"Airpower": Wie das Sicherheitskonzept des Heeres aussieht
In einer Woche hebt die "Airpower" in der Steiermark ab: Bis zu 300.000 Besucherinnen und Besucher werden am 6. und 7. September bei der Flugschau in Zeltweg erwartet.
Dort steht, nur ein Monat nach den Absagen der Taylor-Swift-Konzerte in Wien wegen Terrorgefahr durch mutmaßliche Islamisten, eine Aufgabe umso mehr im Fokus: die Massenveranstaltung wie bereits zehn Mal zuvor erneut sicher über die Bühne zu bringen.
Oberstleutnant Michael Hendel, Leiter des regionalen Projektteams am Fliegerhorst Zeltweg, betont, dass die "Swift-Thematik gezeigt hat, man muss Vorsicht walten lassen. Zu 100 Prozent kann man nie etwas ausschließen, aber man kann sich an die 100 Prozent annähern."
Die KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche Sicherheitskontrollen gibt es?
Zum vierten Mal werden bei der Flugschau Einlasskontrollen durchgeführt, zuvor konnte man ungehindert auf das Gelände gehen. Die Personenkontrollen gibt es erst seit der "Airpower" 2016 und waren eine Reaktion auf den islamistischen Terror in Europa, erläutert Oberstleutnant Hendel, Stichwort Nizza-Anschlag: Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw durch eine Menschenmenge, die den französischen Nationalfeiertag zelebrierte - 86 Menschen starben.
"Damals haben wir das Sicherheitslevel auf die für uns höchste Stufe gehoben", beschreibt der Offizier. Die drei Zugänge zum Militärgelände werden mit einer Art Schleusen abgeriegelt: 600 Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillon Wien 1, eines Milizbataillons, kontrollieren ausnahmslos jeden Gast, der zur Veranstaltung will, auch deren Taschen werden überprüft. "Mit etwas Wartezeit ist daher zu rechnen", bittet Hendel vorab um Geduld.
Welche Gegenstände dürfen nicht mit zur Show?
Natürlich jegliche Art von Waffe, Sprengmittel oder Suchtgift. Doch die Liste an verbotenen Gegenständen, die Fans nicht zur Flugschau mitnehmen dürfen, ist lang. Hier ein Auszug:
- Laserpointer
- pyrotechnische Artikel
- Sonnenschirme und Liegestühle
- Leitern
- Glasflaschen und Gläser
- Strandmuscheln, Zelte und dergleichen
- Drohnen, Modellflugzeuge oder Luftballons
- Messer aller Art (auch Jausenmesser)
Wer jemals in Zeltweg war, weiß: Das Straßennetz um den Fliegerhorst hat nur begrenzte Kapazitäten. Bei der Anreise mit dem Pkw gilt daher: sehr zeitig losfahren, denn sonst droht der nahezu unvermeidliche Stau. Einlass ist ab 7 Uhr, das Programm beginnt um 9 Uhr.
- Mit dem eigenen Auto: Grundsätzlich werden in der Nähe des Fliegerhorstes Parkflächen eingerichtet, aber: Die Pkw-Stellflächen sind nicht gratis und kosten ab 20 Euro pro Tag pro Auto. Sie können online reserviert werden. Von den Parkplätzen geht es entweder zu Fuß oder mit kostenlosen Shuttlebussen zum Veranstaltungsgelände. Achtung: Auch Motorradfahrer brauchen Parktickets für ihre Maschinen, sie sind ebenfalls vorab online buchbar.
- Mit dem Zug: Aus Wien, Salzburg, Linz und Villach fahren am 6. und 7. September Sonderzüge; vom Bahnhof Zeltweg gibt es dann ebenfalls Shuttlebusse. Laut Veranstalter garantiere "ein Ticketkauf automatisch einen Sitzplatz", denn es würden nur so viele Bahnfahrkarten verkauft wie Sitzplätze vorhanden sind. Bei der Flugschau 2022 gab es bei der Abreise am Bahnhof Zeltweg massive Überlastung, deshalb wurde heuer einer der Bahnsteige von 80 auf 160 Meter verlängert: Nun können dort auch Railjets einfahren.
- Mit dem Bus: Es werden eigene Busverbindungen mit Zustiegsmöglichkeiten quer durch Österreich eingerichtet; Details und passende Verbindungen findet man auf einer eigenen Homepage. Tickets gibt es ab 39 Euro.
Wird man beim Einlass mit einem Gegenstand der roten Liste erwischt wird, gibt es zwei Möglichkeiten: Wer sich nicht davon trennen kann, wird vom Heer weg gewiesen und darf nicht auf das Gelände. Oder man lässt das Utensil zurück, allerdings gibt es am Einlass keine Depots oder Aufbewahrungsmöglichkeiten.
Und was darf problemlos mit? Neben Mobiltelefonen unter anderem Gehbehelfe und Kopfbedeckungen sowie Plastikflaschen, nicht ausziehbare Klappsessel oder kompakte Regenschirme.
Werden auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen überprüft?
Grundsätzlich ist die Flugschau eine Veranstaltung, die vom Heer und seinem Personal gestemmt wird. An die 3.300 Soldatinnen und Soldaten sind an den zwei Tagen in Zeltweg im Dienst. Unter ihnen auch Militärpolizei oder Pioniere, somit ist im Gegensatz zu anderen Großveranstaltungen à la Swift-Konzerte keine externe Security-Firma nötig oder Elektrotechniker, die bei der Verlegung von Stromkabeln eingesetzt werden müssten.
Dennoch gibt es auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem zivilen Bereich, rund 400 werden es sein. Das betrifft etwa die 55 Gastronomiestände oder die Betreuung im VIP-Bereich. Diese Personen seien vorab überprüft worden, versichert Hendel: Für sie gibt es eigenes Akkreditierungssystem, ohne Akkreditierung komme niemand auf das Gelände. Das gilt übrigens auch für Journalistinnen und Journalisten.
Wie schnell könnte das Gelände im Ernstfall evakuiert werden?
Der militärische Fliegerhorst Hinterstoisser - hier sind auch die Eurofighter stationiert - hat eine Veranstaltungsgenehmigung der zivilen Behörden für eine Besucheranzahl von maximal 150.000, jeweils für Freitag und Samstag. 2022 kamen am ersten "Airpower"-Tag 125.000 Gäste, am zweiten, dem Samstag, war die Vollauslastung mit 150.000 erreicht - mehr erlaubt der Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Murtal nicht.
Um eine Genehmigung zu bekommen, müssen auch sogenannte "Entflüchtungsgutachten" vorgelegt werden, definierte Fluchtstrecken und -pläne für den Ernstfall also. Dazu gibt es diverse Räumungsszenarien: Eine "schnelle Evakuierung" des Geländes wäre demnach in acht Minuten und 30 Sekunden möglich.
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