Eltern nach Amoklauf in Graz: "Stehen vor einem inneren Trümmerhaufen"

Kerzen vor Schule nach Amoklauf
Elternverein meldet sich mit offenem Brief: So soll der Schulbeginn im Herbst verschoben und alternative Unterrichtsformen eingeführt werden.

Zusammenfassung

  • Der Elternverein des BORG Dreierschützengasse fordert nach dem Amoklauf in Graz, keine Rückkehr zur alten Normalität und appelliert an die Politik.
  • Es werden konkrete Maßnahmen und Konzepte gefordert, um den Schulbeginn und Schulbetrieb im Herbst sicher zu gestalten, inklusive Überprüfung des Schulbeginns und alternativer Unterrichtsformen.
  • Ein multiprofessionelles Auffangnetz mit internationalen Experten soll etabliert werden, um die Sicherheit und psychologische Unterstützung am Schulstandort zu gewährleisten.

Wenige Wochen nach dem Amoklauf in Graz mit elf Todesopfern appelliert der Elternverein des BORG Dreierschützengasse an Politik in Bund, Land Steiermark wie Stadt Graz: "Es darf kein Zurück zur Normalität gegen, weil das alte 'Normal' nicht mehr existiert", schreiben die Obleute in einem offenen Brief.

"Wir haben unsere Kinder am 10. Juni in einen Schultag wie jeden anderen geschickt. Von diesem Schultag sind neun Jugendliche und eine Lehrerin nicht mehr nach Hause gekommen", erinnern die Eltern in dem Schreiben, das unter anderem an die Mitglieder der Bundes-, Landes- und Stadtregierung ging.

"Die schützen, die überlebt haben"

"Alle anderen Betroffenen sind nicht mehr die, die sie vor diesem Tag waren. Sie stehen vor einem inneren Trümmerhaufen." Der Elternverein fordert "konkrete, verbindliche Maßnahmen", um die Rückkehr an das BORG von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften im Herbst sicher zu gestalten. "Es sind zu viele Menschen gestorben. Jetzt müssen wir handeln, um die zu schützen, die überlebt haben."

Mehrere Punkte sprechen die Obleute an.

  • Schulbeginn am BORG: Die Verschiebung des Schulbeginns im Herbst sollte "ernsthaft geprüft" werden, um ausreichend Zeit für Planungen und Stabilisierung zu haben.
  • Schulbetrieb: Geschaffen werden sollten alternative Online-Unterrichtsformen oder eine Art hybrider Schulbetrieb. In den kommenden drei bis vier Jahren sollten den betroffenen Schülerinnen und Schüler ein geringerer Leistungsdruck abverlangt werden, etwa durch Reduktion von Schularbeiten oder Ermöglichung individueller Pausen.
  • Schulgebäude: Die Eltern bitten darum, dass es keine "vorschnellen Sanierungen" geben soll. In Fragen möglicher baulicher Adaptierungen sollten Lehrkörper, Elternvertreter und Schülervertretung eingebunden werden. 

Zudem sollten für die Aufarbeitung internationale Expertinnnen und Experten für Schulamokläufe und deren Folgen konsultiert werden, ebenso Fachleute für Traumatherapie und Traumapädagogik.

"Ein sicherer Ort"

Das erfordere ein schulpsychologisches, psychotherapeutisches und traumapädagogisches Gesamtkonzept: "Es soll ein wirklich tragfähiges und multiprofessionelles Auffangnetz für alle Betroffenen aufgebaut werden", fordern die Elternvertreter.

Dieses Netz müsse als "sicherer Ort am Standort und im Schulbetrieb, räumlich wie personell" etabliert werden.

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