Grazer Mordversuchsprozess: Spiegelscherbe im Gefängnis als Waffe verwendet

Grazer Mordversuchsprozess: Spiegelscherbe im Gefängnis als Waffe verwendet
Staatsanwalt: "Gezielte Stiche und Schnitte". Der Verteidiger sprach von einer Notwehrsituation.

Mit zwei spitzen Spiegelscherben ist ein Häftling im Jänner 2023 in der Haftanstalt Graz-Jakomini auf einen Mitgefangenen losgegangen. Er verletzte ihn so schwer, dass der Mann nur durch eine Notoperation überlebte. Der 25-jährige Angreifer musste sich am Mittwoch wegen versuchen Mordes vor einem Geschworenensenat verantworten. Sein Verteidiger sprach von einer Notwehrsituation.

In der Zelle hatten sich drei Häftlinge befunden, der Angeklagte, das Opfer und ein weiterer Mann. Als es zwischen den beiden anderen zu einer Auseinandersetzung kam und die beiden mit Wasser herumschütteten, wollte der Beschuldigte die Justizwache rufen. Doch es kam niemand. Er fühlte sich offenbar bedroht, zerschlug zwei Spiegel und bewaffnete sich mit spitzen Scherben. "Er hat mich gegen die Brust getreten und ich habe ihn aufgeschlitzt", so seine knappe Schilderung. "Wollten Sie ihn töten?", fragte Richterin Michaela Lapanje. "Nein", kam die Antwort.

Spiegelscherbe als tödliche Waffe

Staatsanwalt Johannes Winklhofer beschrieb, dass die Stiche in Hals, Brust und Oberbauch nur knapp die Halsschlagader verfehlt hatten. Bei der Notoperation musste ein Teil der Lunge entfernt werden. "Die Spiegelscherben sind tödliche Waffen", betonte der Ankläger.

Der Verteidiger betonte, es habe sich um Notwehr gehandelt. "Welches Mordmotiv hätte er gehabt?", gab er zu bedenken. "Sie waren zu zweit und hätten alles mögliche machen können", sagte der 25-Jährige. "Gab es einen weiteren Angriff - außer dem Tritt - von einem der beiden?", fragte die Richterin, was der Angeklagte verneinte. "Kann es sein, dass Sie den Tritt bekommen haben, weil der andere schon Angst gehabt hat und sie nur auf Distanz halten wollte?", gab der Staatsanwalt zu bedenken.

Unter den Zeugen, die noch gehört werden solle, befindet sich auch der damals dritte Häftling, der mittlerweile seine Strafe verbüßt hat.

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