Der Bedarf steigt: Früher Start von Kältebus und Notschlafstellen

Mann überreicht Schlafsack bei Kältebus
Die Winternothilfe in der Steiermark startet bereits kommende Woche. Hilfseinrichtungen melden Rekordzahlen aus dem Vorjahr.

"Not kennt keine Jahreszeiten", überlegt Nicola Baloch, Geschäftsführerin der VinziWerke Österreich. 45.500 Nächtigungen von Menschen, die sonst keinen Platz gefunden hätten, verzeichneten die Notschlafstellen die Hilfseinrichtung 2023 allein in der Steiermark.

Doch gerade die nahende kältere Jahreszeit ist besonders herausfordernd. So fährt etwa die Caritas Hilfsangebote für den Winter  heuer so früh hoch wie nie zuvor: Bereits ab kommenden Montag, 4. November, sind Kältetelefon, Kältebus und Winternotschlafstellen besetzt.

Das sei dank einer höheren Förderung der Stadt Graz möglich, wie Erich Hohl, Vizedirektor der Caritas Steiermark, schildert. 

Steigender Bedarf erwartet

Angesichts der Rekordzahlen aus dem Winter 2023/24 rüstet sich die Hilfseinrichtungen für steigenden Bedarf:

  • Es gab 500 Anrufe beim Kältetelefon (Rufnummer 0676 880 15 8111), das bis Ende März täglich von 18 bis 24 Uhr besetzt ist. Wer einen obdachlosen Menschen auf der Straße oder einer Parkbank schlafen sieht, kann sich dort melden und Hilfe besorgen.
  • 800 Mal rückte das Team des Kältebus aus und verteilte Essen sowie heiße Getränke und Decken, warme Jacken oder Schlafsäcke für jene, die nicht mit in eine Notschlafstelle kommen wollten. Gesucht werden derzeit übrigens noch Spenden von winterfesten Schlafsäcken.
  • In der Winternotschlafstelle wurden 4.300 Nächtigungen verzeichnet. Das war gegenüber der Vorjahressaison ein Zuwachs von 1.300 oder 43 Prozent.

Die VinziWerke ziehen eine ähnliche hohe Bilanz. Über das gesamte Jahr 2023 gerechnet waren deren steirische Notschlafstellen zu 80 Prozent ausgelastet.

Das Geld reicht nicht mehr 

"Fast alle Häuser melden steigende Nachfrage. Wir bemerken, dass der Dauer-Krisenzustand in unserer Gesellschaft zunehmend dazu führt, dass Menschen mit den ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ihren täglichen Bedarf nicht mehr decken können", fasst Geschäftsführerin Baloch zusammen.

Notschlafstellen der Caritas

  • Arche 38 für Männer: 30 Plätze 
  • Arche 38 Mensch und Tier: 4 Plätze 
  • Ressidorf: 21 Schlaf- und Betreuungsplätze für obdachlose Menschen
  • Frauennotschlafstelle FranzisCa: Plätze für 20 Frauen und 6 Kinder in Eggenberg
  • Schlupfhaus für Jugendliche: Plätze für 7 Burschen und 5 Mädchen 
  • Winternotschlafstelle St. Lukas: 36 Plätze für Männer (26) und Frauen (10)
  • Notschlafstelle Leoben: 15 Plätze für Männer, Frauen und Kinder in der Pfarre Lerchenfeld

Einrichtungen der VinziWerke

  • VinziTel: Platz für 25 Gäste und zusätzlich 3 Notbetten
  • Haus Rosalie: Notschlafstelle für 15 Frauen und Kinder Platz
  • VinziNest: Notschlafstelle für Männer mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft (80 Plätze, zusätzlich 10 Notbetten)
  • VinziSchutz: Notschlafstelle für Frauen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft (24 Pätze4, zusätzlich 5 Notbetten)
  • VinziDorf und VinziMed: 39 Plätze
  • VinziBus: tägliche Essensausgabe für Menschen in Not (20 Uhr Augarten, 20:30 Uhr Jakominiplatz, 21 Uhr Hauptbahnhof)

Indes planen die VinziWerke, die in die Jahre gekommenen Einrichtungen VinziNest und VinziSchutz zu sanieren. Mit gemeinsam 120 Betten ist das die größte Notschlafstelle im Bundesland.

Die Kosten ("in sechsstelligem Bereich", wie es heißt) dafür müssen auch durch Spenden aufgebracht werden, derzeit wartet man noch auf den Beginn der Bauverhandlung. Zudem muss ein Ausweichquartier bezugsbereit gemacht werden. 

"Niemand muss in der Stadt Graz auf der Straße übernachten", betont auch Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ). "Es ist gerade in der kalten Jahreszeit wichtig, alle zu unterstützen, die in eine Notlage geraten."

So gäbe es einen erhöhten Zuschuss für Energiekosten durch das Sozialamt, zudem einen Härtefallfonds für "unbürokratische Unterstützungsmöglichkeiten". 

Kommentare