regiert, Kahr hat als Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) an ihrer Seite.

Fast vier Jahre später sind die halb lustigen Scherzchen über Graz als einer der drei Regionen abseits Chinas und Nordkoreas, wo Kommunisten noch etwas zu sagen hätten, verstummt, das weltweite Medieninteresse aber geblieben.

Entscheidung über Kahrs Kandidatur ist gefallen

So wurde Kahr etwa von einer internationalen Jury zur "Weltbürgermeisterin" gekürt. Auch ein trauriges Ereignis rückte Kahr wieder in den Fokus der Berichterstattung, der Amoklauf am BORG Dreierschützengasse.

Regulär wird in Graz Ende September, Anfang Oktober 2026 gewählt - und nicht nur die eigene Partei, sondern auch die politischen Mitbewerber fragen sich: Tritt die Bürgermeisterin noch einmal an?

Die Entscheidung ist mittlerweile gefallen.

Donnerstagnachmittag wird die 63-Jährige ihren Parteifreunden auf der Bezirkskonferenz der KPÖ Graz ihren Entschluss mitteilen, danach die Öffentlichkeit informieren.

Wer, wenn nicht Kahr?

Tritt Kahr nicht erneut an, wäre Stadtrat Robert Krotzer der logische Nachfolger, er ist seit 2017 für die KPÖ im Grazer Stadtsenat. Das wäre auch ein Zeichen für einen Generationenwechsel, Krotzer ist 38 Jahre alt.

Eine in anderen Parteien übliche Variante, den bekannten Amtsinhaber ins Rennen zu schicken und mitten in der Periode zu wechseln, wird für die KPÖ eher kein Thema sein - das passt nicht in deren Zugang zu Politik. Sie habe, so bekundete Kahr kürzlich auf Ö1, auch kein Problem damit, sollte die KPÖ nach den nächsten Wahlen nicht mehr stärkste Fraktion sein.

Tatsächlich hat die KPÖ auch nach Kahrs Übernahme von Parteiamt wie Spitzenkandidatur von Ernest Kaltenegger erst einmal an Stimmen verloren: 2003 pushte der umtriebige Kaltenegger, der die KPÖ erstmals in den Stadtsenat gebracht hatte,  auf 20,8 Prozent der Wählerstimmen - als Kahr 2008 antrat, rutschen die Kommunisten auf 11,2 Prozent ab.

Danach ging es wieder stetig nach oben, 2021 landeten die Kommunisten unter Kahr bei 28,8 Prozent. 

Was den Erfolg ausmacht

Selbst gutbürgerliche Bezirke färbten sich 2021 von schwarz auf dunkelrot. Das hat mit dem Image der KPÖ zu tun, die viele Wählerinnen und Wähler nicht mit dem Kommunismus und dessen Vergangenheit in der Geschichte in Verbindung bringen: Durch ihre Sozialpolitik - zwei Drittel der Politikergage landet im KPÖ-Sozialfonds - hat die KPÖ die in Graz einst starke Sozialdemokratie links überholt.

Außerdem ist Graz in Bezug auf Kommunisten ein Phänomen: Seit 1945 hat die KPÖ durchgehend Mandate im Gemeinderat. Das gibt es sonst in keiner Stadt.

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